Babykost: Gesundheitsexperten informieren über Nachteile von Breien aus Quetschbeuteln
Gesundheitsexperten zufolge ist Muttermilch die beste Ernährung für das Baby. Dennoch fangen manche Mütter sehr früh mit Beikost für den Nachwuchs an. Als problematisch wird hier oft Babybrei aus sogenannten „Quetschbeuteln“ angesehen. Denn dieser ist nicht nur meist viel zu süß, sondern bringt auch noch weitere Nachteile für das Kind mit sich.
In der Muttermilch ist alles nötige enthalten
Wie die Stiftung Kindergesundheit auf ihrer Webseite schreibt, ist es wirklich nicht schwer, ein Baby in den ersten Monaten optimal zu ernähren. Schließlich ist in der Muttermilch und auch im Fläschchen alles drin, was das Kind braucht. Die Natur hat es sehr sinnvoll geregelt: Wenn der Bedarf des Babys an Nährstoffen steigt, ist der Nachwuchs auch in der Lage, mehr und festere Nahrung aufzunehmen. Saugen kann es ja von der Geburt an, Löffeln muss es erst lernen. Pürierte oder flüssige Beikostprodukte in Plastikbeuteln sind dafür aber nicht unbedingt der beste Weg. Denn der Inhalt derartiger „Quetschbeutel“ sei laut der Stiftung oft viel zu süß. Zudem lernt das Kind durch das fortgesetzte Saugen der Nahrung erst später, Brei von einem Löffel oder stückige Kost aus der Hand zu essen und kann Essensmarotten entwickeln.
Beikost soll Muttermilch nicht völlig ersetzen
Wie die Experten erklären, versteckt sich hinter dem Begriff „Beikost“ allerlei: Zum Beispiel Gemüse, Obst, Kartoffeln, Butter, Öl, Fleisch, Ei und Getreide und die daraus hergestellten Breie.
Kurzum alles, was man dem Nachwuchs gegen Ende des ersten Lebenshalbjahres zusätzlich zur Muttermilch (oder Säuglingsmilchnahrung) füttert.
Allerdings soll die Beikost die bis dahin angebotene Muttermilch oder Säuglingsnahrung ergänzen und nicht völlig ersetzen, betont die Stiftung Kindergesundheit.
Auch nach der Einführung der ersten Beikostmahlzeiten sollten die Kleinen weiter gestillt werden, solange Mutter und Kind das möchten und können.
Auch Kinder, die bereits mit dem Fläschchen gefüttert werden, sollten auch nach Einführung von Brei- und Löffelkost ihre Flasche weiterhin erhalten.
Nicht zu früh und nicht zu spät
„Beikost sollte nicht vor dem Alter von 17 Wochen, also dem Beginn des 5. Lebensmonats und nicht später als mit 26 Wochen, also zu Beginn des 7. Lebensmonats eingeführt werden“, präzisiert der Vorsitzende der Stiftung Kindergesundheit, Professor Dr. Berthold Koletzko.
„In diesen Wochen verschwindet bei den meisten Babys der Zungenstoßreflex, gleichzeitig entwickelt sich die Fähigkeit, einen Brei mit der Zunge in den Rachen zu befördern und dann hinunterzuschlucken“, so der Stoffwechselexperte der Universitäts-Kinderklinik München.
In diesem Alterszeitraum wird das Kind auch immer aktiver. Die ersten Milchzähne kommen zum Vorschein.
Das Baby bewegt sich viel, verfolgt mit Neugierde, was seine Eltern und Geschwister am Familientisch essen, greift selbst nach Löffel und Nahrung und nimmt sie in den Mund.
Auch reichen Muttermilch oder Fläschchen häufig nicht mehr aus, seinen steigenden Bedarf an Nährstoffen und Energie zu decken.
Das Baby mag was die Mutter isst
Babys sind normalerweise misstrauisch, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Diese Aversion, „Neophobie“ genannt, ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt.
Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm schon aus dem Mutterleib und durch die Muttermilch vertraut.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn ein Baby gekochte Karotten ablehnt, da auch die Mutter nie gekochte Karotten isst.
Laut der Stiftung erweist sich die Zeitspanne zwischen 17 und 26 Wochen als besonders günstig für die Einführung von neuen Geschmäckern (oder Geschmacksrichtungen) und festen Texturen.
Mehrmaliges Anbieten von verschiedenen Lebensmitteln ohne Zwang verringert die Scheu vor unbekanntem Essen.
Studien haben ergeben, dass der tägliche Wechsel der angebotenen Obst- und Gemüsearten die spätere Akzeptanz von Gemüse und auch anderer gesunder Nahrungsmittel, wie von Fleisch und Fisch erhöht.
So wird der Nachwuchs schrittweise an die Vielfalt von Nahrungsmitteln gewöhnt und auf den allmählichen Übergang zur Familienkost vorbereitet.
Breie sollten nicht gesüßt oder gesalzen werden
Den Experten zufolge darf alles auf den Löffel, was dem Baby schmeckt! Die früher häufig erhobenen Warnungen vor allergenreichen Nahrungsmitteln wie Milch, Eier oder Fisch haben sich demnach als nutzlos erwiesen.
Das Meiden oder die spätere Einführung derartiger Lebensmittel bietet laut der Stiftung Kindergesundheit keinen Schutz vor Allergien.
Als erste Beikostmahlzeit eigne sich beispielsweise ein Brei aus Gemüse, Kartoffeln und Fleisch, um das Kind mit gut verfügbarem Eisen und Zink aus Fleisch zu versorgen.
„Breie sollten auf keinen Fall zusätzlich gesüßt oder gesalzen werden, um eine falsche Programmierung des kindlichen Geschmacks zu vermeiden“, erklärt Professor Berthold Koletzko.
„Der Brei sollte dem Baby, nicht dem Erwachsenen schmecken“.
Laut den Fachleuten sollte der Fleischbestandteil im Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei gelegentlich durch fetthaltigen Fisch (z. B. Lachs) ersetzt werden.
Es gibt nämlich Hinweise, dass der Konsum von Fisch schon im ersten Lebensjahr das Kind vor der späteren Entwicklung einer allergischen Erkrankung schützen kann.
Selber kochen
Die Stiftung Kindergesundheit möchte Eltern ausdrücklich ermutigen, für ihr Baby auch selbst zu kochen! Gläschennahrung und selbst zubereitete Breie sind gleichwertige Alternativen.
Mit beiden kann man ein Baby gut mit allen Nährstoffen versorgen, die es braucht. Die industriell hergestellte Beikost erfüllt hohe gesetzliche Anforderungen und spart auch Zeit und Arbeit.
Andererseits hat auch die Selbstzubereitung ihre Vorteile: Die Eltern können die Auswahl der Zutaten selbst entscheiden und eine größere Geschmacksvielfalt anbieten.
Als Speiseöl für die Selbstherstellung der Beikost eignet sich besonders Rapsöl.
Quetschies – Fastfood für Babys
Die in den vergangenen Jahren vermehrt angebotenen Quetschbeutel mit pürierten Fruchtzubereitungen und manchmal auch anderen Zutaten bieten aus der Sicht vieler Eltern ein bequemes Vorgehen.
Nach Abschrauben des Deckels kann der Inhalt des „Quetschies“ direkt in den Mund des Babys oder des Kleinkindes gedrückt werden, oder das Kind kann den Inhalt aus der Tülle heraussaugen oder bei flüssigen Produkten trinken.
Allerdings sind Quetschbeutel oft doppelt so teuer als herkömmliche Obstgläschen. Zudem sind sie meist überzuckert und übersäuert und mit weiteren Nachteilen verbunden.
Laut der Stiftung haben viele „Quetschies“ extrem viele Kalorien, einen sehr süßen Geschmack und eine völlig unausgewogene Zusammensetzung der Nährstoffe mit einem viel zu hohen Zuckergehalt.
Dadurch erhöht sich auch das Risiko für Zahnkaries und Übergewicht. Dabei stammt der überwiegende oder sogar der gesamte Zuckergehalt aus dem Zucker der verwendeten Fruchtzubereitung und nicht aus zugesetztem Zucker.
Deshalb dürfen auch extrem zuckerreiche Produkte die Aufschrift „ohne Zuckerzusatz“ tragen, wenn der zusätzliche Zucker beispielsweise aus konzentriertem Fruchtmus oder –saft stammt.
„Dies kann bei Eltern fälschlicherweise den Eindruck erwecken, es würde sich um ein zuckerarmes Produkt handeln“, warnt Professor Berthold Koletzko.
„Aber nicht nur ‚zugesetzter Zucker’, sondern vor allem auch der Gesamtzuckergehalt ist verantwortlich für unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen beim Kind“, so der Experte.
Lernen des Essens mit dem Löffel wird erschwert
Ein weiteres Problem: „Wenn Säuglinge Beikost vorwiegend durch das Saugen aus einem Beutel aufnehmen, kann dadurch das Lernen des Essens von einem Löffel bzw. von festeren Nahrungsstücken aus der Hand verzögert und erschwert werden“, sagt Professor Koletzko.
Hinzu kommt: „Das Erkunden der Nahrung mit den Lippen, der Zunge und den Händen und das Einüben des Kauens und Beißens wird nachteilig beeinflusst. Das kann dazu führen, dass das Kind später festere Nahrung wie Gemüse und Obst ablehnt“.
Das Füttern mit dem Löffel und das Essen aus der Hand hingegen bietet den Eltern eine hervorragende Gelegenheit zur Kommunikation, für das gegenseitige Zuhören und für das Sprechen mit dem Kind.
Das Baby beobachtet und lernt dabei, was Eltern und Geschwister essen und wird so zum Probieren angeregt.
Deswegen rät die Stiftung Kindergesundheit ausdrücklich vom Verzehr pürierter Beikostprodukte aus Quetschbeuteln ab: Beikost sollte mit dem Löffel oder durch die Hand des Kindes zugeführt und nicht aus einem Plastikbeutel gesaugt werden.
Babys sollten Wasser trinken
Mit dem dritten Brei braucht das Baby auch zusätzlich Flüssigkeit, etwa 200 Milliliter pro Tag.
Geeignet sind stilles Mineralwasser mit dem Zusatz „für die Säuglingsernährung geeignet“, oder Leitungswasser, das nach längerem Ablaufen aus dem Wasserhahn entnommen wird sowie nicht gesüßte Tees.
Zwischen neun und 15 Monaten ist ein Kind dann soweit entwickelt, dass es durch Nachahmung lernt, aus einem Becher zu trinken, mit einem Löffel zu essen und in feste Nahrung zu beißen.
Mit der Einführung von Brot gehen die Brei- und Milchmahlzeiten nach und nach in die drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) und zwei Zwischenmahlzeiten (vormittags, nachmittags) einer Familienernährung über.
Zur Vorsicht rät die Stiftung Kindergesundheit bei kleinen festen Lebensmitteln und bei sehr harten oder brechbaren Wurzelgemüsen.
Denn Nüsse oder rohes Wurzelgemüse geraten leicht in die Luftröhre und sollten deshalb erst später auf dem Speiseplan stehen.
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt, Mahlzeiten und Spielzeiten klar zu trennen. Das Essen sollte auch nicht als Belohnung oder Geschenk deklariert werden.
Und besonders wichtig: Kein Smartphone und kein Fernsehen während der Mahlzeit! Auch Spielsachen und Bücher sollten nicht zur Ablenkung während des Essens genutzt werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.