Lach-Inkontinenz bei Mädchen häufiger
21.02.2013
Spätestens dann ist Kindern nicht mehr zum Lachen zumute: Ohne dass sie zuvor auch nur den geringsten Harndrang verspürt haben, entleert sich beim Lachen ihre Blase – vollständig. Was als Sprichwort „sich vor Lachen in die Hose machen" noch lustig klingt, stellt für Betroffene eine große psychische Belastung dar. Meist gibt sich die Erkrankung mit der Pubertät, manchmal aber bleibt sie ein unliebsamer Begleiter. Bei Kindern schaffen Medikamente und gezieltes Beckenbodentraining Abhilfe, Erwachsenen helfen auch Botoxinjektionen.
Wie es zu dieser auch als Giggle-Inkontinenz bezeichneten Erkrankung kommt, konnten Experten bisher noch nicht klären. „Es gibt aber Studien, die zeigen, dass sich oft mehrere Fälle innerhalb einer Familie häufen, sodass genetische Ursachen naheliegen“, beschreibt Dr. Reinhold Schaefer, Urologe und Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Uro-GmbH Nordrhein, den aktuellen wissenschaftlichen Stand. Organisch führen Urologen den unkontrollierbaren Urinabgang beim Lachen vor allem auf instabile Entleerungsmuskeln zurück, die nur eine unvollständige Blasenkontrolle ermöglichen. Meist tritt die Erkrankung bei Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren auf und verschwindet nach der Pubertät von selbst wieder. „Der Gang zum Urologen ist aber dennoch unverzichtbar – selbst wenn er betroffenen Mädchen schwer fällt“, betont Dr. Schaefer. Denn die Folgen für die psychische Gesundheit der Kinder wiegen schwer: Neben eigenen Schamgefühlen verbunden mit einem geringen Selbstwertgefühl, verstärken Altersgenossen das Leid oft durch massive Hänseleien.
Stärkung der Beckenbodenmuskulatur hilft bei Lach-Inkontinenz
Eine Therapie-Möglichkeit bietet beispielsweise gezieltes Training, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. Dr. Schaefer verdeutlicht: „Gerade Mädchen in diesem Alter entwickeln so das erste Mal überhaupt ein Bewusstsein für ihre Beckenbodenmuskulatur und lernen, diese gezielt anzuspannen.“ Lindert diese Maßnahme Beschwerden nicht ausreichend, helfen ergänzend meist Medikamente gegen diese Form der Drang-Inkontinenz. In manchen – wenn auch nur seltenen – Fällen überdauert die Erkrankung auch die Pubertät. Urodynamische Messungen geben dann mithilfe von Drucksonden und Elektroden Aufschluss über die Funktionsweise der Harnblase, um andere organische Ursachen auszuschließen. „Behandlungen gestalten sich – aufgrund der noch nicht ausreichenden wissenschaftlichen Datenlage – sehr individuell. In einigen Fällen erzielten Urologen sehr gute Erfolge durch eine Botoxinjektion in den Blasenmuskel“, schließt Dr. Schaefer. (pm)
Bild: Benjamin Thorn / pixelio.de
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