Wie können wir uns vor Depressionen schützen?
Mediziner haben jetzt einige konkrete Beweise dafür gefunden, dass schon etwas Bewegung am Tag die Symptome einer Depression reduziert und die allgemeine Stimmung erhöht.
Die Wissenschaftler des Massachusetts General Hospital (MGH) stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass Bewegung und körperliche Aktivität gegen Depressionen helfen. Die Experten publizierten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JAMA Psychiatry“.
Sport macht glücklich
Verschiedene Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen einem sportlichen Training und dem Senken des Depressionsrisikos gefunden. Sportliche Übungen setzen Endorphine frei und Endorphine machen glücklich. Bisher gab es jedoch keine Anhaltspunkte für einen kausalen Zusammenhang bei Depressionen. Es war unklar, ob körperliche Aktivität tatsächlich die Erkrankung beeinflusst hat oder ob Menschen mit Depressionen einfach weniger Sport treiben. Die Forschenden fanden heraus, dass sportliches Training für Menschen mit Depressionen vorteilhaft ist und haben keine Beweise dafür gefunden, dass Depressionen die Trainingsfähigkeit beeinträchtigen.
Immer mehr Menschen leiden an Depressionen
Die Ergebnisse könnten Ärzten, Medizinern und Wissenschaftlern helfen, Präventionsstrategien für die wachsende Zahl von Menschen zu entwickeln, die gegen Symptome von Depressionen ankämpfen. Eine erhöhte Aktivität scheint vor der Entwicklung von Depressionen zu schützen, erläutert Studienautor Dr. Karmel Choi vom Massachusetts General Hospital. Jede körperliche Betätigung scheine besser zu sein als keine, sagen die Experten. Die Berechnungen legen nahe, dass das Ersetzen des Sitzens durch 15 Minuten stärkerer sportliche Aktivität wie Laufen oder eine Stunde mäßig kräftiger Aktivität ausreicht, um ein geringeres Depressionsrisiko zu bewirken.
Welchen Einfluss haben unsere Gene?
Sowohl Depressionen als auch körperliche Aktivität können durch unsere Gene beeinflusst werden, deswegen konzentrierten sich die Wissenschaftler bei ihrer Studie auf die Gene. Manche Menschen sind von Natur aus sportlicher, andere sind anfälliger für Depressionen, erklären die Mediziner. Durch genomische Daten kann dieser Faktor stabilisiert werden. So lässt sich feststellen, ob Menschen mit Depression einfach weniger aktiv sind oder ob dies nicht zutrifft.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Zur körperlichen Aktivität ergaben sich bei der Studie zwei Datenpools von Ergebnissen: 377.000 Menschen hatten ihre eigene körperliche Aktivität angegeben zusätzlich trugen 91.000 Menschen sogenannte Fitness-Tracker zur Überwachung ihrer Bewegung. Diese erhobenen Daten wurden mit Gentests verglichen. Die Auswertung zeigte: Es gab keinen Zusammenhang zwischen selbstberichteter Aktivität und niedrigeren Depressionsraten. Die Datenauswertung der Fitness-Tracker ergab dagegen: Wer regelmäßig trainierte, hatte weniger Depressionssymptome. Wie lässt sich dieser Unterschied erklären? Erinnerungen von selbstberichteter Aktivität sind nicht immer genau. Außerdem werden viele Bewegungen im Alltag, wie beispielsweise das Treppensteigen oder der Weg zur U-Bahn, von Betroffenen nicht als sportliche Aktivität angesehen. Ein Fitness-Tracker berücksichtigt aber auch diese Aktivitäten.
Wie können Menschen zu mehr sportlicher Aktivität motiviert werden?
Es ist eine Sache zu wissen, dass körperliche Aktivität zur Vorbeugung von Depressionen von Vorteil sein kann. Es ist eine andere Sache, Menschen dazu zu bringen, körperlich aktiv zu sein, erklärt Choi. Es müsse daher noch mehr getan werden, um herauszufinden, wie die Empfehlungen der erhöhten Aktivität am besten auf verschiedene Arten von Menschen mit unterschiedlichen Risikoprofilen zugeschnitten werden können. Die Wissenschaftler prüfen derzeit, ob und inwieweit körperliche Aktivität verschiedenen Risikogruppen zugute kommen kann, beispielsweise Menschen, die genetisch anfällig für Depressionen sind, oder solchen, die Stresssituationen erleiden und hoffen. Wir hoffen ein besseres Verständnis von körperlicher Aktivität zu entwickeln, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Depressionen zu fördern, fügt der Studienautor hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.