Kinderradiologen setzen bei jungen Patienten vermehrt auf Ultraschall und MRT
26.09.2013
Kinder reagieren auf Strahlenbelastungen weitaus empfindlicher als Erwachsene, da sich ihr Körper noch im Wachstum befindet. Aus diesem Grund versuchen Ärzte bei jungen Patienten so weit wie möglich auf Röntgen- und CT- Untersuchungen zu verzichten und untersuchen stattdessen mittels Ultraschall und Magnetresonanztomographie (MRT).
Kinder reagieren auf Strahlenbelastungen empfindlicher als Erwachsene
Strahlenbelastungen durch bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomographie (CT) können für Kinder belastender sein als für Erwachsene. Der Grund: Da sich der kindliche Körper noch im Wachstum befindet, teilen sich die Zellen schneller. Dadurch kann die Strahlung während der Zellteilung dazu führen, dass sich krankhafte Zellen bilden, die wiederum unter Umständen Krebs auslösen können. Ein gesunder Körper kann sich in diesem Fall normalerweise erfolgreich zur Wehr setzen. Doch „Kinder sind empfindlicher gegenüber der einzelnen Strahlenbelastung, die sich aufsummiert und so das Risiko mit jeder weiteren Röntgenaufnahme erhöht“, erklärt Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel vom Universitätsklinikum Jena.
Ultraschall sogar bei Knochenbrüchen eine sichere Alternative
Um Risiken zu vermeiden, versuchen Ärzte daher, so weit wie möglich auf Röntgen und CT bei den kleinen Patienten zu verzichten, denn durch die Strahlung kann unter Umständen sogar das Erbgut beschädigt werden. Zum Einsatz kommen stattdessen immer häufiger MRT oder Ultraschall, der selbst bei Knochenbrüchen oft erfolgreich verwendet wird. Mehrehre Studien haben bereits gezeigt, dass der Ultraschall besonders „bei langen Röhrenknochen dem Röntgen gleichwertig ist und bei Kindern der Ultraschall alternativ zum Röntgen eingesetzt werden kann“, so die aktuelle Pressemitteilung der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie. Dementsprechend könne „durch den sinnvollen Einsatz des Ultraschalls neben einer deutlichen Beschleunigung der diagnostischen Untersuchung auch eine signifikante Senkung der medizinisch verursachten Strahlenbelastung bei Kindern“ erreicht werden, so Dr. Bernd Schweiger vom Universitätsklinikum Essen weiter.
Experten beraten über Alternativen in der Kinderradiologe
Kinder in der Radiologie – ein wichtiges Thema, mit dem sich ab heute bis zum Wochenende mehr als 250 Experten aus den Bereichen Radiologie, Pädiatrie, Neuroradiologie, Nuklearmedizin und Kardiologie auf der 50. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie in Jena beschäftigen. „Der Strahlenschutz spielt in der Kinderradiologie eine besonders wichtige Rolle“, betont Tagungsleiter Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel. Dies zeige beispielsweise eine australische Studie mit 680.000 Probanden. Nach dieser hatten Kinder und Jugendliche, die mittels CT untersucht worden waren, ein um 24 Prozent höheres Risiko für Leukämie oder so genannte „solide“ Tumore im Vergleich zu anderen Patienten, so Mentzel gegenüber der „Welt“.
Immer mehr CT- Untersuchungen in den USA
Trotz dieser Gefahr werden laut Professor Mentzel insbesondere in den USA immer mehr CT- Untersuchungen durchgeführt, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. In Deutschland hingegen seien die Zahlen „relativ stabil mit Ausnahme der Notfall-CT-Untersuchungen bei Unfällen.“ Im normalen Klinikalltag würden hingegen in der Kinderradiologie Ultraschall und MRT immer häufiger eingesetzt werden. Die Kinder könnten dabei „komplett von "Locke bis Socke" per Ultraschall“ untersucht werden, erklärt Mentzel weiter. Nur ganz wenige Stellen – wie beispielsweise die Lunge – könnten mit diesem Verfahren nicht erreicht werden.
Röntgenpass für Kinder zur Vermeidung unnötiger Untersuchungen
Generell sollte nach Ansicht Mentzels versucht werden, ionisierende Strahlung ganz von Kindern fern zu halten, denn bislang gäbe es noch kein gesicherten Ergebnisse darüber, wie viel Strahlung ein junger Mensch verträgt. Um Fehler beim Röntgen zu vermeiden, sollten sich Ärzte zudem prinzipiell an den „Leitlinien der kinderradiologischen Fachgesellschaft“ orientieren. Welches Verfahren aber im Einzelfall für die Diagnosestellung notwendig ist, müsse nach Ansicht Mentzels der Mediziner natürlich selbst entscheiden. Um dabei Kinder nicht aus Unwissenheit doppelt zu untersuchen, liefert ein Röntgenpass eine sinnvolle Hilfestellung, den jedes Kind bei sich haben sollte. In diesem werden sämtliche Untersuchungen eingetragen, sodass sich jeder behandelnde Mediziner sofort einen Überblick verschaffen kann. (nr)
Bild: Christoph Droste / pixelio.de
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