Spezielles Protein könnte Behandlung von Gewichtsproblemen verbessern
Forschende haben die Struktur eines Schlüsselproteins im menschlichen Stoffwechsel identifiziert, was den Weg zu besseren Behandlungen von Fettleibigkeit und anderen Stoffwechselkrankheiten ermöglichen könnte. Dabei handelt es sich um ein spezielles Protein im Gehirn, dass als Melanocortin-4-Rezeptor bezeichnet wird.
Bei der aktuellen gemeinsamen Untersuchung der University of Southern California und der University of Michigan wurde ein Protein identifiziert, welches in Zukunft die Behandlungen von Fettleibigkeit und anderen Stoffwechselerkrankungen ermöglichen könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.
Studie konzentrierte sich auf MC4R
Für die Studie konzentrierten sich die Forschenden auf ein Protein im Gehirn, den Melanocortin-4-Rezeptor (oder MC4R). Dieser Rezeptor hilft bei der Regulierung der Energiebilanz des Körpers, indem er steuert, wie viel Energie in Form von Fett gespeichert wird. Es wurde festgestellt, dass Mutationen in dem Gen, welches für das MC4R-Protein kodiert, im Zusammenhang mit schwerer Fettleibigkeit bei Kindern und anderen Formen der Fettleibigkeit stehen.
Adipositas hat sich seit 1975 verdreifacht
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich das Vorkommen von Adipositas seit dem Jahr 1975 weltweit etwa verdreifacht. Mehr als 40 Millionen Kinder im Alter von fünf Jahren und jünger leiden bereits unter Fettleibigkeit, während weltweit mehr als 650 Millionen Erwachsene fettleibig sind.
Fettleibigkeit ist nicht nur eine Frage des Lebensstils
„Viele Menschen sind der Meinung, dass Fettleibigkeit eine Frage des Lebensstils ist. Das stimmt einfach nicht in allen Fällen. Einige Menschen haben Mutationen dieses Gens. Und wenn sie Mutationen dieses Gens haben, können viele ihre Ernährung nicht kontrollieren. Es ist dieser Rezeptor, der das Problem im Gehirn verursacht“, betont Studienautor Professor Raymond Stevens von der University of Southern California (USF) in einer Pressemitteilung.
Schwere Fettleibigkeit bringt andere Erkrankungen mit sich
Schwere Fettleibigkeit ist oft mit weiteren Gesundheitsproblemen verbunden. Jüngste Daten über das Coronavirus haben nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) beispielsweise gezeigt, dass Erwachsene im Alter ab 65 Jahren, welche stark adipös sind, mit am stärksten von der Krankheit betroffen sind.
Auf Melanocortin-Rezeptoren abzielende Medikamente
Forschende der University of Michigan entdeckten MC4R und studieren dessen Biologie und Pharmakologie seit bereits mehr als 25 Jahren. Seitdem wurden vier Medikamente entwickelt, die auf Melanocortin-Rezeptoren beim Menschen abzielen. Das Medikament Setmelanotid zielt beispielsweise auf den MC4R zur Behandlung seltener Formen der syndromischen Adipositas ab. Das Medikament ist jedoch nicht stark genug, um diätetische Adipositas (eine häufigere Form der Krankheit) zu behandeln, erläutert die Forschungsgruppe.
Neue Therapien gegen Fettleibigkeit können entwickelt werden
Durch die Bestimmung der Struktur von MC4R konnten die Forschenden erkennen, wie es sich an andere Arzneimittelmoleküle bindet und mit diesen interagiert. Das Wissen um die Konfiguration des Proteins wird es uns in Zukunft ermöglichen neue Therapien zu entwickeln und zu testen, mit denen Fettleibigkeit präziser behandelt werden kann, berichtet die Forschungsgruppe. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jing Yu, Luis E. Gimenez, Ciria C. Hernandez, Yiran Wu, Ariel H. Wein et al.: Determination of the melanocortin-4 receptor structure identifies Ca2+ as a cofactor for ligand binding, in Science (Veröffentlicht 24.04.2020), Science
- Better obesity treatments may lie ahead after discovery of key protein structure, University of Southern California (Veröffentlicht 23.04.2020), USF
Wichtiger Hinweis:
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