Schützen blutdrucksenkende Medikamente das Gedächtnis?
Die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten, welche die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, scheint bei älteren Menschen im Laufe der Zeit mit einem geringeren Verlust des Erinnerungsvermögen verbunden zu sein. Könnte das Gedächtnis also durch entsprechende Arzneien geschützt werden?
Wie funktionieren Blutdrucksenker?
ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker (ARB), Kalziumkanalblocker und Diuretika sind verschiedene Klassen von blutdrucksenkenden Medikamenten. Jede Klasse wirkt auf eine andere Art und Weise blutdrucksenkend und einige überwinden dabei die Blut-Hirn-Schranke und beeinflussen auch die kognitiven Funktionen, erläutert die American Heart Association in einer Pressemitteilung zu den Ergebnissen einer neuen Studie, die in dem Fachmagazin „Hypertension“ veröffentlicht wurde.
Bluthochdruck begünstigt Demenz
Bluthochdruck (Hypertonie) ist ein Risikofaktor für kognitiven Verfall und Demenz bei älteren Personen und nachweislich reduziert die Behandlung von Bluthochdruck mit blutdrucksenkenden Medikamenten auch die Fälle von leichter kognitiver Beeinträchtigung.
Besseres Erinnerungsvermögen dank Blutdrucksenkern?
Die neue Studie zeigt nun, dass ältere Erwachsene, welche blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, von denen bekannt ist, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden, im Laufe der Zeit ein besseres Erinnerungsvermögen hatten, als es bei Menschen der Fall war, welche andere Arten von Medikamenten zur Behandlung von Bluthochdruck einnahmen.
Welche Medikamente bieten Vorteile?
„Die Forschung ist uneinheitlich, welche Medikamente den größten Nutzen für die Kognition haben. Studien zu Angiotensin-II-Rezeptorblockern und Angiotensin-Converting-Enzym (ACE)-Hemmern haben nahegelegt, dass diese Medikamente den größten Nutzen für die langfristige Kognition bieten, während andere Studien den Nutzen von Kalziumkanalblockern und Diuretika zur Verringerung des Demenzrisikos gezeigt haben“, erläutert Studienautor Dr. Daniel A. Nation von der University of California, Irvine.
Die neue Studie sei nun die erste Meta-Analyse, welche die potenziellen Auswirkungen von blutdrucksenkenden Medikamenten, welche die Blut-Hirn-Schranke passieren, mit den Arzneimitteln vergleicht, die sie nicht passieren können. Dabei wurden die Medikamente auf ihre Auswirkungen auf verschiedene kognitive Bereiche untersucht, wie Aufmerksamkeit, Sprache, verbales Gedächtnis, Lernen und Erinnerungsvermögen.
Für die Meta-Analyse wurden Informationen aus insgesamt 14 Studien mit fast 12.900 Personen ab dem Alter von 50 Jahren analysiert. Die Studien stammten dabei aus völlig unterschiedlichen Ländern, wie beispielsweise den Vereinigten Staaten, Australien, Kanada, Deutschland, Irland und Japan.
Bluthochdruck Jahrzehnte vor Demenz
„Bluthochdruck tritt Jahrzehnte vor dem Auftreten von Demenzsymptomen auf und beeinträchtigt den Blutfluss nicht nur im Körper, sondern auch im Gehirn. Die Behandlung von Bluthochdruck hat wahrscheinlich langfristige positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Gehirns und die spätere kognitive Funktion“, so Dr. Daniel Nation.
Drei Jahre verbesserte Gedächtnisleistung
Das Team stellte fest, dass ältere Menschen, welche blutdrucksenkende, die Blut-Hirn-Schranke überwindende Medikamente einnahmen, über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren eine bessere Gedächtnisleistung aufwiesen, verglichen mit Personen, die keine die Blut-Hirn-Schranke überwindenden Medikamenten einnahmen.
Jedoch wiesen Teilnehmende, welche Bluthochdruck-Medikamente einnahmen, die die Blut-Hirn-Schranke nicht passierten, bis zu drei Jahre der Nachbeobachtungszeit eine bessere Aufmerksamkeit auf, berichten die Fachleute.
Bluthochdruck und kognitiven Verfall gleichzeitig behandeln
„Diese Ergebnisse sind der bisher stärkste Beweis für den Zusammenhang zwischen ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern, welche die Blut-Hirn-Schranke überwinden, und einem besseren Gedächtnis. Sie legen nahe, dass Menschen, die wegen Bluthochdruck behandelt werden, vor kognitivem Verfall geschützt werden können, wenn sie Medikamente einnehmen, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden”, erklärt Studienautorin Dr. Jean K. Ho von der University of California, Irvine in einer Pressemitteilung. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jean K. Ho, Frank Moriarty, Jennifer J. Manly, Eric B. Larson, Denis A. Evans et al.: Blood-Brain Barrier Crossing Renin-Angiotensin Drugs and Cognition in the Elderly: A Meta-Analysis, in Hypertension (veröffentlicht 21.06.2021), Hypertension
- American Heart Association: Some blood pressure-lowering meds linked to less memory decline in older adults (veröffentlicht 21.06.2021), AHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.