Auswirkungen von Betablockern auf Schlaf und Psyche
Betablocker helfen bei der Behandlung verschiedener kardiovaskulärer Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck. Allerdings werden nachteilige Nebenwirkungen auf die Psyche vermutet. So ist es durchaus möglich, dass Depressionen während einer Betablocker-Therapie auftreten, wofür aber laut einer aktuellen Studie offenbar nicht die Betablocker die Ursache bilden. Betablocker scheinen sich jedoch negativ auf den Schlaf auszuwirken.
Betablocker scheinen bei der Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen nicht das Risiko für die Entstehung von Depressionen zu erhöhen, so das Ergebnis einer Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden des Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Hypertension“ der American Heart Association veröffentlicht.
Was sind Betablocker?
Betablocker sind eine Klasse von Medikamenten, welche die Herzfrequenz, die Arbeitsbelastung des Herzens und den Blutausstoß des Herzens reduzieren, was zusammen den Blutdruck senkt, erläutern die Forschenden. Betablocker sind eine gängige Form der Behandlung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Schmerzen in der Brust und hohem Blutdruck.
Gefahren für die Psyche durch Betablocker?
Unter Fachleuten bestand in der Vergangenheit schon länger der Verdacht, dass Betablocker negative psychische Nebenwirkungen haben, darunter Depressionen, Angstzustände, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Halluzinationen und Albträume.
„Die möglichen psychischen Nebenwirkungen von Betablockern werden in der wissenschaftlichen Gemeinschaft seit vielen Jahrzehnten diskutiert”, berichtet Professor Dr. Reinhold Kreutz vom Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité. Hier seien die Ergebnisse, die zeigen, dass Betablocker nicht die Ursache für so viele dieser negativen Nebenwirkungen sind, durchaus beruhigend, fügt der Experte in einer Pressemitteilung der American Heart Association hinzu.
Die aktuelle Studie ist die erste ihrer Art, welche das gesamte Spektrum der psychischen Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Betablockern untersucht, erklären die Fachleute. Für die Forschungsarbeit wurden die Daten von mehr als 50.000 Personen aus 258 Untersuchungen analysiert, in denen Betablocker in doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studien eingesetzt wurden. Fast 70 Prozent der Untersuchungen waren klinische Studien, welche sich auf die Behandlung von Bluthochdruck konzentrierten, und 31 Forschungsarbeiten untersuchten Depressionen in placebokontrollierten Studien.
Keine häufigeren Depressionen bei Betablocker-Behandlung
Obwohl Depressionen die am häufigsten berichtete psychische Nebenwirkung waren, traten sie unter einer Betablocker-Behandlung nicht häufiger auf als unter Placebo, erklären die Fachleute. Die Rate der Abbrüche der Medikamenteneinnahme aufgrund von Depressionen war bei Betablocker einnehmenden Menschen nicht anders als bei denjenigen, die andere Formen der Behandlungen erhielten, berichten die Forschenden weiter.
Müdigkeit häufigster Grund für Absetzen von Betablockern
Allerdings wurde nach Aussage der Fachleute auch festgestellt, dass ungewöhnliche Träume, Schlaflosigkeit und Schlafstörungen mit Betablockern in Verbindung zu stehen scheinen. Es zeigte sich, dass unter den untersuchten psychischen Ereignissen der häufigste Grund für das Absetzen von Betablockern Müdigkeit war.
Betablocker sicher für psychische Gesundheit
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bedenken über unerwünschte psychische Ereignisse, insbesondere Depressionen, die Entscheidung über Betablocker nicht beeinflussen sollten. Betablocker sind hinsichtlich der psychischen Gesundheit weitgehend sicher”, erläutert Professor Dr. Kreutz.
„Wir fanden keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Betablocker-Einsatz und Depression. Das Gleiche galt für die meisten anderen psychischen Symptome, wie sie in den Studien berichtet wurden, die in unsere Analysen einbezogen wurden. Allerdings traten schlafbezogene Symptome wie ungewöhnliche Träume oder Schlaflosigkeit bei einigen Patienten während der Betablocker-Therapie auf“, fügt der Experte hinzu.
Verstärkte Gefahr für psychologische Komplikationen?
„Menschen mit einer Vorgeschichte von kardiovaskulären Ereignissen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall waren anfälliger für psychologische Komplikationen. Obwohl wir keinen kausalen Zusammenhang mit Betablockern gefunden haben, sollten diese Personen überwacht werden“, erläutert Professor Dr. Kreutz weiter.
Die ursprünglichen Studien enthielten keine individuellen Patientendaten, so dass die Forschenden für diese Analyse nicht untersuchen konnten, ob schlafbezogene Symptome bei denjenigen, die Betablocker einnahmen, anhaltend waren. Zusätzliche Forschung ist notwendig, um diese Frage zu klären.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen zudem auf eine wichtige Einschränkung hin, die bei der Interpretation der Ergebnisse ihrer Analyse zu beachten ist: Die meisten Betablocker-Studien wurden vor mehr als 20 Jahren durchgeführt, bevor eine einheitliche Beschreibung von unerwünschten Ereignissen etabliert war.
Außerdem wurden für die aktuelle Analyse nur randomisierte, doppelblinde Studien berücksichtigt, wodurch einige Untersuchungen, welche mehr Daten zur Langzeitbehandlung mit Betablockern liefern könnten, nicht in die Ergebnisse mit einflossen, fügen die Fachleute hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas G. Riemer, Linda E. Villagomez Fuentes, Engi A.E. Algharably, Marie S. Schäfer, Eva Mangelsen et al.: Do β-Blockers Cause Depression?, in Hypertension (veröffentlicht 15.03.2021), Hypertension
- American Heart Association: Beta-blockers not likely to cause depression yet may contribute to sleep disturbances (veröffentlich 15.03.2021), AHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.