Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nutzen viele Betroffene Bewältigungsstrategien, die erhebliche Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf, die Lebensqualität und das Wohlbefinden haben. Dabei können sowohl positive als auch negative Effekte auftreten.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität Turin in Italien wurde untersucht, welche Mechanismen Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen zur Bewältigung ihrer Krankheit einsetzen und wie sich diese auswirken. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Medicine“ nachzulesen.
Analyse von 57 Fachartikeln
Das Team analysierte die bis zum Jahr 2023 veröffentlichten englischsprachigen Studien, die sich mit Bewältigungsstrategien gegen entzündliche Darmkrankheiten befasst hatten. 57 davon unterzogen sie schließlich einer vollständigen Analyse.
Dabei stellten die Forschenden fest, dass es eine Vielzahl von Bewältigungsstrategien gibt, die Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen anwenden. Während einige davon durchaus hilfreich scheinen, waren andere eher mit negativen Effekten verbunden (maladaptive Strategien).
Daher braucht es in zuünftigen Studien einen differenzierten Ansatz, der Faktoren wie den Schweregrad der Erkrankung, die Krankheitsdauer und individuelle Eigenschaften bei der Bewertung der Bewältigungsstrategien berücksichtigt.
Welche Strategien sind geeignet?
Die Ergebnisse zeigen beispielsweise, dass passive Strategien die vorherrschende Bewältigungsstrategie bei Menschen mit depressiven Symptomen sind, wohingegen jedoch aktive Strategien die körperliche Funktionsfähigkeit am effektivsten verbessern, berichtet das Team.
Die Forschungsarbeit verdeutliche den Einfluss von Bewältigungsmechanismen bei entzündlichen Darmerkrankungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und möglicherweise seien auch Bewältigungsstrategien zur Unterstützung der Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen und der Rehabilitation ableitbar.
Weitere Forschung notwendig
Nach Ansicht der Fachleute ist nun weiterer Forschung zu den Bewältigungsstrategien, die mit vorteilhaften Effekten bei Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen verbunden sind. Zukünftige Studien sollten personalisierte Interventionen analysieren, die die Heterogenität von Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen berücksichtigen, fügt das Team hinzu.
Brokkoli gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Eine andere Studie, die in der englischsprachigen Fachzeitschrift „mSystems“ veröffentlicht wurde, zeigte anhand eines speziellen Mausmodells für Morbus Crohn, dass der regelmäßige Verzehr von Brokkoli-Sprossen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa vorteilhaft zu sein scheint.
Die an der Studie beteiligten Fachleute stellten fest, dass Mäuse, die Brokkoli-Sprossen verzehrten, höhere Konzentrationen des entzündungshemmenden Stoffwechselprodukts Sulforaphan im Blut aufwiesen.
Obwohl die Tiere immungeschwächt waren und an Kolitis litten, schützte sie der erhöhte Gehalt an Sulforaphan vor schweren Krankheitssymptomen wie Gewichtsverlust, Blut im Stuhl und Durchfall, erklärt das Team.
Die Forschenden stellten außerdem fest, dass von den vier untersuchten Gruppen die jüngeren Mäuse, die mit Brokkoli-Sprossen gefüttert wurden, die mildesten Krankheitssymptome und die robusteste Darmflora aufwiesen, was darauf hindeutet, dass sie besser auf die Ernährung mit Brokkoli-Sprossen ansprachen.
Brokkoli-Sprossen gegen pathobionte Bakterien
Der Verzehr von Brokkoli-Sprossen reduzierte die Prävalenz und Häufigkeit von pathobionten Bakterien wie Escherichia coli und Helicobacter, die als potenzielle Auslöser von Entzündungen gelten. Darüber hinaus profitierte auch die Zusammensetzung der Darmflora vom Verzehr der Sprossen, so das Team.
Diese Ergebnisse deuten daher darauf hin, dass Brokkoli-Sprossen eine vielversprechende Behandlungsstrategie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sein könnten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stefan L. Popa, Mihaela Fadgyas Stanculete, Simona Grad, Vlad Dumitru Brata, Traian-Adrian Duse, et al.: Coping Strategies and Inflammatory Bowel Disease: A Narrative Review; in: Journal of Clinical Medicine (veröffentlicht 13.03.2024), Journal of Clinical Medicine
- Lola Holcomb, Johanna M. Holman, Molly Hurd, Brigitte Lavoie, Louisa Colucci, et al.: Early life exposure to broccoli sprouts confers stronger protection against enterocolitis development in an immunological mouse model of inflammatory bowel disease; in: mSystems (veröffentlicht 09.11.2023), mSystems
Wichtiger Hinweis:
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