Zu wenig Bewegung: Viele Deutsche leben ungesund
Zwar wird von Gesundheitsexperten immer wieder hervorgehoben, wie wichtig regelmäßiger Sport für unseren Körper ist, doch ein Großteil der Deutschen bewegt sich viel zu wenig. Bewegungsmangel begünstigt nicht nur zahlreiche Krankheiten, sondern wirkt sich auch negativ auf das subjektive Wohlbefinden aus.
Bewegungsmangel fördert Krankheiten
Mediziner betonen immer wieder, wie wichtig regelmäßige Bewegung für unseren Körper ist. Bewegungsmangel und langes Sitzen machen krank. Unter anderem werden dadurch chronische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck gefördert. Weitere gesundheitliche Folgen: ein erhöhtes Risiko für Typ-II-Diabetes, Übergewicht, Muskel-Skelett-Beschwerden durch körperliche Unterforderung und einseitige Haltungen, aber auch psychische Effekte wie depressive Verstimmungen oder Antriebsarmut. Doch trotz all dieser Risiken bewegen sich viele Deutsche nicht genug. Das geht aus dem DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2018 hervor.
Mindestmaß an körperlicher Aktivität
Wie es in einer Mitteilung der Ergo Versicherungsgruppe heißt, wird Bewegungsmangel zu einem immer größeren Problem in Deutschland.
Denn wie aus einer Umfrage im Auftrag der DKV Deutsche Krankenversicherung hervorgeht, erreichten nur noch 43 Prozent der Befragten das empfohlene Mindestmaß an körperlicher Aktivität.
Im Jahr 2010 lag der Wert noch bei 60 Prozent.
„Seit der Erstauflage des Reports 2010 bewegen sich die Deutschen immer weniger – dabei ist körperliche Aktivität von zentraler Bedeutung für unser Wohlbefinden. Das gilt für alle Altersgruppen und fängt schon im Kindesalter an“, so Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV in einer Pressemeldung.
Für den aktuellen DKV-Report, der in einer Mediathek heruntergeladen werden kann, waren fast 2900 Deutsche befragt worden.
Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden
Mangelnde körperliche Aktivität wirkt sich nicht nur negativ auf die körperliche Gesundheit aus, sondern auch auf das subjektive Wohlbefinden:
„Ausreichende Bewegung in der Freizeit gilt als gute Methode zum Stressabbau“, sagte Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports.
„Wer also insgesamt nicht ausreichend körperlich aktiv ist, kann unter Umständen seinen Alltagsstress nur unzureichend kompensieren und demnach anfälliger für psychosomatische Leiden sein.“
Besonders alarmierend in diesem Zusammenhang: Insgesamt gaben zehn Prozent der Befragten gar keine körperliche Aktivität an, der sie länger als zehn Minuten am Stück nachgehen – weder während der Arbeit noch beim Transport noch in der Freizeit.
Die Bundesbürger sitzen zu viel
Zudem sitzen die Deutschen wieder länger: Nach einer leichten Verbesserung 2016 legte die Sitzdauer um täglich 30 Minuten auf 7,5 Stunden wieder zu.
„Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass lange und wenig unterbrochene Sitzzeiten das Risiko für die Entstehung von zahlreichen Zivilisationserkrankungen erhöhen können,“ so Froböse.
So hat sich etwa in Studien gezeigt, dass langes Sitzen sehr schnell dem Rücken schadet und das Typ-2-Diabetes-Risiko erhöht.
„Diese negativen gesundheitlichen Effekte sind nur durch ein sehr hohes Maß an körperlicher Aktivität wieder auszugleichen.“
„Gesundes Verhältnis zu Bewegung“
Laut DKV macht die Kombination der Vielsitzer (mehr als acht Stunden pro Tag) mit den körperlich inaktiven Personen der Befragung deutlich, dass hier fast jeder Dritte die negativen Effekte im Hinblick auf eine gesunde Lebensführung noch verstärkt.
Insgesamt 28 Prozent der Befragten outen sich sowohl als Vielsitzer als auch Bewegungsmuffel und verfehlen die Mindestaktivitätsempfehlungen.
Fast jeder Dritte sitzt während der Arbeit zwischen vier bis sechs und mehr Stunden täglich. Dies betrifft vor allem jüngere Menschen.
„Ein gesundes Verhältnis zu Bewegung fängt bereits im Kindesalter an. Gerade in Kindergärten und Schulen müssen wir das Aktivitätsverhalten prägen“, sagte Clemens Muth.
„Das große Einmaleins der körperlichen Aktivität steht daher dem Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der Schwerkraft in nichts nach.“
Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird für Erwachsene empfohlen, sich mindestens 150 Minuten pro Woche körperlich anzustrengen, beispielsweise beim Radfahren, Joggen, Fußballspielen oder Schwimmen – mindestens zehn Minuten am Stück. Wichtig ist, dass eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz erzeugt wird.
Mehr Nichtraucher in Deutschland
Der DKV-Report kommt auch mit einer erfreulichen Botschaft: Es gibt hierzulande offenbar immer mehr Nichtraucher. Den Angaben zufolge greifen nur noch 21 Prozent der Bundesbürger zur Zigarette.
Allerdings gibt es hier starke regionale Unterschiede.
Die meisten Nichtraucher leben demnach in Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg, wo 82 Prozent der Menschen dem Glimmstängel die kalte Schulter zeigen.
Am meisten gequalmt wird an der deutschen Ostseeküste: In Mecklenburg-Vorpommern greifen 28 Prozent zur Zigarette.
Außerdem ergab die Umfrage, dass 82 Prozent gar nicht oder nur gelegentlich Alkohol trinken. Die Hessen heben am häufigsten das Glas, am wenigsten Alkohol wird in Rheinland-Pfalz und im Saarland getrunken.
Viele können ihren Stress nicht ausreichend kompensieren
„Auch ein gesunder Umgang mit Stress ist enorm wichtig“, sagte Froböse. „Knapp die Hälfte aller Befragten (43 Prozent) schafft es laut den Ergebnissen aber nicht, ihren Stress ausreichend zu kompensieren.“
Am besten können das die Menschen in Baden-Württemberg. Hier erreichen 62 Prozent den Benchmark zum gesunden Umgang mit Stress.
Den höchsten Stresslevel haben Personen aus Sachsen-Anhalt, Hessen und Brandenburg: Nur jeder zweite Bewohner gibt hier an, den Stress gut kompensieren zu können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.