Krebspatienten: Nebenwirkungen von Tumortherapien durch Bewegung bekämpfen
Zwar verbessern Chemotherapien bei vielen Krebserkrankungen die Überlebenschancen, doch die Behandlung geht häufig auch mit heftigen Nebenwirkungen wie Fatigue und Polyneuropathie einher. Eine Bewegungstherapie kann dabei helfen, die zum Teil starken Einschränkungen zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern.
Krebstherapie mit schweren Nebenwirkungen
Krebspatienten haben meist nicht nur unter ihrer Erkrankung, sondern auch an den Folgen der Behandlung zu leiden. Die Therapie erhöht die ohnehin erhebliche Belastung und führt häufig zu chronischer Müdigkeit und Erschöpfung: dies wird auch als Fatigue-Syndrom bezeichnet. Zudem kommt es bei vielen Patienten zu Polyneuropathie, einer Schädigung der Nerven. Wie die Deutsche Krebshilfe nun berichtet, kann gezieltes bewegungstherapeutisches Training dabei helfen, die zum Teil starken Einschränkungen zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern.
Verminderung der Beschwerden durch körperliche Aktivitäten
Laut den Experten konnten aktuelle Studienergebnisse – unter anderem eine Meta-Analyse aus den USA – belegen, dass körperliche Aktivität die Beschwerden erfolgreicher vermindert als eine medizinische oder eine psychologische Therapie.
„Bewegung ist das geeignetste ‚Medikament‘ zur Reduzierung des Fatigue-Syndroms“, sagte PD Dr. Freerk Baumann, Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungsmedizin am Centrum für integrierte Onkologie (CIO) Köln/Bonn.
Auch andere Experten hatten in der Vergangenheit darauf hingewiesen, wie effektiv körperliche Aktivitäten bei Fatigue sein können.
So berichtete die Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) in einer älteren Mitteilung, dass die Erschöpfung bei einer Krebsbehandlung unter anderem auch durch Sport gelindert werden kann.
Bewegungstherapie hilft
Laut der Deutschen Krebshilfe gibt es aber nicht nur bei der Behandlung des Fatigue-Syndroms neue Erkenntnisse.
„Auch bei der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN) zeigen Studien, dass Bewegungstherapie hilft. Für die Polyneuropathie gibt es keine andere Behandlungsmethode, deren nachhaltige Wirkung bewiesen werden konnte“, so Baumann.
„Sensomotorisches Training und womöglich auch Vibrationstraining erzielen die besten Effekte bei der Therapie von Nervenschäden, wie eingeschränktes Tastgefühl an den Händen sowie Kribbeln und Schmerzen an Händen und Füßen.“
Dieser Ansatz wird derzeit in einer gemeinsamen Studie der Deutschen Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln weiter verfolgt. Erste Forschungsergebnisse unterstützen die Annahme, dass spezielles Bewegungstraining eine hemmende Wirkung auf die CIPN haben könnte.
Individuell auf die Patienten angepasst
Trotz der Erfolge, die mit einer gezielten Bewegungstherapie erreicht werden können, ist es jedoch schwierig, entsprechende Versorgungsstrukturen für alle Patienten zu schaffen.
„Ein therapeutisches Training während der medizinischen Krebstherapie muss individuell auf die Patienten angepasst werden. Hierzu bedarf es speziell ausgebildeter Sport- und Physiotherapeuten, von denen es zurzeit noch nicht genügend gibt“, erklärte der Direktor des CIO, Professor Dr. Michael Hallek.
„Darüber hinaus bestehen in den Onkologischen Zentren auch räumliche und finanzielle Engpässe, um hochwertige Trainingsgeräte anzuschaffen.“
Erschwerend käme hinzu, dass die Sporttherapie im Gegensatz zur Physiotherapie nicht im Heilmittelkatalog aufgeführt ist, obwohl die positiven Effekte durch Sporttherapie bereits sehr gut wissenschaftlich belegt seien.
„Hier ist die Gesundheitspolitik gefordert, dies schnellstens zu ändern“, so PD Dr. Baumann. „Denn, würde die Sporttherapie in den Heilmittelkatalog aufgenommen, so wäre es für die Krebszentren deutlich einfacher, entsprechende bewegungstherapeutische Strukturen aufzubauen.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.