Spezielles Training stärkt die Herzleistung bei Patienten mit Lungenhochdruck
Ist der Blutdruck in der Lunge deutlich erhöht, sprechen Mediziner von Lungenhochdruck. Dieser hat eine konstant erhöhte Belastung des Herzens zur Folge und mit der Zeit ermüdet das lebenswichtige Organ zunehmend. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg haben in einer aktuellen Studie nachgewiesen, dass hier ein spezielles Bewegungstraining den Betroffenen helfen kann, ihre Herzleistung zu verbessern. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden in dem Fachmagazin „European Heart Journal“.
Die Studie zeigt, dass ein individuell angepasstes Bewegungsprogramm bereits nach 15 Wochen die Sauerstoffaufnahme und die Herzkraft deutlich verbessert, so die Mitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg. Den Forschern des Klinikums sei nun erstmals der direkte Nachweis des Effekts auf die Herzleistung mittels invasiver Messungen per Katheter gelungen. Das Training stelle eine sinnvolle Ergänzung der medikamentösen Therapie dar.
Verengung der Blutgefäße in der Lunge
Lungenhochdruck ist laut Angaben des Universitätsklinikums Heidelberg eine chronische Gefäßerkrankung, die häufig als Folge von chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD; Raucherhusten), Lungenembolien, rheumatischen Erkrankungen, angeborenen Herzfehler oder Herzschwäche auftritt. Bei der Erkrankung verengen sich die kleinen Blutgefäße der Lunge und wuchern zum Teil krebsartig zu, erläutern die Experten. In der Folge müsse die rechte Herzhälfte viel Kraft aufwenden und die Pumpleistung lasse kontinuierlich nach. „Die Betroffenen geraten bei geringster Anstrengung in schwere Atemnot und haben ohne Behandlung eine sehr schlechte Prognose“, so die Mitteilung des Universitätsklinikums. Bis heute ist die Erkrankung zwar nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann allerdings deutlich verlangsamt werden.
Herzleistung bei 95 Lungenhochdruck-Patienten ausgewertet
Das Forscherteam um Professor Ekkehard Grünig von der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg hat im Rahmen der aktuellen Studie die Wirkung des speziellen Bewegungsprogramms an 95 medikamentös eingestellten Lungenhochdruckpatienten überprüft. Hierfür wurden die Teilnehmer in eine Trainings- und eine Kontrollgruppe unterteilt und die Wissenschaftler ermittelten zu Beginn und am Ende des 15-wöchigen Beobachtungszeitraums die Herzleistung der Probanden. Dies erfolgte über eine Messung der Sauerstoffaufnahme und eine Rechtsherz-Katheteruntersuchung in Ruhe und unter Belastung. Für die Rechtsherz-Katheteruntersuchung wurde eine Messsonde über einen Katheter in der Halsvene bis in die rechte Herzkammer eingeführt, um dort den Druck und damit auch die Pumpleistung zu erfassen, erläutern die Experten des Universitätsklinikums Heidelberg.
Deutliche Verbesserungen nach 15 Wochen Training
Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich nach 15 Wochen Trainingsprogramm die maximale Sauerstoffaufnahme der Probanden unter Belastung signifikant verbesserte, was ein Zeichen dafür sei, dass die Körpermuskulatur effektiver arbeitet, so die Mitteilung des Universitätsklinikums. Gleichzeitig habe sich durch das Bewegungsprogramm die Pumpleistung der rechten Herzhälfte unter Belastung um 20 Prozent erhöht. Dies entspreche ungefähr einem Liter mehr Blut pro Minute, das die Lunge passiert. Dies „ist die erste Studie, die den Effekt eines speziellen Lungenhochdruck-Trainings auf das Herz-Kreislaufsystem mittels invasiver Messungen erfasst“, erklärt Erstautorin Nicola Benjamin (geborene Ehlken). Damit sei auch erstmals der Nachweis gelungen, „dass ein Bewegungsprogramm die Herzleistung der schwer kranken Patienten verbessern kann.“
Nun sind laut Aussage der Forscher weitere Studien erforderlich, um die Auswirkung des Trainings und die zugrunde liegenden Mechanismen genau zu erfassen. Jedoch seien auch die aktuellen Ergebnisse wichtig, um den Stellenwert und die Bedeutung eines spezifischen Trainings bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie zu erfassen. Denn „noch vor wenigen Jahren gab es für Patienten mit Lungenhochdruck keine Möglichkeit einem angeleiteten körperlichen Training nachzugehen, da die Gefahr besteht, dass durch Überforderung die Krankheit schlechter wird“, so Nicola Benjamin.
Einschränkung in der Anwendbarkeit
Im Lungenhochdruckzentrum an der Thoraxklinik Heidelberg wird in Zusammenarbeit mit der Rehabilitationsklinik Königstuhl Heidelberg das spezielle Training für Patienten mit Lungenhochdruck angeboten. Die erfolgreiche und inzwischen europaweit bekannte Bewegungstherapie werde inzwischen zusätzlich zu einer optimal eingestellten medikamentösen Therapie auch in den Leitlinien empfohlen, berichtet das Universitätsklinikum Heidelberg. Allerdings gebe es eine entscheidende Einschränkung bei dem Angebot. „Aus Sicherheitsgründen ist das Training nur niedrig dosiert und sollte in einer auf Lungenhochdruck spezialisierten Klinik unter Anleitung von Ärzten und Physiotherapeuten beginnen“, betont Professor Dr. Ekkehard Grünig. Meist müsse das Training anfangs noch täglich angepasst werden und jede Überanstrengung könne zu einer Verschlechterung führen. (fp)
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