“Dicke haben es schrecklich schwer mit Frauen, denn Dicke sind nicht angesagt”, sang Marius Müller Westernhagen. Eine neue Studie soll das Gegenteil belegen. Der amerikanische Anthropologe Richard Bribiescas vermutet: Frauen betrachten Männer mit Bauchspeck unbewusst als bessere Väter.
Schlankheitswahn
Ess-Störungen wie Bulemie und Anorexie explodieren. Nicht nur Frauen, sondern auch immer mehr Männer leiden unter diesen Krankheiten.
Psychologische Manipulation:Gehirnwäsche
Waschbrettbauch und modellierter Bizeps preist die neoliberale Propaganda als Ideal des urbanen Einzelkämpfers an, der im kapitalistischen Krieg von jedem gegen jeden Rivalen niederschlägt.
Speck sichert das Überleben
Die Evolution des Menschen steht dieser barbarischen Ideologie entgegen. Eine weiche Fettschicht und keine fettfreie Muskelmasse gab in Hungerzeiten die lebenswichtige Reserve, wärmte in Eis und Schnee und schützte vor Infektionen.
Der “Dad Bob”
Eine Studentin schrieb 2015 vom “Dad Bob”, also Papa-Körper als Kennzeichen attraktiver Männer. Demnach sollte ein Männerkörper zwar gesund und fit sein, gerade deshalb aber auch eine weiche Fettschicht haben.
Neue Mode?
In den USA, dem Land der durch kosmetische Operationen ruinierten Botox Zombies und einer High Society, die sich durch exorbitant teure Hungerkuren definiert, schlug der “Dad Bob” ein wie eine Bombe. Die Diskussion war zwar kontrovers, doch viele wirkten befreit, endlich öffentlich zu sagen, dass sie dicke Männerbäuche mögen.
Evolutionärer Vorteil
Richard Bribiescas schrieb ein Buch “How Men Age: What Evolution Reveals About Male Health and Mortality”. Demnach genießen Männer im mittleren Alter einen deutlichen biologischen Vorteil, wenn sie ein paar Pfund Bauchspeck herum tragen: Sie sind weniger empfänglich für Infektionen.
Das Testosteron sinkt
Laut Bribiescas sinkt in den Dreißigern der Testosteronspiegel. Deshalb ist es normal, dass Männern ab diesem Alter ein Bäuchlein wächst.
Sind ältere Dicke die besseren Väter?
Das Absinken des Testosterons hat aber auch eine andere Wirkung, die womöglich evolutionäre Gründe hat: Die älteren Dickerchen kümmern sich mehr um ihr Überleben und stürzen nicht mehr blindlings in jedes Abenteuer wie die “jungen Wilden” in den twenty-somethings.
Der Anthropologe Bribiescas vermutet, dass bei mittelalten Männern ein hormonelles Milieu entsteht, das sie auf ihre Rolle als Vater prägt.
Suchen Frauen dicke Väter?
Bei mittelalten Männern, denen eine Fettschicht wächst, verändert sich der Metabolismus. Bribiescas Hypothese lautet vereinfacht: Sie werden gemütlicher, aber verantwortungsbewusst.
In der Evolution wären männliche Rundungen also ein Signal gewesen, einen Mann zu finden, der sich um die Kinder sorgt und sie nicht sitzen lässt.
Schlanke Spermaverbreiter?
Eine Studie der Universität Cambridge fand jedoch heraus, dass Frauen auf Langstreckenläufer stehen. Diese Sportler hätten nämlich einen gesteigerten Sexualtrieb und eine höhere Spermiendichte.
Jäger, Sammler und Läufer?
Danny Longman, der an der Studie mitarbeitete, sieht die Attraktivität von Langstreckenläufern ebenfalls evolutionär bedingt. In unseren Zeiten als Jäger und Sammler (immerhin circa 90% der Zeit des Homo Sapiens auf dem Planeten) wäre Langstreckenlauf ein Zeichen für einen guten Fortpflanzungspartner gewesen.
Dicke Väter kontra Sex-Marathon
Wer hat nun Recht? Der Anthropologe, der dickere Männer für attraktiver und bessere Väter hält, oder die Wissenschaftler aus Cambridge, die Marathonläufer als Sex auf zwei Beinen für Frauenschwärme halten?
Das eine schließt das andere nicht aus: Wer sich als Fortpflanzungspartner eignet, ist noch lange kein guter Vater, und in der biosozialen Evolution des Menschen war beides notwendig: Ein potenter Befruchter und ein fürsorglicher Vater, der in Hungerzeiten überlebte.
Ideal wäre demnach ein ausdauernder Sportler, der eine kleine Wampe mit sich herum trägt. Auch ein “Dad Bob” bedeutet nicht extremes Übergewicht. Bribiescas Hypothese befreit also Couch Potatoes nicht davon, gelegentlich ins Fitness Studio zu gehen.(Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
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