Der Bierbauch bedingt erhebliche gesundheitliche Risiken
Viele Männer in Deutschland tragen ihren Bierbauch mit Stolz, doch insbesondere das Bauchfett (viszerales Fett) ist laut Aussage von Medizinern für die Gesundheit besonders kritisch. Zwar erfreut sich der Bierbauch als „Dad bod“ (Papa-Körper) gerade einer erhöhten Akzeptanz, doch ist dieser auch ein gesundheitliches und kein rein ästhetisches Problem, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ unter Berufung auf Professor Andreas Fritsche vom Lehrstuhl für Ernährungsmedizin und Prävention an der Universität Tübingen. Letztendlich könne der Bierbauch für die Gesundheit gefährlich werden.
Die Bildung von vermehrtem Bauchfett ist in der medizinische Fachwelt ein vielfach untersuchtes Thema, wobei heute bekannt ist, dass viszerales Fett das Risiko von Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes und Herzerkrankungen deutlich erhöht, so die Mitteilung der Mayo Clinic in Rochester (USA), an der verschiedene Studien zum viszeralen Fett durchgeführte wurden. Frauen mit einem Taillenumfang von mehr als 80 Zentimetern und Männer mit einem Taillenumfang von mehr 102 Zentimetern würden mehr Gesundheitsrisiken unterliegen, als Menschen mit geringerem Bauchumfang, berichten die Wissenschaftler der Mayo Clinic. Daher sollte ihrer Ansicht nach bei ärztlichen Untersuchungen nicht nur der BMI (Body Mass Index), sondern auch der Taillenumfang überprüft werden.
Bierbauch nur dem Namen nach
Der Bierbauch entsteht, trotz des Namens, selbstverständlich nicht allein durch einen hohen Bierkonsum. Er bildet sich vielmehr deshalb, weil „man zu viele Kalorien zu sich nimmt und zu wenig verbrennt“, zitiert die „dpa“ Prof. Fritsche. Allerdings sei Alkohol – neben Fett – eines der kalorienhaltigsten Lebensmittel und so könnten alkoholische Getränke maßgeblich zu der Entstehung des Bierbauchs beitragen. Darüber hinaus wird der Appetit durch den Alkohol angeregt und die Biertrinker neigen zu einer erhöhten Essensaufnahme. „Der typische Mensch mit einem Bierbauch trinkt gerne Bier, isst aber auch sehr gerne“, erläutert Prof. Richard Raedsch vom Berufsverband Deutscher Internisten gegenüber der „dpa“. Daher stamme vermutlich auch der Name „Bierbauch“.
Männer neigen eher zum Bierbauch
Aufgrund der geschlechtsspezifischen Besonderheiten bei der Bildung von Fettpolstern ist der Bierbauch ein eher männliches Problem. Denn Männer würden Fetteinlagerungen vor allem im Bauchbereich bilden und seien damit eher Verteilungstyp Apfel, während Frauen eher ein birnenförmiges Verteilungsgmuster zeigen und demnach an Oberschenkeln und Po vermehrt Fettpolster ansetzen, berichtet die „dpa“. Hier gibt es laut Aussage von Professor Matthias Blüher, Adipositas- und Fettgewebeforscher am Sonderforschungsbereich Mechanismen der Adipositas der Universität Leipzig, gegenüber der „dpa“ allerdings auch Ausnahmen und manche Männer würden eher dem Birnentyp ähneln oder umgekehrt Frauen dem Apfeltyp entsprechen. Welcher Fettverteilungstyp vorliegt, werde unter anderem durch die Gene, aber auch die Geschlechtshormone entschieden.
Viszerales Fett eine erhebliches Gesundheitsrisiko
Die Fettablagerungen am Bauch sind laut Aussage der Experten zu unterscheiden in das subkutane Fett, welches sich direkt unter der Haut ansammelt, und das viszerale Fett, das sich auch zwischen und an den Organen bildet. Insbesondere dem viszeralen Fett wird in Bezug auf die Gesundheit eine sehr kritische Wirkung zugeschrieben. Dieses habe eine andere Zusammensetzung der Fettzellenstruktur als das subkutane Fett, erläutert Professor Raedsch. Zudem sende es bestimmte Hormone aus, die zu einer Appetitsteigerung beitragen, wodurch wiederum mehr gegessen werde und die Fetteinlagerung weiter zunehme. Dies sei ein regelrechter „Teufelskreis.“ Des Weiteren würden durch das viszerale Bauchfett Entzündungsstoffe ausgeschüttet, „die die Blutgefäße schädigen, Fettstoffwechselstörungen begünstigen und zu Diabetes beitragen können“, ergänzt Professor Blüher in dem Beitrag der „dpa“. Auch würden vermehrt Stoffwechselprodukte wie Fettsäuren anfallen, die direkt und unverdünnt in die Leber gelangen. So speichere diese zu viel Fett und werde gegebenenfalls insulinresistent, erläutert Blüher. Nicht zuletzt steigere das viszerale Bauchfett zudem das Risiko für eine Koronare Herzkrankheit und einen Herzinfarkt. Darüber hinaus hat eine aktuelle Studie des Team um die Schlafforscherin Dr. Virend Somers von der Mayo Clinic in Rochester ergeben, dass Menschen mit Bierbauch beziehungsweise hohem Anteil an viszeralem Fett deutliche Beeinträchtigungen in der Qualität ihres Schlafes zeigen.
Anteile der Fetttypen bestimmen
Der BMI kann als Anhaltspunkt zur Bestimmung von Übergewicht dienen, doch unterscheidet dieser nicht zwischen den verschiedenen Fetttypen und ermöglicht daher keine differenzierte Aussage zu dem jeweiligen individuellen Gesundheitsrisiko. Hierfür müssen die Anteile von viszeralem Fett und subkutanem Fett genauer ermittelt werden. Bei der Bestimmung der unterschiedlichen Fetttypen kann laut Professor Fritsche die Waist-to-hip-ratio, also das Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang, als Orientierungshilfe dienen. Gut sei bei Frauen eine schmalere Taille als Hüfte und bei Männern ein etwa gleichgroßer Umfang von Taille und Hüfte. Ein Bauch mit hohem Anteil an viszeralem Fett fühle sich zudem anders an, als verstärkte subkutane Fettablagerungen am Bauch. „Der typische Bierbauch mit viszeralem Fett wölbt sich prall wie ein Fußball und hängt wenig“, wird Professor Blüher von der „dpa“ zitiert. Professor Fritsche ergänzt, dass hier auch ein Test mit den Fingern helfen könne. „Wenn man mit dem Finger reinpiekst und der Bauch prall-elastisch wirkt oder man zwischen Daumen und Zeigefinger keine Hautfalte zu fassen bekommt, ist das ein Indiz für viszerales Fett“, so der Experte der Universität Tübingen. Endgültigen Aufschluss über den Anteil der verschiedenen Fetttypen könnten allerdings nur bildgebende Verfahren wie die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie bringen.
Maßnahmen gegen das viszerale Fett
Das viszerale Fett birgt nicht nur besondere Gesundheitsrisiken, sondern lässt sich auch schwerer beseitigen, als subkutane Fettablagerungen. Denn bei Diäten beziehungsweise reduzierter Kalorienzufuhr wird zunächst vor allem subkutanes Fett abgebaut. Hungern helfe hier wenig, so die Mitteilung der „dpa“. Allerdings rät Professor Fritsche dennoch zu einer Ernährungsumstellung, mit gesunden Lebensmitteln und weniger Kalorien. Am besten werde auf eine mediterrane Ernährung mit Gemüse, Nüssen und Pflanzenölen umgestiegen. Durch angemessene Änderungen des Lebensstils lasse sich selbst bei einer geringen Gewichtsreduktion häufig der Anteil an viszeralem Fett deutlich reduzieren. Hierbei spiele auch Bewegung eine entscheidende Rolle. Professor Raedsch empfiehlt mindestens dreimal pro Woche aktive körperliche Betätigung wie beispielsweise Schwimmen oder auch schnelles Spazierengehen. Hoffnungen auf einen schnellen Abbau des Bierbauchs mit Hilfe eines operativen Eingriffs sollten sich die Betroffenen laut Aussage der Experten indes nicht machen. Denn einfach das Fett absaugen bringe nichts, da „nur subkutanes Fett abgesaugt werden“ kann, zitiert die „dpa“ Professor Fritsche. (fp)
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