Teilnehmer nehmen nach der Biggest-Loser-Show größtenteils wieder zu
Erst purzeln die Kilos, dann sind sie nach ein paar Wochen wieder zurück. Den so genannten „Jo-Jo-Effekt“ kennen viele Menschen, die schon mal eine Diät gemacht haben. Auch die meisten Teilnehmer der US-Show “The Biggest Loser” brachten einige Zeit nach der Sendung wieder deutlich mehr Pfunde auf die Waage. Doch warum ist es so schwierig, das mühsam erreichte Wunschgewicht zu halten? Wissenschaftler haben im Rahmen einer Langzeitstudie einige der Kandidaten begleitet und geben im Fachblatt “Obesity“ eine Erklärung für das Phänomen.
Abnehmprogramm dauert 30 Wochen
Wer nimmt am meisten ab? Das ist die große Frage bei „The Biggest Loser“, einer TV-Show, in der übergewichtige Kandidaten gegeneinander um den größten Gewichtsverlust kämpfen. Die Sendung startete ursprünglich im Jahr 2004 in den USA, seit 2009 ist sie auch hierzulande zu sehen. Das Ziel der Teilnehmer lautet: Abnehmen – und zwar mithilfe von Sportprogrammen und Ernährungsumstellung so viel wie möglich. Doch funktioniert das Konzept wirklich? Oder setzt auch hier nach der Diät schnell der gefürchete Jo-Jo-Effekt ein? Dies wollte ein Forscherteam um Kevin Hall von der US-amerikanischen National Institutes of Health genau wissen und begleitete laut einem aktuellen Bericht des Magazins „Spiegel Online“ 14 Kandidaten der US-Ausgabe der Show. Sie untersuchten die Männer und Frauen vor Beginn des Abnahme-Programms, direkt im Anschluss an die 30 Wochen dauernde Diät sowie nach sechs Jahren und prüften dabei jeweils neben dem Gewicht und Fettanteil unter anderem die Blutwerte und den Grundumsatz.
Grundumsatz sinkt in den Jahren nach der Show deutlich
Die Auswertung der Daten machte eine der Ursachen für den Jo-Jo-Effekt deutlich. Denn bei allen 14 Probanden sank der so genannte „Grundumsatz“ im Laufe der Zeit deutlich. Dieser bezeichnet diejenige Energiemenge, die der menschliche Körper pro Tag bei völliger Ruhe und mit leerem Magen zur Aufrechterhaltung seiner Funktionen benötigt. Bevor die sechs Männer und acht Frauen das Programm starteten, kamen sie den Forschern zufolge im Schnitt auf rund 2600 Kilokalorien (kcal) pro Tag, wobei die Werte je nach Teilnehmer zwischen 2000 und 3200 kcal variierten. Nach 30 Wochen strengem Diät- und Sportprogramm lag der Grundumsatz hingegen bei allen Teilnehmern nur noch bei knapp 2000 kcal pro Tag und war damit insgesamt betrachtet deutlich abgefallen.
Teilnehmer nehmen im Schnitt wieder mehr als 40 Kilo zu
Dieser Effekt hielt auch sechs Jahre später noch an und war mit einem Durchschnittswert von rund 1900 Kalorien am Tag sogar noch etwas weiter gesunken. Damit liege der Grundumsatz unter Berücksichtigung des gestiegenen Alters und des veränderten Gewichts durchschnittlich 500 kcal unter dem zu erwartenden Wert, so die Wissenschaftler in ihrem Artikel. Um ihr erreichtes Gewicht langfristig halten zu können, hätten die Kandidaten der Reality-Show folglich jeden Tag 500 Kalorien weniger zu sich nehmen müssen als andere Personen, denen diese Energie keine zusätzlichen Pfunde beschert. Doch das gelang den meisten nicht, nur eine Frau schaffte es, nach der Show sogar noch mehr Gewicht zu verlieren. Die anderen hatten den Forschern zufolge nach Ende der Show zwar im Schnitt 58,3 Kilogramm abgenommen – nach sechs Jahren aber von dem verlorenen Gewicht 41 Kilo wieder zugelegt. „Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass die “The Biggest Loser” Teilnehmer eine erhebliche Menge ihres verlorenen Gewichts in den letzten 6 Jahren seit der Show wieder zugenommen hatten. Doch insgesamt waren sie sehr erfolgreich beim langfristigen Gewichtsverlust im Vergleich zu anderen Lifestyle-Maßnahmen“, so die Forscher in ihrem Artikel.
Große Essgelüste nach erfolgreicher Abnahme
Wie „Spiegel Online“ berichtet, hatten erst vor wenigen Tagen einige der „Biggest-Looser“-Kandidaten in der “New York Times” von ihren Erfahrungen mit dem speziellen Programm erzählt. So hatte beispielsweise der heute 46-jährige Danny Cahill während der Show sein Gewicht von rund 195 auf 86 Kilo reduziert – mittlerweile wiege er jedoch wieder rund 134 Kilo. Um abzunehmen hatte er damals permament Sport getrieben und nur wenig Kalorien zu sich genommen, mit dem Ziel, täglich 3500 Kilokalorien mehr zu verbrennen, als er aufnahm. Hatte er am Abend sein Ziel noch nicht erreicht, ging er nach dem Abendessen wieder zurück ins Fitnessstudio, um noch mehr zu trainieren. Manchmal joggte er sogar noch in der Dunkelheit durch die Nachbarschaft, um die restlichen Kalorien zu verbrauchen, so der Bericht der “New York Times”.
Da er auch nach der Show täglich zwei bis drei Stunden Sport trieb, konnte Danny Cahill sein Gewicht über vier Jahre unter 115 Kilo halten, doch nachdem er in seinen alten Job zurück gekehrt war, folgten in den zwei Jahren danach weitere 19 Extra-Kilo. Ein Teil des Problems sei sein verlangsamter Stoffwechsel, zudem habe er starkes Verlangen nach Essen. Bei Chips nehme er sich z.B. immer vor, nur einige wenige zu essen. „Ich esse fünf Stück. Dann habe ich einen Blackout, esse die ganze Tüte und frage mich: ‘Was habe ich getan?’“, so Cahill gegenüber der Zeitung.
Produktion des aktiven Schilddrüsenhormons wird gedrosselt
Laut Hans Hauner vom Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München, sei der Effekt einer Diät auf den Grundumsatz schon länger bekannt. Denn auf den Verlust des Gewichts reagiere der Körper umgehend, indem er weniger aktives Schilddrüsenhormon produziert. In der Folge verlangsamt sich der Stoffwechsel, der Blutdruck sowie der Spiegel des Hormons Leptin sinken ab. Leptin reguliert jedoch normalerweise das Hungergefühl, wodurch es nun schwerer falle als sonst, beim Essen Maß zu halten. „Außerdem sinkt der Grundumsatz, weil bei einer Diät nicht nur Fett abgebaut wird, sondern auch Muskelmasse verloren geht, die sonst viel Energie verbraucht“, so der Experte gegenüber „Spiegel Online“.
Für den Umstand, dass der Stoffwechsel bei den Probanden der Studie auch noch sechs Jahre nach dem Programm deutlich verlangsamt war, gebe es laut Hauner hingegen noch keine Erklärung. Denkbar sei aber, dass diejenigen, die generell einen geringen Grundumsatz gaben, häufiger von Übergewicht betroffen sind. Denn dann sei es folgerichtig, dass der Energieverbrauch bei diesen Personen nach einer Gewichtsreduzierung auch geringer ist als bei jemandem, der zwar ähnliche Voraussetzungen (Alter, Körperbau etc.) mitbringt, aber kein Problem mit seinem Gewicht hat. (nr)
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