Versandapotheken sagen stationären Apotheken den Preiskampf an
25.03.2014
Der Versandhandel mit Arzneimittel boomt. Immer mehr Menschen bestellen sich ihre Medikamente im Internet. Vor allem bei rezeptfreien Mitteln verzeichnen Versandapotheken einen deutlichen Zuwachs. Das bestätigt auch eine Studie im Auftrag des Hightech-Verbands Bitkom. Aus Sicht der stationären Apotheken stellen die Online-Angebote eine große Konkurrenz dar, da diese häufig mit Dumpingpreisen ihre Kunden locken. Vor allem kleine Apotheken können beim Preiskampf nicht mithalten.
Versandapotheken punkten mit günstigen Preisen für rezeptfreie Produkte
Einer Studie des Hightech-Verbands Bitkom zufolge haben etwa 16 Millionen Kunden im Jahr 2012 Arzneimittel in einer Versandapotheke bestellt. Im Vorjahr waren es noch neun Millionen. Der rasante Anstieg könnte vor allem mit den Billigpreisen in Verbindung stehen, die große Versandapotheken bei rezeptfreien Produkten anbieten können. Etwa 60 Prozent ihres Umsatz besteht aus solchen freiverkäuflichen Mitteln. Bei den stationären Apotheken konzentriert sich das Geschäft dagegen zu etwa 80 Prozent auf verschreibungspflichtige Präparate. „Wenn wir von Preisunterschieden sprechen, sind damit nur die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel gemeint“, erläutert Birte Wedell von der Apothekerkammer Niedersachsen gegenüber der Online-Ausgabe der „Hessisch/Niedersächsischen Allgemeine“. „Rabatte auf rezeptpflichtige Arzneimittel sind gesetzlich verboten.“ Bei verschreibungspflichtigen Mitteln regelt die deutsche Arzneimittelpreisverordnung die einheitliche Preisbildung zulasten der gesetzlichen Krankenkassen. Von dieser Regelung ausgenommen sind seit 2004 lediglich freiverkäufliche Produkte. „Preisunterschiede im Verkauf ergeben sich dadurch, dass einige Apotheker günstigere Einkaufskonditionen mit dem Großhandel aushandeln“, so Wedell weiter.
Versandapotheke kann stationäre Apotheke nicht ersetzen
Die Zeitung berichtet weiter, dass Versandapotheken zwar viel bessere Zukunftsprognosen hätten als die wohnortnahen Apotheken, aber auch diese könnten nicht zwangsläufig mit der großen Masse konkurrieren. Dr. med. Martin Anschütz, Fachapotheker für Offizinpharmazie, aus Göttingen, der selbst eine Apotheke mit kleinem Versandhandel betreibt, berichtet gegenüber der Zeitung, dass Zusatzangebot notwendig seien. Dennoch könne auch er nur schwer bei den Preisen im Internet mithalten. Dafür komme er aber seiner Verantwortung gegenüber den Kunden nach. „Apotheker ist ein Heilberuf“, betont Anschütz. „Wenn ich jemandem ein Produkt nicht mit gutem Gewissen verkaufen kann, rate ich davon ab.“ Sein Versandhandel sei deshalb lokal begrenzt.
Der Studie „Online Apothekenversandhandel 2013“ zufolge betreiben lediglich 5,4 Prozent aller Apotheken mit Versandhandelserlaubnis aktiven Internetversandhandel. Das entspreche laut Christian Splett, Pressesprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (ABDA), nur etwa ein bis zwei Prozent im marktrelevanten Bereich. Der Experte sieht in Versandapotheken keine Alternative zu stationären Apotheken.
Wie erkennt der Verbraucher eine seriöse Versandapotheke?
Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) listet alle zugelassenen Versandapotheken auf seiner Internetseite auf. Dort sind nicht nur deutsche sondern auch einige ausländische Apotheken aufgeführt. Verbraucher können sich anhand der Liste eine vertrauenswürdige Versandapotheke heraussuchen. Zudem lohnt sich ein Blick ins Impressum des gewählten Anbieters. Dort müssen neben der Adresse der Apotheke und dem Namen des verantwortlichen Apothekers auch die Aufsichtsbehörde sowie die zuständige Apothekerkammer aufgelistet sein. Wer ein verschreibungspflichtiges Medikament bestellt, muss zudem von der Versandapotheke um Zusendung des Rezepts gebeten werden. Anderenfalls darf kein rezeptpflichtiges Mittel versendet werden. Darüber hinaus sind Versandapotheken dazu verpflichtet eine telefonische Beratung für ihre Kunden anzubieten. (ag)
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