Getestete Keimlinge laut „Konsument“ oft ungenießbar
25.02.2015
Sprossen und Keimlinge sind in der ernährungsbewusste Küche sehr beliebt, denn sie sind kalorienarm und enthalten viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Dadurch gelten gekeimte Mungobohnen, Linsen und Co. als sehr gesund – was jedoch nur der Fall ist, wenn diese hygienisch einwandfrei produziert und ausreichend gekühlt werden. Passiert dies nicht, können sich laut dem österreichischen Verbraucherschutz-Magazin „Konsument“, die Keime explosionsartig vermehren – was im schlimmsten Fall auch Krankheitserreger betrifft.
Hoher Gehalt an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen
Ob Mungobohne, Weizen oder Linsen: Frische Sprossen und Keimlinge gelten als gesund und sind daher mittlerweile fester Bestandteil der modernen, ernährungsbewussten Küche. Der Grund: Sie enthalten neben mehrfach ungesättigten Fettsäuren viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, sind zugleich energiearm und lassen sich vielseitig einsetzen. Doch die Keime bergen auch mikrobiologische Risiken, denn gesund sind diese nur, wenn sie unter einwandfreien hygienischen Bedingungen produziert und nach der Ernte ausreichend gekühlt werden. Ist dies nicht der Fall, könnten sich Keime, bzw. im schlimmsten Fall auch Krankheitserreger, „explosionsartig vermehren“, berichtet das österreichische Verbraucherschutz-Magazin „Konsument“.
Konsument untersucht 15 Proben aus Supermärkten, Bio-Geschäften und vom Markt
Das Magazin hatte für einen aktuellen Test 15 Proben von Sprossen aus Supermärkten, Bio-Geschäften und vom Markt untersucht, darunter z.B. „Jazai Frische Sprossen & Keimlinge“ (denn’s) oder den „Wiegert Sprossen Mix“ (Metro). Dabei hatten die Tester eine bunte Mischung zusammengestellt, indem sie neben den üblicherweise bei Handelsketten erhältlichen gekeimten Mungobohnen auch Keimlinge von Alfalfa, Linsen, Radieschen, rotem Rettich, Rotklee und Weizen aus Bio- und Veganmärkten einkauften.
Keine Salmonellen, Listerien oder EHEC-Erreger in den Proben
Die positive Nachricht: Weder Salmonellen noch Listerien oder EHEC-Erreger bzw. Staphylokokken konnten nachgewiesen werden. Ein verblüffendes Ergebnis, denn mehr als die Hälfte der Proben war während der Untersuchung höheren Temperaturen als den empfohlenen maximal sechs bis sieben Grad ausgesetzt worden, so der „Konsument“. Ganz anders fiel jedoch das Fazit im Bereich der Keimbelastung aus, denn hier konnte bei knapp der Hälfte der Proben ein erschreckendes Ergebnis nachgewiesen werden: „Neben teilweise sehr hohen Gesamtkeimzahlen fanden wir auch Pseudomonaden (Verderbniserreger) und Enterobakteriaceen (Darmbakterien)“, so das Magazin weiter.
Bio-Keimlinge besonders stark mit Keimen belastet
Besonders betroffen waren hier demnach die Keimlinge aus den Bio-Supermärkten, die durchweg eine starke Keimbelastung aufwiesen: „Die Hälfte dieser Proben taugte überhaupt nur noch für den Mistkübel“, so die Meinung der Tester. Bei den Sprossen von großen Handelsketten hatte es hingegen insgesamt kaum Kritikpunkte gegeben, ebenso wie bei einer Radieschen/Rettich/Kresse-Mischung aus dem Bio-Supermarkt „Basic“, die – anders als die anderen Testprodukte – auf einem Substrat gezogen worden war.
Wärme und Feuchtigkeit bieten idealen Nährboden für Krankheitserreger
Bei Sprossen und Keimlingen, die auch als „Sprossgemüse“ bezeichnet werden, handelt es sich um die auskeimenden Samen von Pflanzen, die für ihr Wachstum Feuchtigkeit, Licht, Wärme und Sauerstoff benötigen. Doch diese Bedingungen bergen auch ein Risiko, denn Wärme und Feuchtigkeit sind der ideale Nährboden für jegliche Form von Mikroorganismen wie Schimmel, Parasiten oder Bakterien. Dementsprechend müssen die Keimlinge hygienisch einwandfrei produziert und im Handel ausreichend gekühlt werden, andernfalls droht eine massive Vermehrung der Keime bzw. im Ernstfall der Krankheitserreger. Oft könne jedoch auch bei aller Hygiene keine Garantie gegeben werden, so der „Konsument“ weiter, denn “häufig werden Bakterien schon mit dem Saatgut eingetragen”, wogegen selbst gründliches Waschen nichts ausrichten könne.
Keimlinge geben Desserts eine leicht nussige Note
Dementsprechend warnen öffentliche Institutionen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) immer wieder vor den möglichen Gefahren durch Sprossen und Keimlinge. Gerade Personen mit geschwächtem Immunsystem, Schwangere und Kinder sollten demnach auf den Verzehr roher Ware generell verzichten, zudem sollten die Keimlinge auch zu Hause kühl gelagert und zeitnah verbraucht werden. Hier gibt es neben typischen asiatischen Gerichten vielfältige Möglichkeiten, indem Sprossen z.B. als Brotbelag oder als Verfeinerung von Salaten verwendet werden. Im Müsli, Dessert oder in der Suppe geben Keimlinge zudem einen leicht süßlichen bis nussigen Geschmack, darüber hinaus eignen sie sich kurz angedünstet auch als Füllung oder Gemüsebeilage. (nr)
Bild: Grace Winter / pixelio.de
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