Liegen die Ursachen für bipolare Störungen in den Genen?
Personen, die unter einer bipolaren Störung leiden, erleben Tag für Tag eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Dabei kann die Gefühlslage von himmelhoch jauchzend bis hin zu schwer betrübt innerhalb kürzester Zeit umschlagen. Bei bipolaren Störungen geben sich manische Phasen mit Größenwahn und stark gedrückten Stimmungen bis hin zu Suizidgedanken die Klinke in die Hand. Die Ursachen dieser gefährlichen Erkrankung sind dabei bis heute noch nicht ausreichend verstanden. Ein internationales Forschungsteam entdeckte kürzlich 20 neue Gene, die im Zusammenhang mit bipolaren Störungen stehen.
Rund 280 internationale Forschende unter der federführenden Beteiligung des Universitätsklinikums Bonn und der Universitäten Marburg und Basel haben in einer groß angelegten Studie 20 neue Gene entdeckt, die in Zusammenhang mit bipolaren Störungen stehen. Die Studie ist die bislang größte ihrer Art. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Genetics“ veröffentlicht.
Größte Genetikanalyse zu bipolaren Störungen
In zwei Schritten wurde das Erbgut von fast 30.000 Personen mit bipolaren Störungen untersucht und anschließend mit rund 170.000 Kontrollpersonen verglichen. „Es handelt sich dabei um die größte genomweite Assoziationsstudie bei Patienten mit bipolarer Störung“, betont Professor Dr. Markus Nöthen, der Direktor des Instituts für Humangenetik des Bonner Uniklinikums.
20 neue Gene in Zusammenhang mit bipolaren Störungen entdeckt
Im Erbgut der Patienten entdeckte das internationale Forschungsteam insgesamt 30 Regionen, die mit den Störungen in Zusammenhang stehen. 20 davon wurden in dieser Studie zum ersten mal identifiziert. Nach Angaben der Forschenden liegen diese Gene in Regionen, die beispielsweise das Aktionspotenzial von Neuronen beeinflussen können. Weiterhin fand das Studienteam erstmals Hinweise dafür, dass auch die Insulinregulation und das Endocannabinoidsystem bei der Krankheitsentstehung beteiligt sein könnten.
Zwei neue Unterarten der bipolaren Störung klassifiziert
Zusätzlich konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei neue Unterarten der bipolaren Störung unterscheiden. Laut Studie steht der stärkere Verlauf „Typ I“ mit ausgeprägteren manischen und depressiven Phasen und einem erhöhten Risiko für Schizophrenie in Zusammenhang. Bipolare Störungen vom „Typ II“ verlaufen dagegen milder und können mit den Symptomen einer Depression verglichen werden.
Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle
Auch wenn die genauen Ursachen derzeit noch nicht vollständig bekannt sind, steht für das Studienteam fest, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle bei der bipolaren Störung spielen. „Es sind viele verschiedene Gene an der Krankheitsentstehung beteiligt“, berichtet Dr. Andreas Forstner, einer der Erstautoren, in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Neue Therapieansätze bei bipolaren Störungen
Die Studienergebnisse liefern vielversprechende Ansätze für neue Therapien. „Je genauer wir die biologischen Grundlagen der Erkrankung verstehen, desto besser können neue Medikamente entwickelt werden“, resümiert Professor Forstner. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg. Für weitere Informationen lesen Sie den Artikel: Bipolare Störung – Ursachen, Anzeichen und Therapie. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.