Schutz vor entzündlichen Darmerkrankungen
Wenn Menschen einen gesunden Lebensstil einhalten, der beispielsweise den Verzehr von ausreichend Obst und Gemüse, die Reduzierung des Fleisch- und Alkoholkonsum umfasst, könnte dies bis zu 60 Prozent der Fälle von entzündlichen Darmerkrankungen verhindern.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Harvard University T.H. Chan School of Public Health wurde eine Einschätzung des Anteils der Fälle von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa vorgenommen, der durch veränderbare Faktoren des Lebensstils verhindert werden könnte. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Gut“ veröffentlicht.
Welchen Einfluss hat der Lebensstil?
Das Team wertete Daten der Nurses’ Health Study (NHS), der NHSII und der Health Professionals Follow-up Study (HPFS) aus, um herauszufinden, ob die Einführung und Einhaltung eines gesunden Lebensstils das Risiko für chronisch entzündliche Darmerkrankungen reduziert.
Für alle Teilnehmenden wurden modifizierbare Risikopunktwerte auf der Grundlage etablierter modifizierbarer Risikofaktoren für entzündliche Darmerkrankungen erstellt. Die Skala zur Bewertung der modifizierbaren Risikofaktoren reichte dabei von null bis sechs, wobei ein höherer Wert für mehr Risikofaktoren stand, erläutern die Forschenden.
Typische Risikofaktoren umfassten beispielsweise den Body-Mass-Index (BMI), Rauchen, körperliche Aktivität und den täglichen Konsum von Obst, Ballaststoffen, Gemüse, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und rotem Fleisch.
Als nächstes bewerteten die Forschenden die Lebensweise der Teilnehmenden, wobei eine Punktzahl von null bis neun zugewiesen wurde und eine höhere Punktzahl für eine gesündere Lebensweise stand, so das Team.
Ein gesunder Lebensstil wurde durch unterschiedliche Faktoren definiert, wie beispielsweise einen BMI zwischen 18,5 und 25, ein rauchfreies Leben und mindestens 7,5 Stunden der körperlichen Aktivität wöchentlich.
Weitere Faktoren eines gesunden Lebensstil waren mindestens acht Portionen Obst und Gemüse wöchentlich, die Aufnahme von mindestens 25 Gramm Ballaststoffen am Tag, ein geringer Verzehr von rotem Fleisch, Fischkonsum mindestens zweimal in der Woche und täglichen Konsum von Nüssen und Samen.
Außerdem durften Frauen für einen gesunden Lebensstil höchstens ein alkoholisches Getränk und Männer höchstens zwei alkoholische Getränke am Tag zu sich nehmen, berichten die Fachleute in einer Pressemitteilung.
Viele entzündliche Darmerkrankungen verhinderbar
Während des Überwachungszeitraums traten insgesamt 346 Fälle von Morbus Crohn und 456 Fälle von Colitis ulcerosa auf. Dabei stellten die Forschenden einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Erkrankungsrisiko und den Werten der modifizierbaren Risikofaktoren sowie eines gesunden Lebensstils fest.
Wenn sich alle Teilnehmende an einen gesunden Lebensstil gehalten hätten, wären nach Ansicht des Teams 61 Prozent der Fälle von Morbus Crohn und 42 Prozent der Erkrankungen an Colitis ulcerosa vermieden worden.
Die Systeme zur Risikobewertung wurden als nächstes auf die Daten aus drei großen europäischen Studien angewendet: Eine schwedische Mammographie-Kohorte mit 37.275 Teilnehmerinnen, eine Kohorte mit 40.810 Männern aus Schweden und die European Prospective Investigation into Cancer-Studie mit 404.144 Teilnehmenden.
Erkrankungsrisiko um bis zu 60 Prozent gesenkt
So stellte sich heraus, dass niedrigere Werte der modifizierbare Risikofaktoren für entzündliche Darmerkrankungen 44 bis 51 Prozent der Fälle von Morbus Crohn und 21 bis 28 Prozent der Fälle von Colitis ulcerosa verhinderm könnten.
Die Einhaltung eines gesunden Lebensstils könnte dagegen 49 bis 60,5 Prozent der Fälle von Morbus Crohn und 47 bis 56,5 Prozent der Fälle von Colitis ulcerosa verhindern, berichten die Fachleute.
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Veränderungen des Lebensstils eine gut umzusetzende und effektive Strategie zur Vorbeugung von entzündlichen Darmerkrankungen darstellen, so das Forschungsteam. Dies gelte insbesondere für Personen mit einem hohen Risiko für solche Krankheiten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Emily W. Lopes, Simon S. M. Chan, Mingyang Song, Jonas F. Ludvigsson, Niclas Håkansson, et al.: Lifestyle factors for the prevention of inflammatory bowel disease; in: Gut (veröffentlicht 06.12.2022), Gut
- BMJ: Maintaining healthy lifestyle might prevent up to 60% of inflammatory bowel disease cases (veröffentlicht 06.12.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.