Furzen: Übermäßige Blähungen vermeiden
Furzen ist für viele Menschen ein Tabuthema. Dabei muss doch jede und jeder immer wieder Darmwinde entweichen lassen. Bei manchen passiert dies jedoch deutlich öfter als bei anderen. Eine Expertin erklärt, was verbreitete Ursachen für häufiges Pupsen sind und was dagegen unternommen werden kann.
Hinter starken beziehungsweise häufigen Blähungen (Flatulenz) verbergen sich meist harmlose Ursachen, die mit der Ernährung zusammenhängen. Doch in manchen Fällen kann häufiges Furzen auch auf ernsthafte Gesundheitsprobleme hinweisen. Die Gastroenterologin Dr. Christine Lee erklärt in einem Beitrag der Cleveland Clinic (USA), was für Ursachen hinter häufigem Pupsen stecken können und was dagegen helfen kann.
Luftschlucken und ballaststoffreiche Lebensmittel
Das Schlucken von Luft (Aerophagie) kann Blähungen und einen Blähbauch verursachen. Dies kann beim Schlafen, Essen, Sprechen, Trinken oder in Stresssituationen passieren.
Zusätzlich zum Luftschlucken sind Lebensmittel, die reich an präbiotischen Ballaststoffen sind, dafür bekannt, überschüssiges Gas zu produzieren.
Wenn Ihr Darm Nahrung zu langsam durch Ihren Darm bewegt (Darmträgheit), kann sich überschüssiges Gas ansammeln. Je länger Nahrung und Abfallprodukte in Ihrem Magen-Darm-System verbleiben, desto mehr gasproduzierende Bakterien sammeln sich an und verursachen Bauchbeschwerden.
Auch das Alter spielt eine Rolle: Sie produzieren mehr Gas, wenn Sie älter werden, weil sich Ihr Stoffwechsel zusammen mit der Bewegung von Nahrung durch Ihren Dickdarm verlangsamt.
Pupsen ist ganz normal
Es ist normal, den ganzen Tag über etwa zwischen 14 und 23 Mal zu furzen, sagt die Medizinerin. Für die meisten Menschen ist es kein großes Problem. Aber wenn Sie feststellen, dass Sie ständig übermäßig pupsen – oder wenn dies mit einem Schmerzgefühl einhergeht – sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Was kann mehr als normale Blähungen verursachen?
Schwer verdauliche Speisen: Bestimmte Lebensmittel sind ein Garant für häufiges Furzen. Dazu gehören neben Bohnen unter anderem Milchprodukte wie Milch, Käse, Joghurt und Eiscreme, stärkehaltige Lebensmittel wie Weizen, Mais und Kartoffeln, Kreuzblütler wie Rosenkohl, Brokkoli und Kohl, Nahrungsmittel mit hohem Schwefelgehalt wie Zwiebeln, Knoblauch sowie Lauch und Lebensmittel, die Zuckeralkohole wie Sorbit, Xylit und Erythrit enthalten.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die auftreten, wenn Ihr Verdauungssystem eine bestimmte Art von Nahrung nicht abbauen kann, können eine Vielzahl von unangenehmen Magen-Darm-Symptomen verursachen. Es ist bekannt, dass bestimmte Erkrankungen wie Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit), Glutenintoleranz und Zöliakie übermäßige Blähungen verursachen.
Verdauungsstörungen: Verdauungsstörungen, die von der Speiseröhre bis zum Darm reichen können – könnten zu überschüssigem Gas führen. Dr. Lee sagt, dass bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, Sklerodermie, Schilddrüsenunterfunktion, bakterielle Überwucherung des Dünndarms, Reizdarmsyndrom und Divertikulose dafür bekannt sind, überschüssiges Gas zu verursachen.
Ernährungsumstellung: Bei einer Ernährungsumstellung, etwa auf eine vegetarische, vegane oder zuckerfreie Kost, kann es durch die Veränderung mitunter zu Problemen wie Blähungen kommen. Wenn Sie eine ärztlich verordnete Diät einhalten, teilen Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt mit, dass Sie unter störenden Nebenwirkungen leiden.
Medikamente: Die Einnahme bestimmter Arzneimittel kann Blähungen als Nebenwirkung mit sich bringen. Wenn Sie vermuten, dass ein Medikament Ihren Darm durcheinander bringt, sprechen Sie mit der Ärztin oder dem Arzt. Zu den Präparaten, von denen bekannt ist, dass sie Bauchbeschwerden verursachen, gehören beispielsweise Opiat-Schmerzmittel, abschwellende Mittel, Anticholinergika, Antibiotika, antiretrovirale Medikamente, Antidepressiva und ADHS-Medikamente, Blutdrucksenker und Multivitamine.
Entbindung: Eine Entbindung belastet Ihren Körper. Wenn Sie feststellen, dass Sie nach der Geburt stärker aufgebläht sind als sonst, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, das Problem sollte sich in den nächsten Monaten von alleine lösen. Wenn es jedoch Anlass zur Sorge gibt, sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen darüber.
Schlafapnoe: In einigen Fällen kann die Art und Weise, wie Sie schlafen, zu einer übermäßigen Gasansammlung beitragen. „Menschen mit Schlafapnoe sind oft Mundatmende und schlucken Luft, wenn sie schnarchen“, erklärt Dr. Lee. „Also wachen sie mit Blähungen auf, weil sie die ganze Nacht Luft geschluckt haben.“ Wenn Sie vermuten, dass Sie an Schlafapnoe leiden, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen.
Darmkrebs: In seltenen Fällen können übermäßige Blähungen – gepaart mit anderen Symptomen wie unerklärlichem Gewichtsverlust, Anämie und rektalen Blutungen – auf das Vorhandensein eines Tumors im Dickdarm hinweisen.
Maßnahmen gegen Flatulenz
Dr. Lee hat einige Tipps, um die Auswirkungen von überschüssigem Gas in Ihrem Körper zu verringern:
Körperliche Aktivität: Je aktiver Sie sind, desto häufiger und diskreter werden Sie Gase aus Ihrem Darmtrakt entfernen. Bauchmuskelübungen, um Ihren Verdauungstrakt in Bewegung zu halten, sind eine effektives Hausmittel bei Blähungen. Versuchen Sie, an drei oder vier Tagen pro Woche mindestens 30 Minuten zu trainieren, und vermeiden Sie langes Sitzen.
Kreuzblütler einschränken: Kohl, Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl und Spargel produzieren mehr Gas als andere Gemüsesorten. (Aber sie sind auch nahrhaft, also vermeiden Sie sie nicht ganz!)
Vermeiden Sie Milchprodukte, wenn Sie laktoseintolerant sind
Vermeiden Sie Verstopfung: Stuhlgang hilft, die Ansammlung gasproduzierender Bakterien zu begrenzen. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung sind altbewährte Hausmittel gegen Verstopfung.
Überprüfen Sie Ihre Medikamente: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie denken, dass Sie eine Änderung vornehmen müssen.
Begrenzen Sie kohlensäurehaltige Getränke und fermentierte Lebensmittel: Diese Produkte fügen Ihnen mehr Gas hinzu und ernähren die Bakterien in Ihrem Verdauungstrakt.
Wann ärztliche Hilfe ratsam ist
Letztendlich sollten die Tipps von Dr. Lee helfen, Flatulenz zu lindern. Falls dies nicht der Fall ist, suchen Sie ärztliche Hilfe. Konsultieren Sie auch eine Ärztin oder einen Arzt, wenn Veränderungen beim Stuhlgang hatten und wenn zusätzlich zu übermäßigen Gasen andere Magen-Darm-Symptome wie anhaltende Bauchschmerzen, Brechreiz, Erbrechen, häufigen Durchfall, ein ständiges Druckgefühl im Bauch, plötzlichen unerklärlichen Gewichtsverlust oder rektale Blutungen auftreten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Why Do I Keep Farting?, (Abruf: 18.10.2022), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.