Antibiotika-Einsatz bei Blasenentzündung reduzieren
Rund jede zehnte Frau bekommt mindestens einmal im Jahr eine Blasenentzündung. Oft werden Antibiotika eingenommen, um die Infektion in den Griff zu bekommen. Dies ist zwar der einfachste, aber nicht zwangsweise der beste Weg, um Blasenentzündungen zu behandeln. Denn durch den ständigen Einsatz können sich antibiotikaresistente Bakterienstämme durchsetzen. Eine gut belegte protektive Wirkung haben rein pflanzliche Cranberry-Präparate.
Fachleute des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) klären über Möglichkeiten zur Behandlung von wiederkehrenden Blasenentzündungen auf. Besonderes Augenmerk legen die Expertinnen und Experten auf Therapien ohne Einsatz von Antibiotika.
Pflanzliche Alternativen zur Behandlung von Blasenentzündung
Ein vorläufiger Bericht der Arbeitsgruppe zeigt, dass der präventive Einsatz von Cranberry-Präparaten sinnvoll sein kann. Im Auftrag des IQWiG untersuchte ein Forschungsteam, ob pflanzliche Alternativen zur Behandlung und Prävention von unkomplizierten wiederkehrenden Blasenentzündungen geeignet sind.
Cranberry-Präparate wirken vor allem vorbeugend
Unter den pflanzlichen Mitteln, die zur Behandlung von Harnwegsentzündungen eingesetzt werden, sind Cranberry-Präparate am besten untersucht. Laut dem Bericht der Forschungsgruppe finden sich zwar „keine belastbaren Belege“ für die Wirksamkeit von Cranberry-Präparaten bei akuter Blasenentzündung. Die große Stärke der Präparate scheine jedoch in der vorbeugenden Wirkung vor wiederkehrenden Blasenentzündungen zu liegen. „Das Risiko, dass eine Blasenentzündung wiederkehrt, scheint durch den präventiven Einsatz von Cranberry-Präparaten zu sinken“, schreibt die Arbeitsgruppe.
Wann gelten Blasenentzündungen als wiederkehrend?
Die Forschenden machen darauf aufmerksam, dass Frauen wesentlich häufiger von Harnwegsentzündungen betroffen sind als Männer. Zu den typischen Symptomen gehören ein schmerzhafter, häufiger oder unbeherrschbarer Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und Schmerzen oberhalb des Schambeins. Treten mehr als zwei Blasenentzündungen innerhalb eines Halbjahres oder drei oder mehr pro Jahr auf, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von einer wiederkehrenden oder rezidivierenden Blasenentzündung.
Die Behandlungsoptionen für wiederkehrende Blasenentzündungen umfassen sowohl antibiotische als auch pflanzliche Therapien – sogenannte Phytotherapeutika. Umfragen der Arbeitsgruppe zeigten, dass viele Menschen einer regelmäßigen Einnahme von Antibiotika kritisch gegenüberstehen.
Präventive Wirkung durch Studien belegt
Vor allem in der Prävention können laut dem Bericht Cranberry-Präparate bei wiederkehrenden Blasenentzündungen sinnvoll sein. Die Forschenden fanden in Studien Hinweise darauf, dass die Einnahme der Präparate mit einem Rückgang der wiederkehrenden Blasenentzündungen verbunden ist.
Gleichzeitig stellte das Team fest, dass für andere Phytotherapeutika, die zu diesem Zweck eingesetzt werden, die Datenlage zu dünn ist, um eine Empfehlung aussprechen zu können. Weder für Cranberry-Präparate noch für andere Phytotherapeutika fanden die Forschenden genug Belege für den Nutzen bei Anwendung gegen akute Blasenentzündungen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Vorläufiger HTA-Bericht Blasenentzündung: Helfen pflanzliche Mittel bei wiederkehrender unkomplizierter Blasenentzündung? (Abruf: 08.10.2021) , iqwig.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Wiederkehrende Blasenentzündung: Es müssen nicht immer Antibiotika sein (veröffentlicht: 07.10.2021), iqwig.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.