Lichtfarbe beeinflusst Schlaf offenbar anders als bisher angenommen
In den letzten Jahren war immer wieder zu lesen, dass blaues Licht sich negativ auf den Schlaf auswirkt. Inzwischen zählt es fast zum Allgemeinwissen, dass man in der Zeit vor dem Schlafengehen möglichst keine Smartphones und Tablets nutzen soll, da das überwiegend blaue Licht der Bildschirme den Schlaf stören kann. Doch nun verkünden Forschende der University of Manchester, dass blaues Licht eher schlaffördernd sei.
Fördert blaues Licht den Schlaf?
In der neuen Studie untersuchte das Forschungsteam der University of Manchester, wie blaues und gelbes Licht die Müdigkeitsentwicklung und das Schlafverhalten von Mäusen beeinflusst. Das Ergebnis überrascht: Offenbar wirkte eher das blaue Licht schlaffördernd auf die Tiere. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin „Current Biology” veröffentlicht.
Vor allem Helligkeit wirkt aktivierend
In verschiedenen Versuchen fand das Forschungsteam um Dr. Timothy Brown heraus, dass die Stärke des Lichts den wichtigsten Effekt auf den Schlaf hat. Die Farbe war dabei eher untergeordnet. Je heller das Licht, desto aktiver verhielten sich die Mäuse. Gedimmtes Licht reduzierte hingegen die Aktivität. Bei schwachem, blauem Licht zeigten die Mäuse die geringste Aktivität und wurden müde.
Was lässt sich daraus für unsere Gesundheit ableiten?
An vielen elektronischen Geräten wie Smartphones kann man inzwischen einen Nachtmodus aktivieren. Dieser reduziert den Blauanteil des vom Display abgegebenen Lichts. Falls sich die neuesten Forschungsergebnisse in weiteren Versuchen bestätigen, wäre das jedoch genau der falsche Weg.
„Im Moment ist es oft so, dass die Menschen die Farbe der Beleuchtung oder der Bildschirme anpassen und die Bildschirme gelber machen”, äußerte Dr. Timothy Brown gegenüber BBC News. „Unsere Vorhersage ist, dass diese Farbänderung genau die falsche Wirkung hat“, so Brown weiter. Eine Reduzierung der Bildschirmhelligkeit wirke sich in jedem Fall günstig auf das Einschlafen und die Schlafqualität aus.
Wie lassen sich die Ergebnisse erklären?
Brown vermutet, dass die Versuchsergebnisse mit den Auswirkungen des natürlichen Lichts auf den Schlaf-Wach-Rhythmus zusammenhängen. „Tagsüber ist das Licht, das uns erreicht, relativ weiß oder gelb und hat eine starke Wirkung auf die Körperuhr und in der Dämmerung, wenn die Sonne untergeht, wird das Licht immer blauer”, erklärt er.
Die Versuche an den Mäusen scheinen zu zeigen, dass sich dieses Muster auch auf künstliches Licht übertragen lässt. „Wenn Sie also vermeiden wollen, dass Licht eine starke Wirkung auf Ihre biologische Uhr hat, dann wäre gedämpft und blau der richtige Weg”, so der Experte. Helles weißes oder gelbes Licht wirke dagegen stark aktivierend und könne gezielt eingesetzt werden, um wach und aufmerksam zu bleiben.
Sind die Ergebnisse überhaupt auf den Menschen übertragbar?
Zwar sind Mäuse überwiegend nachtaktiv, dennoch gilt bislang die Annahme, dass die Wirkung von Licht auf die biologische Uhr bei allen Säugetieren gleich funktioniert. Das Forschungsteam um Dr. Brown geht daher davon aus, dass die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, empfehlen jedoch weitere Versuche, um sicherzugehen. Abschließendes „Licht ins Dunkel“ kann also nur eine Ausweitung der Studie auf menschliche Versuchsteilnehmende bringen. (kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mouland, Joshua W., Martial, Franck, Watson, Alex, Lucas, Robert J., Brown, Timothy M.: Cones Support Alignment to an Inconsistent World by Suppressing Mouse Circadian Responses to the Blue Colors Associated with Twilight; in: Current Biology, Vol. 29, Seite 4260-4267, 2019, Current Biology
- The University of Manchester: Researchers discover when it’s good to get the blues (veröffentlicht 16.12.2019), manchester.ac.uk
Wichtiger Hinweis:
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