Nach dem Duschen oder einem Besuch im Schwimmbad fühlt es sich oft so an, als sei das Ohr verstopft. Kopfschütteln, Herumhüpfen oder vorsichtiges Klopfen bringt meist keine Besserung. Daher greifen viele Menschen zu Ohrenstäbchen. Doch davon raten Experten unbedingt ab. Stattdessen sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden, der die Ohren professionell reinigt und dadurch die Beschwerden wie Ohrendruck lindern kann.
Wasser lässt Ohrenschmalz aufquellen
Viele Menschen kennen das Gefühl, wenn es im Ohr drückt und zwickt und man nur noch „wie durch Watte“ hört. Es entsteht der Eindruck, als sei es verstopft – was meist tatsächlich der Fall ist. Denn oft liegt die Ursache im Ohrenschmalz (Cerumen), welches durch den Kontakt mit Wasser beim Haare waschen oder Schwimmen aufgequollen ist, erklärt der Facharzt Jan Löhler vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte im Gespräch mit der „dpa“.
Stäbchen kann im Ernstfall das Trommelfell durchstoßen
Häufig wird in diesem Fall direkt zum Wattestäbchen gegriffen, doch das sollte dem Experten zufolge unbedingt vermieden werden. „Damit schiebt man das Ohrenschmalz nur noch tiefer ins Ohr“, klärt Löhler auf. Zudem bestehe die Gefahr, dass durch das Stäbchen das Trommelfell verletzt oder sogar durchstoßen wird. Möglich sei es auch, dass das Ohrenschmalz auf das Trommelfell geschoben werde. Das kann böse Folgen haben, denn die Reinigung werde dadurch schwieriger „[…] und unter Umständen auch schmerzhafter, weil der Arzt die Verunreinigungen vom Trommelfell abkratzen muss“, so Löhler weiter. Auch Sprays oder Spülbälle zur Selbstreinigung der Ohren seien nicht empfehlenswert, denn diese „haben einen begrenzten Nutzen, vor allem weil man sich selbst nicht ins Ohr gucken kann.“
Ohrenschmalz schützt den Gehörgang vor Verunreinigungen
Statt einer Selbstbehandlung im heimischen Badezimmer sollte bei verstopften Ohren daher immer ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden. Dieser kann das Ohrenschmalz mit einem speziellen Häkchen entfernen oder die Ohren ausspülen, wobei die Kosten dem Ärzteverband nach von den Krankenkassen übernommen werden. Wer häufiger unter verstopften Ohren leidet, hat möglicherweise eine Veranlagung zu einer vermehrten Ohrenschmalz-Bildung, zudem sind Männer eher betroffen als Frauen, erläutert Löhler. Ebenso sei das Risiko bei Personen erhöht, die ihre Ohren regelmäßig z.B. arbeitsbedingt mit einen Lärmschutz verschließen müssen, ein Hörgerät tragen oder mit Ohrstöpseln schlafen. Generell hat das Ohrenschmalz jedoch eine wichtige Funktion, denn es wirkt pflegend und antibakteriell, zudem „und es schützt den Gehörgang davor, dass Schmutz wie Staub tiefer eindringt“, so der Experte.
Hausmittel gegen fest sitzenden Ohrenschmalz
Wird zu viel Ohrenschmalz produziert, kann ein verstopftes Ohr auch durch natürliche Hausmittel verhindert werden. In Frage kommen hier zum Beispiel aufgrund ihrer aufweichenden und fettlösenden Wirkung hochwertige Öle wie Mandel- oder Walnussöl, die bei Bedarf mit ätherischen Ölen (z.B. Kamille) kombiniert werden können. Nach einer Einwirkzeit von mehreren Stunden, kann die Verwendung einer Ohrkerze eine Verstärkung des Effekts verstärken. Auch ein Dampfbad mit Kamillenblüten, über welches das betroffene Ohr für ein paar Minuten gehalten wird, hat sich als wirkungsvolles Mittel gegen fest sitzendes Ohrenschmalz bewährt. (nr)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.