Werden zu hohe Blutdruckwerte effektiv gesenkt, so verringert sich das Demenz-Risiko erheblich. Eine erfolgreiche Bluthochdrucktherapie kann demnach auch zur Prävention von Demenz beitragen.
Ein Forschungsteam um Professor Jiang He von Tulane University hat auf der Scientific Session 2023 der American Heart Association die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die bei Personen mit Bluthochdruck auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Blutdrucksenkung und dem Demenz-Risiko hindeutet.
Bluthochdruck und Demenz
Frühere Beobachtungsstudien hatten bereits gezeigt, dass Personen mit unbehandeltem Bluthochdruck im Vergleich zu gesunden Erwachsenen einem um 42 Prozent erhöhten Demenz-Risiko unterliegen, während Personen mit erfolgreich behandeltem Bluthochdruck kein signifikant erhöhtes Demenz-Risiko aufweisen, berichtet Professor He.
Im vergangenen Jahr hatten Forschende des George Institute for Global Health zuletzt in einer Studie relativ belastbare Hinweise dafür gefunden, dass die Blutdrucksenkung vor Demenz schützen kann.
Studie mit rund 34.000 Teilnehmenden
Inwiefern Maßnahmen zur Blutdrucksenkung tatsächlich das Demenz-Risiko verringern, hat das Team um Professor He nun an rund 34.000 Teilnehmenden aus 326 Dörfern im ländlichen China untersucht.
Alle Teilnehmenden waren mindestens 40 Jahre alt und litten unter unbehandeltem Bluthochdruck, definiert als Blutdruckwerte über 140/90 mm Hg oder über 130/80 mm Hg bei Personen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erläutern die Forschenden.
In 163 Dörfern erhielten die Teilnehmenden über einen Zeitraum von vier Jahren eine ärztlich angeleitete intensive Blutdruckinterventionsstrategie, während in den anderen 163 Dörfern die übliche Versorgung durch die Dorfärzte oder Hausärzte in Township-Krankenhäusern erfolgte.
Ziel in der Interventionsgruppe war es, den systolischen Blutdruck auf weniger als 130 mm Hg und den diastolischen Blutdruck auf weniger als 80 mm Hg zu senken, berichtet das Forschungsteam. Hierfür waren neben Lebensstiländerungen auch blutdrucksenkende Medikamente ein wesentliches Element.
Deutliche Blutdrucksenkung erreicht
Laut den Forschenden lag nach 48 Monaten der durchschnittliche Blutdruck in der Interventionsgruppe bei 128/73 mm Hg, verglichen mit 148/81 mm Hg in der Regelpflegegruppe. Im Durchschnitt sei bei den Personen in der Interventionsgruppe der systolische Blutdruck um 22 mm Hg und der diastolische Blutdruck um 9 mm Hg gesunken.
Am Ende des vierjährigen Studienzeitraums erfolgte auch eine Beurteilungen der kognitiven Funktionen und gegebenenfalls wurde durch ein Expertengremium die endgültige Diagnose einer Demenz jeglicher Ursache oder einer kognitiven Beeinträchtigung (keine Demenz) gestellt.
Demenz-Risiko signifikant reduziert
Die anschließende Datenauswertung zeigte, dass Personen in der Interventionsgruppe im Vergleich zu der anderen Gruppe ein um 15 Prozent geringeres Risiko für eine Demenz-Diagnose aufwiesen und ein um 16 Prozent geringeres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen, berichten die Forschenden.
Zudem seien in der Interventionsgruppe auch weniger schwerwiegende unerwünschten Ereignisse wie Krankenhausaufenthalte und Todesfälle jeglicher Ursache aufgetreten.
So konnten durch die intensive Behandlungsstrategie eine signifikante Verbesserung der Blutdruckwerte sowie ein verringertes Risiko kognitiver Beeinträchtigungen und ein geringeres Demenz-Risiko erreicht werden.
Blutdrucksenkung zur Demenz-Prävention?
„Dies ist die erste große, randomisierte Studie, die zeigt, dass eine Senkung des Blutdrucks das Demenz-Risiko bei Menschen mit hohem Blutdruck wirksam senkt“, fasst Professor He zusammen. Demnach könnte eine effektive Strategie gegen Bluthochdruck auch die globale Belastung durch Demenz verringern.
Neben Medikamenten sind Lebensstiländerungen, die vor allem ausreichende Bewegung und eine gesunde Ernährung umfassen, hier vielversprechende Ansätze. Beispielsweise hat eine andere kürzlich veröffentlichte Studie gezeigt, dass ein Salzverzicht den Blutdruck so stark wie Medikamente senken kann.
Aber auch die Darmflora könnte bei der Blutdrucksenkung einen Beitrag leisten. So konnten Forschende der University of Hongkong in einer Studie zwei Probiotika identifizieren, die eine blutdrucksenkende Wirkung entfalten und in Zukunft möglicherweise neue Therapieansätze eröffnen.
Unabhängig davon, wie die Blutdrucksenkung bei einer Hypertonie erreicht wird, lassen sich darüber hinaus verschiedene weitere positive Gesundheitseffekte erhoffen, da Bluthochdruck auch als Risikofaktor für Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere schwerwiegende Erkrankungen gilt. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jiang He, Chuansheng Zhao, Shanshan Zhong, Nanxiang Ouyang, Lixia Qiao, Ruihai Yang, Chunxia Zhao, Huayan Liu, Weiyu Teng, Xu Liu, Jessica Spat-Lemus, Chung-shiuan Chen, Clara Li, Jeff Williamson, Yingxian Sun: Effectiveness of Blood Pressure-Lowering Intervention on Risk of Total Dementia Among Patients With Hypertension: A Cluster-Randomized Effectiveness Trial (veröffentlicht 11.11.2023), abstractsonline.com
- American Heart Association: Lowering blood pressure significantly reduced dementia risk in people with hypertension (veröffentlicht 12.11.2023), eurekalert.org
- Ruth Peters, Ying Xu, Oisin Fitzgerald, et al.: Blood pressure lowering and prevention of dementia: an individual patient data meta-analysis; in: European Heart Journal (2022), academic.oup.com
- : Deepak K. Gupta, Cora E. Lewis, Krista A. Varady, Yan Ru Su, Meena S. Madhur, Daniel T. Lackland, Jared P. Reis, Thomas J. Wang, Donald M. Lloyd-Jones, Norrina B. Allen: Effect of Dietary Sodium on Blood PressureA Crossover Trial; in: JAMA (veröffentlicht 11.11.2023), jamanetwork.com
- Yong Zhang, Tingting Zheng, Da Ma, Peng Shi, Heping Zhang, et al.: Probiotics Bifidobacterium lactis M8 and Lactobacillus rhamnosus M9 prevent high blood pressure via modulating the gut microbiota composition and host metabolic products; in: mSystems (veröffentlicht 19.10.2023), journals.asm.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.