Valsartan-Skandal: Bluthochdrucktherapie unbedingt ernst nehmen!
Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass bestimmte Chargen des Blutdrucksenkers Valsartan mit einer krebserregenden Substanz verunreinigt sind. In zahlreichen Ländern wurden daraufhin Medikamente mit diesem Wirkstoff zurückgerufen. Gesundheitsexperten in Deutschland warnen nun davor, die Blutdrucktherapie auf eigene Faust zu beenden. Patienten sollten in der Apotheke oder beim Arzt klären, ob ihr Präparat betroffen ist.
Medikamente mit krebserregender Substanz verunreinigt
In den letzten Wochen hat der Valsartan-Rückruf in zahlreichen Ländern für große Unruhe gesorgt. Es war bekannt geworden, dass bestimmte Chargen des Wirkstoffs mit einer krebserregenden Substanz verunreinigt sind. Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) befürchtet nun, dass der Valsartan-Skandal möglicherweise dazu führt, dass viele Patienten mit Bluthochdruck ihre Medikamente einfach nicht mehr einnehmen.
Blutdrucksenker keinesfalls einfach absetzen
Die Angst vor Krebs ist groß und manch einer mag den falschen Schluss ziehen, lieber ganz auf die Blutdrucksenker zu verzichten.
Das ist aber ein fataler Irrtum, schreibt die Deutsche Hochdruckliga in einer Mitteilung.
Denn auch wenn das Absetzen der Blutdruckmedikamente nicht zu Symptomen führt und sich der Patient zunächst gut fühlt, riskiert er lebensbedrohliche Komplikationen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Die Empfehlung der Deutschen Hochdruckliga lautet: Medikamente keinesfalls einfach absetzen, aber die verunreinigten Medikamente schnellstmöglich austauschen!
Betroffene Valsartan-haltige Medikamente austauschen
Zwar besteht laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kein akutes Risiko, dennoch wurde die Empfehlung ausgesprochen, die betroffenen Valsartan-haltigen Medikamente auszutauschen.
Doch manche Patienten könnten die Einnahme der Medikamente aus Angst womöglich ganz beenden.
„Die Menschen hören das Wort Krebs und lassen lieber die Blutdruckmedikamente weg – denn vermeintlich geht es ja auch ohne“, so Prof. Dr. Bernhard K. Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention.
„Wenn sie ihre Tabletten über eine längere Zeit nicht einnehmen, stellen sich häufig keine Symptome ein. Das ist ein generelles Problem in der Bluthochdruckbehandlung. Leider sind den wenigsten Betroffenen die langfristigen Gefahren von Bluthochdruck bewusst“, sagt der Experte.
Folgen wären fatal
Nach einer Schätzung der europäischen Gesundheitsbehörde (EMA) kommt es möglicherweise zu einem Krebsfall mehr, wenn 5.000 Menschen über sieben Jahre ein verunreinigtes Valsartan-Medikament einnehmen.
Prof. Dr. Bernhard K. Krämer führt jedoch aus, dass wenn 5.000 Patienten ihre Bluthochdruckmedikamente über sieben Jahre nicht einnehmen, es zu deutlich mehr als nur einen Todesfall durch Schlaganfall, Herzinfarkt oder anderer typischer Folgekomplikationen von Bluthochdruck käme, sondern die Todesrate im hohen 2- bis 3-stelligen Bereich liegen würde.
„Die Blutdrucksenker einfach wegzulassen, wäre für viele unserer Patienten fatal“, so der Experte, der an die Patienten appelliert, die Bluthochdrucktherapie weiterhin ernst zu nehmen.
Bei der Apotheke rückversichern
Natürlich sollte man aber vermeiden, weiterhin verunreinigte Substanzen einzunehmen, denn jedes Krebsrisiko – und sei es noch so gering – sollte minimiert werden.
Die DHL rät jedem Patienten, der ein Valsartan-Präparat einnimmt, sich vor allem bei seiner Apotheke rückzuversichern, dass es nicht zu den betroffenen Medikamenten gehört.
Alternativ kann der Patient seinen Arzt bitten, anhand der auf dem Medikament aufgedruckten Chargennummer in einer Onlineliste nachzuschauen, ob sein valsartanhaltiges Medikament vom Rückruf betroffen ist beziehungsweise selbst dort nachschauen.
Denjenigen, deren Medikamente zu den verunreinigten gehören, rät die Deutsche Hochdruckliga zu einem zügigen Austausch. „Gehen Sie zu Ihrem Arzt oder Apotheker, aber setzen Sie die Medikamente auf keinen Fall einfach ab“, so die eindringliche Warnung des Experten.
Eigeninitiative der Patienten gefragt
Nun sei vor allem die Eigeninitiative der Patienten gefragt, denn sie dürfen sich nicht darauf verlassen, dass der Arzt die Betroffenen anruft und zum Austausch der Medikamente auffordert.
„Die Ärzte verschreiben in der Regel den Wirkstoff, wissen aber nicht, welches Präparat dem Patienten vom Apotheker ausgehändigt wurde und können daher nicht proaktiv auf die betroffenen Patienten zugehen“, erklärt Professor Dr. Peter Trenkwalder, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DHL.
„Uns bleibt im Moment nur übrig, die Patienten aufzufordern, sich selbst kundig zu machen, und außerdem an ihre Therapietreue zu appellieren!“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.