Familiäre Hypercholesterinämie: Erblich bedingter hoher Cholesterinspiegel
Hohe Blutfettwerte sind einer von mehreren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei vielen Menschen sind die Cholesterinwerte aufgrund eines ungesunden Lebensstils erhöht, etwa wegen der falschen Ernährung und zu wenig Bewegung. Doch die Familiäre Hypercholesterinämie ist angeboren und vererbt. Betroffene wissen oft nichts von ihrer Erbkrankheit.
Laut einem aktuellen Beitrag der renommierten Cleveland Clinic (USA) wird etwa eine von 250 Personen mit einem hohen Gehalt an Low-Density-Lipoprotein oder LDL-Cholesterin (dem „schlechten“ Cholesterin) geboren. Die gute Nachricht: Ein gesunder Lebensstil und Medikamente können Betroffenen helfen, ihren Cholesterinspiegel unter Kontrolle zu halten.
Hohes Cholesterin durch ungesunden Lebensstil
Die meisten Menschen haben keinen genetisch bedingten hohen Cholesterinspiegel. „Wenn Ihr Cholesterinspiegel hoch ist, haben Sie ihn wahrscheinlich auf herkömmliche Weise durch eine fragwürdige Ernährung, Bewegungsmangel und den Alterungsprozess bekommen“, erklärt die Kardiologin Dr. Leslie Cho.
An Familiärer Hypercholesterinämie hingegen ist nicht der Lebenswandel Schuld, sie ist angeboren. Und sie kann schon bei Menschen im Alter von 18 Jahren einen Herzinfarkt verursachen, mahnt die Medizinerin. Viele Betroffenen wissen jedoch nichts von ihrer Erbkrankheit.
Was können Sie also tun, um herauszufinden, ob Sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind? Das Sammeln der Gesundheitsgeschichte der Familie hat hier die erste Priorität. Wenn Ihre leiblichen Eltern einen erblich bedingten hohen Cholesterinspiegel haben, könnte dies bei Ihnen ebenfalls der Fall sein.
Schon in jungen Jahren Blutfettwerte messen
Die Familiäre Hypercholesterinämie (FH) führt zu einer Störung des Fettstoffwechsels. Betroffene haben hohe oder sehr hohe Werte des schädlichen LDL-Cholesterins im Blut, was bereits in jungen Jahren zu schweren Folgekrankheiten wie Schlaganfall oder Herzinfarkt führen kann.
Die American Academy of Pediatrics (AAP) empfiehlt, dass alle Kinder ihr erstes Cholesterin-Screening im Alter zwischen 9 und 11 Jahren erhalten sollen. Die Tests können bereits im Alter von 2 Jahren beginnen, wenn das Risiko als hoch eingestuft wird.
Dr. Cho weist darauf hin, dass durch solche Untersuchungen Menschen mit einem höheren Risiko gefunden werden können. Sie können so künftig genauer überwacht und ihre Ernährung angepasst werden.
Die American Heart Association (AHA) empfiehlt, dass alle Erwachsenen ab 20 Jahren ihren Cholesterinspiegel und andere traditionelle Risikofaktoren alle vier bis sechs Jahre überprüfen lassen sollten. Bei denjenigen, mit einem erhöhten Risiko, sollten die Untersuchungen jährlich stattfinden.
Sichtbare Anzeichen
Es gibt einen Grund, warum so viele Menschen nicht wissen, dass sie einen hohen Cholesterinspiegel haben: Er verursacht an sich keine Symptome. Beschwerden treten erst durch die Folgeschäden der Arteriosklerose auf.
Daher ist es wichtig, die regelmäßigen Untersuchungen durchzuführen.
Bei FM kann es im Extremfall zu sichtbaren Anzeichen kommen, sagt die Kardiologin. Zu diesen Symptomen gehören:
- Hautveränderungen durch Cholesterin, die an Achillessehne, Ellbogen, Knie oder Händen auftreten können, sogenannte Xanthome.
- Gelbe Cholesterinablagerungen um die Augenlider (Xanthelasmen).
- Ein weißer Ring um die Hornhaut in den Augen (Hornhautbogen).
Umgang mit familiärer Hypercholesterinämie
Zu wissen, dass Sie FH oder einen hohen Cholesterinspiegel haben, ist der Schlüssel, um die Blutfette in Schach zu halten. „Es gibt absolut bewährte Methoden, um einen hohen Cholesterinspiegel in den Griff zu bekommen“, sagt Dr. Cho. „Und selbst wenn Sie eine signifikante Familienanamnese haben, können Sie Herzkrankheiten vorbeugen.“
Cholesterinsenkende Medikamente und eine gesunde Ernährung können Ihr Risiko für Herzerkrankungen um satte 80 Prozent senken, erläutert die Ärztin.
Verschreibungspflichtige Medikamente, die als Statine bekannt sind, können den LDL-Spiegel um 50 Prozent oder mehr senken, was oft ausreicht, um einen hohen Cholesterinspiegel in den normalen Bereich zu bringen. Die meisten Menschen mit FH benötigen jedoch Medikamente, die über Statine hinausgehen.
Um das Cholesterin zu senken ist es auch wichtig, den Teller mit den richtigen Lebensmitteln zu füllen. Das oberste Ziel ist es, gesättigte Fette zu vermeiden, die reichlich vorhanden sind in:
- Fleisch wie Rind, Lamm, Schwein und Geflügel
- Milchprodukten wie Butter, Käse und Eis
- Tropischen Ölen wie Kokosöl und Palmöl
- Frittiertem Essen
Manche Lebensmittel können zur Senkung der Cholesterinwerte beitragen, wie zum Beispiel Speisen mit Omega-3-Fettsäuren. Zudem wird empfohlen, auf einen ballaststoffreichen Speiseplan zu setzen. Denn Ballaststoffe können dazu beitragen, das LDL-Cholesterin zu senken. Helfen kann auch ausreichende Bewegung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Is High Cholesterol Hereditary?, (Abruf: 12.04.2022), Cleveland Clinic
- American Academy of Pediatrics: Cholesterol Levels in Children and Adolescents, (Abruf: 12.04.2022), healthychildren.org
- American Heart Association: How To Get Your Cholesterol Tested, (Abruf: 12.04.2022), heart.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.