Sicherheit und Wirksamkeit von Blutdrucksenkern
Viele Menschen leiden unter Bluthochdruck, der medikamentös behandelt werden muss. Die Nebenwirkungen der Medikamente sind dabei allerdings oftmals relativ ausgeprägt und können schnell zu einer zusätzlichen Belastung für die Betroffenen werden. In einer aktuellen Studie wurden nun Wirkung und Nebenwirkungen von Arzneimitteln gegen Bluthochdruck untersucht.
Gegen Bluthochdruck kommen typischerweise zwei Arten von Medikamenten zum Einsatz – Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (ACE-Hemmern) und Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB oder auch Sartane). Beide zeigten in einer Studie die gleiche Wirksamkeit bei der Verbesserung kardiovaskulärer Faktoren, aber der häufiger verwendete Typ führte zu auffällig mehr Nebenwirkungen.
ACE-Hemmer häufiger verschrieben
„Ärzte in den USA und Europa verschreiben überwiegend ACE-Hemmer, einfach weil es diese Medikamente schon länger gibt und sie tendenziell günstiger sind als ARB”, erläutert Studienautor Dr. George Hripcsak vom Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University.
Bislang blieb allerdings unklar, inwiefern die gewünschten Wirkungen und die unerwünschten Nebenwirkungen zwischen den beiden Arzneimittelgruppen variieren. Um das herauszufinden haben die Forschenden der University of California, Los Angeles und der Columbia University die Daten von Millionen Menschen weltweit ausgewertet.
„In den US-amerikanischen und europäischen Hypertonie-Leitlinien werden 30 Medikamente aus fünf verschiedenen Wirkstoffklassen als mögliche Wahl aufgeführt, aber es gibt nur sehr wenige direkte Studien, die Ärzten dabei helfen, zu entscheiden, welche Medikamente besser sind”, erklärt Dr. Hripcsak.
Diese Informationslücke wollten die Forschenden anhand von realen Beobachtungsdaten schließen.
Welche Wirkstoffklasse ist die richtige?
Bei der medikamentösen Behandlung von Bluthochdruck muss sich das Fachpersonal zunächst entscheiden, welches Medikament verwendet werden soll und diese Entscheidung kann recht kompliziert ausfallen, erläutern die Forschenden.
Zur Auswahl stehen vor allem ACE-Hemmer und Sartane, welche einen ähnlichen Wirkmechanismus haben. Beide reduzieren das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten.
Anhand einer große Datenbanken mit den Versicherungsdaten und elektronischen Krankenakten von etwa drei Millionen Personen in Europa, Korea und den USA haben die Forschenden mögliche Unterschiede zwischen den Medikamenten analysiert. Alle Teilnehmenden hatten eine antihypertensive Behandlung mit einem ACE-Hemmer oder einem ARB begonnen.
Die Fachleute setzten eine Reihe modernster mathematischer Techniken des kollaborativen Netzwerks Observational Health Data Science and Informatics (OHDSI) ein, um Verzerrungen zu minimieren und die beiden Behandlungsgruppen so auszugleichen, als wären sie in eine prospektive Studie eingeschrieben worden.
Erfasst wurden als kardiovaskuläre Ereignisse:
- Herzinfarkte,
- Herzinsuffizienz,
- Schlaganfälle
- und plötzlicher Herztod
Des Weiteren wurden auch 51 unerwünschte Nebenwirkungen bei den teilnehmenden Personen mitberücksichtigt, nachdem sie eine antihypertensive Behandlung begonnen hatten. Die Mehrheit der Personen (2,3 Millionen) bekam einen ACE-Hemmer verschrieben.
Wirksamkeit der Medikamente sehr ähnlich
Nach Angabe der Fachleute gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Medikamentenklassen, wenn es darum ging, das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Komplikationen bei Menschen mit Bluthochdruck zu reduzieren. Die Ergebnisse zeigen aber, dass Sartane mit weniger Nebenwirkungen verbunden sind als ACE-Hemmer, berichten die Forschenden.
In früheren Studien seien ACE-Hemmer bereits mit einem erhöhten Risiko für Husten und Angioödeme (schwere Schwellungen im Gesicht und in den Atemwegen) in Zusammenhang gebracht worden. Zusätzlich wurde laut Aussage der Forschenden nun auch ein leicht erhöhtes Risiko für Pankreatitis und gastrointestinale Blutungen festgestellt.
Sartane etwas sicherer als ACE-Hemmer
„Unsere Studie hat weitgehend bestätigt, dass beide blutdrucksenkenden Medikamentenklassen ähnlich wirksam sind, obwohl ARB vielleicht ein wenig sicherer sind als ACE-Hemmer“, fasst Studienautor Dr. Hripcsak in einer Pressemitteilung zusammen.
Die Studienergebnisse könnten Ärztinnen und Ärzten ein besseres Gefühl bei der Verschreibung von ARB gegenüber ACE-Hemmern geben, wenn sie eine Monotherapie für Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck einleiten, so der Experte weiter.
„Wenn Sie gerade erst mit einer medikamentösen Therapie gegen Bluthochdruck beginnen, sollten Sie vielleicht zuerst einen ARB ausprobieren. Wenn Sie bereits einen ACE-Hemmer einnehmen und keine Nebenwirkungen haben, gibt es nichts, was wir gefunden haben, das für einen Wechsel sprechen würde“, erläutert Dr. Hripcsak.
Zudem es sei deutlich geworden, dass groß angelegte Beobachtungsstudien wichtige Erkenntnisse bei der Wahl zwischen verschiedenen Behandlungsoptionen liefern können, wenn keine großen randomisierten klinischen Studien vorliegen. Und mit klinische Kopf-an-Kopf-Studien zum Vergleich der Wirkstoffe sei nicht zu rechnen, „da wir ziemlich sicher sind, dass beide wirksam sind.“ (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- RuiJun Chen, Marc A. Suchard, Harlan M. Krumholz, Martijn J. Schuemie, Steven Shea et al.: Comparative First-Line Effectiveness and Safety of ACE (Angiotensin-Converting Enzyme) Inhibitors and Angiotensin Receptor Blockers: A Multinational Cohort Study; in: Hypertension (veröfffentlicht 26.07.2021), Hypertension
- Columbia University Irving Medical Center: Among effective antihypertensive drugs, less popular choice is slightly safer (veröffentlicht 26.07.2021), Columbia University Irving Medical Center
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.