Neue Möglichkeit zur Behandlung resistenter Hypertonie
Es scheint möglich, Bluthochdruck durch die Verwendung von drahtlosen Elektroden zu senken und so lebensgefährliche Folgeerkrankungen zu verhindern. Dies würde insbesondere Personen mit resistenter Hypertonie zugute kommen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Houston wurde untersucht, wie sich die Stimulation mit dem drahtlosen System einer Miniaturelektrode auf den Blutdruck bei hypertensiven Ratten auswirkt. Die Ergebnisse wurden in dem Fachblatt „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht.
9,4 Millionen Todesfälle durch Bluthochdruck jährlich
Wenn der Blutdruck erhöht ist, kann dies laut den Fachleuten des Robert Koch-Instituts (RKI) weitere ernste Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Niereninsuffizienz auslösen.
Viele Menschen auf der ganzen Welt seien von Bluthochdruck betroffen und die Erkrankung werde für jährlich etwa 9,4 Millionen Todesfälle verantwortlich gemacht.
Risikofaktoren für Bluthochdruck
Laut dem RKI sind die wichtigsten Risikofaktoren für einen erhöhten Blutdruck mangelnde Bewegung, Übergewicht, eine ungesunde Ernährung, Stress und eine erhöhter Alkoholkonsum.
Zudem gibt es bei der Behandlung von Bluthochdruck das Problem, dass viele Erkrankte nicht wie gewünscht auf eine medikamentöse Therapie ansprechen. Etwa zwölf bis 18 Prozent dieser Menschen entwickeln laut den Forschenden der University of Houston eine resistente Hypertonie, also einen Blutdruck von mehr als 140/90 mmHg trotz der Einnahme blutdrucksenkender Medikamente.
Diese Erkenntnis, zusammen mit der Anzahl von Bluthochdruck Betroffenen und den Todesfällen verdeutlicht, dass dringend neue effektive und sichere Methoden identifiziert werden müssen, um den Blutdruck auf normalen Werten zu halten.
Bioelektronische Behandlung zur Senkung des Blutdrucks
Durch eine Verwendung von drahtlosen Elektroden zur Behandlung von Bluthochdruck sei es möglich, den Blutdruck und die Aktivität des sogenannten Nierensympathikus (RSNA) mit der Hilfe einer einer bioelektronischen Behandlung unter Kontrolle zu halten, berichten die Forschenden.
Die Aktivität des sogenannten Nierensympathikus ist bei Bluthochdruck und Nierenerkrankungen häufig erhöht.
Auswirkungen der Stimulation des tiefen Peroneusnervs
In früheren Untersuchungen hatte Studienautor Mario Romero-Ortega bereits nachgewiesen, dass die Stimulation des tiefen Peroneusnervs (DPNS) unter Verwendung einer speziell verdrahteten Elektrode zu einer akuten Senkung des Blutdrucks führt.
Die aktuelle Studie basiert auf diesen Forschungsarbeiten und die Fachleute konzentrierten sich auf die Entwicklung eines kleinen implantierbaren drahtlosen Nervenstimulationssystems sowie die Erforschung verschiedener Stimulationsparameter, um eine maximale Senkung des Blutdrucks zu erreichen.
Dabei wurde ein Schaltkreis zur Nervenstimulation im Submillimeterbereich mit einer neuartigen Mikrokanalelektrode zur Nervenbefestigung kombiniert, welche die Implantation in kleine Nerven erleichtert und eine externe Steuerung der Leistung und DPNS-Modulation ermöglicht, erläutern die Forschenden.
Blutdruck in einer Stunde um zehn Prozent gesenkt
Mit der Hilfe dieses implantierbaren Geräts konnte der systolische Blutdruck innerhalb einer Stunde um zehn Prozent gesenkt werden. Wurden die Nerven dagegen zwei Stunden stimuliert, sanken die Blutdruckwerte um 16 Prozent.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die DPNS als Reaktion auf die elektrische Stimulation des tiefen Peroneusnervs einen sofortigen und reproduzierbaren arteriellen Drucksenkungseffekt hervorruft“, so Studienautor Romero-Ortega in einer Pressemitteilung.
„In dieser Studie führte die DPNS zu einem anfänglichen Anstieg der RSNA während der ersten 2-3 Sekunden, gefolgt von einer Verringerung der Nierenaktivität und des mittleren arteriellen Drucks, trotz des Anstiegs der Herzfrequenz“, so der Mediziner.
Dabei sei die beobachtete Aktivierung der RSNA während der Stimulation des tiefen Peroneusnervs nicht zu erwarten gewesen, da ihre Aktivität mit Bluthochdruck in Verbindung gebracht wird, fügt der Experte hinzu.
Durchgängige Senkung des Blutdrucks erreicht
Insgesamt deuten die neuen Ergebnisse darauf hin, dass die Stimulation des tiefen Peroneusnervs durchgängig zu einer Senkung des Blutdrucks führt und dass die Aktivität des Nierensympathikus (RSNA) durch diese bioelektronische Behandlung verändert wird, so das Forschungsteam.
Dies mache deutlich, dass die Verwendung der sogenannten DPN-Neuromodulation eine mögliche Strategie zur Senkung des Blutdrucks bei arzneimittelresistenter Hypertonie ist. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Maria Alejandra Gonzalez-Gonzalez, Kevin Romero, John Beitter, David Lloyd, Danny V. Lam, et al.: Renal Nerve Activity and Arterial Depressor Responses Induced by Neuromodulation of the Deep Peroneal Nerve in Spontaneously Hypertensive Rats; in: Frontiers in Neuroscience (veröffentlicht 16.05.2022), Frontiers in Neuroscience
- University of Houston: Deep Nerve Stimulation Consistently Reduces Blood Pressure (veröffentlicht 07.06.2022), University of Houston
- Rober Koch-Institut: Hypertonie (abgefragt 18.07.2023), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.