Bluthochdruck: Auf welche Messung kommt es an?
Ab dem mittleren Alter sollten regelmäßige Blutdruckmessungen auch zuhause stattfinden. Bluthochdruck ist nämlich Volkskrankheit Nummer 1 in den westlichen Industriestaaten. Das schmerzlose Leiden kann zahlreiche tödliche Folgeerkrankungen, wie den gefürchteten Herzinfarkt, auslösen. Dabei ist es aber wichtig zu wissen, worauf man bei den Messungen zu achten hat, damit keine falschen Messwerte entstehen.
Viele Betroffene wissen nichts von ihrem hohen Blutdruck
Gesundheitsexperten zufolge leidet fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland an Hypertonie. Viele ahnen nichts von ihrem Bluthochdruck. Das kann gefährliche Folgen haben, denn unbehandelte Hypertonie steigert das Risiko unter anderem für Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Nierenversagen. Es ist also klar, dass man Hypertonie besser früh diagnostizieren und therapieren sollte. Daher sollten Menschen jeden Alters ihre Blutdruckwerte kennen. Ein Experte erklärt, wie man die Werte am besten ermittelt.
Einzelne Blutdruckmessung hat nur einen geringen Wert
Bluthochdruck kann zu schweren Krankheiten wie Schlaganfall, Herz- oder Niereninsuffizienz führen.
„Noch immer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer eins“, sagte Prof. Dr. med. Martin Middeke vom Hypertoniezentrum München beim pharmacon, dem internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer, in einer Mitteilung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V..
„Deshalb ist es wichtig, dass jeder seine Werte kennt und einen erhöhten Blutdruck behandeln lässt“, so der Experte.
Für den Internisten hat eine einzelne Blutdruckmessung nur einen geringen Wert – weder in der Arztpraxis noch in der Apotheke.
Beispielsweise ist bekannt, dass in Arztpraxen zu hohe Werte gemessen werden („Weißkittel-Effekt“).
Andererseits kann gerade bei Männern im mittleren Alter der Blutdruck während der Arbeitszeit erhöht, in der Arztpraxis jedoch normal sein. Das wird als maskierte Hypertonie bezeichnet.
Laut der ABDA ist dieses Phänomen mit einem hohen Risiko verbunden.
Erstmal zur Ruhe kommen
Prof. Dr. Middeke empfiehlt für eine Messung folgendes Vorgehen: Zunächst soll der Patient körperlich, geistig und seelisch zur Ruhe kommen. Dann wird der Blutdruck das erste Mal gemessen.
Wenn der Wert erhöht ist, sollte eine zweite oder auch eine dritte Messung nach ein bis zwei Minuten und Entspannung erfolgen.
Den Angaben zufolge ist die sogenannte Tiefenatmung die einfachste und wirkungsvollste Form der Entspannung. Dabei wird durch die Nase tief und langsam ein- und durch den Mund tief und langsam ausgeatmet.
Dadurch sinkt ein erhöhter Blutdruck schnell auf natürliche Weise.
Wie hoch dürfen die Werte sein?
Doch wie hoch darf der Blutdruck tatsächlich sein?
Wie es in der Mitteilung der ABDA heißt, liegt ein Bluthochdruck vor, wenn die Blutdruckwerte bei 140 zu 90 oder höher liegen; bei Menschen ab 80 Jahren über 160 zu 90.
Blutdruckwerte darunter werden – bis auf wenige Ausnahmen für Patienten mit Begleiterkrankungen – nicht medikamentös behandelt.
Optimalerweise liegt der Blutdruck unter 120 zu 80. „Das heißt aber nicht, dass der Blutdruck durch Arzneimittel so tief gesenkt werden muss“, so Middeke.
„Im Gegenteil, das wäre für viele Patienten nicht gesund. Eine Senkung unter 140 zu 90 reicht oft aus. Gerade bei Patienten zwischen 65 und 80 Jahren hat der Arzt bei den Therapiezielen einen großen Ermessensspielraum“, erklärte der Experte.
Hypertonie natürlich behandeln
Bei Hypertonie werden oft schnell Blutdrucksenker eingesetzt. Doch in vielen Fällen lässt sich der Blutdruck auch ohne Pillen senken.
Wichtig ist hier vor allem, sich regelmäßig zu bewegen, mögliches Übergewicht abzubauen sowie auf Zigaretten und hohen Alkoholkonsum zu verzichten.
Zudem ist lange bekannt, dass einige Hausmittel sowie eine ausgewogene, gesunde Ernährung maßgeblich dazu beitragen können, den Blutdruck zu senken.
Ganz wichtig hierbei ist: Salz nur in Maßen. Eine kochsalzreiche Kost kann den Blutdruck erhöhen. Pro Tag sollten nicht mehr als vier bis sechs Gramm Salz konsumiert werden. Außerdem sollte der Speiseplan allgemein viel Obst und Gemüse enthalten.
Medikamente am frühen Morgen einnehmen
Wenn Arzneimittel notwendig sind, empfiehlt Prof. Dr. Middeke die Einnahme am frühen Morgen.
„Am besten morgens auf der Bettkante die Blutdrucksenker schlucken, nicht erst zum Frühstück. Denn je früher das Arzneimittel eingenommen wird, desto eher kann es wirken“, so der Mediziner.
„Bei einer abendlichen Einnahme wird der Blutdruck in der Nacht teilweise zu stark abgesenkt, und dann reagiert der Körper mit einer ungewollten Gegensteuerung.“
Dem Experten zufolge ist die abendliche Einnahme nur notwendig, wenn der Blutdruck im Schlaf (!) nicht absinkt – gemessen mittels ambulanter Langzeitmessung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.