Gesundheitliche Gefahren durch Bluthochdruckmedikamente
Wenn Menschen über einen längeren Zeitraum bestimmte Medikamente gegen Bluthochdruck und Herzinsuffizienz einnehmen, kann dies laut einer aktuellen Studie zur Entstehung von Nierenschäden beitragen. Die Auswirkungen der Medikamente auf die Nieren wurden bislang offenbar unterschätzt.
Die Ergebnisse einer Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der University of Virginia School of Medicine deuten drauf hin, dass die langfristige Einnahme von Medikamenten, die zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz verwendet werden, zu Nierenschäden beitragen kann. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „JCI Insight“ veröffentlicht.
Gefahr Bluthochdruck
Chronischer Bluthochdruck ist auf der ganzen Welt weit verbreitet. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) leiden in Deutschland rund 28 Prozent der Frauen und Männer an einem bekannten Bluthochdruck. Viele von ihnen nehmen Medikamente zur Senkung des Blutdrucks ein.
Verdickte Arterien bei Bluthochdruck
In der neuen Studie untersuchten die Forschenden eigentlich, warum schwere Formen von Bluthochdruck häufig mit einer Verdickung der Arterien und kleinen Blutgefäße in der Niere in Zusammenhang stehen, die zu Organschäden führen. Das Team stellte fest, dass spezialisierte Nierenzellen (sogenannte Renin-Zellen) bei diesem Prozess eine wichtige Rolle spielen.
Diese Zellen produzieren normalerweise Renin, ein lebenswichtiges Hormon, welches dem Körper bei der Regulierung des Blutdrucks hilft. Es ist allerdings möglich, dass Veränderungen in den Renin-Zellen dazu führen, dass die Zellen in die Wände der Blutgefäße der Niere eindringen, so die Fachleute.
Folgen der Ansammlung von glatten Muskelzellen
Die Renin-Zellen lösen dann eine Ansammlung eines anderen Zelltyps aus, der sogenannten glatten Muskelzellen. Durch diesen Vorgang verdicken und versteifen sich die Gefäße. Als Folge davon kann das Blut nicht mehr so durch die Niere fließen, wie es sollte, erläutern die Forschenden.
Schädliche Wirkung von Arzneien
Das Team stellte bei der Untersuchung zusätzlich fest, dass eine langfristige Einnahme von Medikamenten, welche das Renin-Angiotensin-System hemmen (beispielsweise ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker), eine ähnliche Wirkung auslöst.
Solche Medikamente werden vielfältig eingesetzt, beispielsweise zur Behandlung von Bluthochdruck, kongestiver Herzinsuffizienz und Herzinfarkten. Außerdem werden sie mitunter zur Vorbeugung von Herzprobleme verwendet. In der Untersuchung stellte sich heraus, dass eine langfristige Einnahme dieser Medikamente zu einer Verhärtung der Nierengefäße führt. Dies galt sowohl für Mäuse als auch für Menschen, betonen die Forschenden.
Medikamente keinesfalls einfach absetzen
Die betroffenen Medikamente können Menschen das Leben retten, daher ist es sehr wichtig, dass diese Arzneimittel auch weiter eingenommen werden, so das Team. Die Fachleute betonen allerdings ausdrücklich, dass nun für ein besseres Verständnis der langfristigen Auswirkungen der Medikamente auf die Nieren weitere Studien von Nöten sind.
„Es wäre wichtig, prospektive, randomisierte, kontrollierte Studien durchzuführen, um das Ausmaß der Funktions- und Gewebeschäden bei Patienten zu bestimmen, die Medikamente zur Blutdruckkontrolle einnehmen”, erläutert Studienautor Dr. Ariel von der University of Virginia. Der Experte fügt hinzu, dass unbedingt ermittelt werden muss, welche Moleküle diese Zellen bilden. So könne man dem Vorgang entgegenwirken und Schäden verhindern, welche bei der Behandlung von Bluthochdruck mit verfügbaren Medikamenten auftreten.
„Unsere Studien zeigen, dass reninproduzierende Zellen für die Schäden verantwortlich sind. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, zu verstehen, wie diese Zellen, die so wichtig sind, um uns vor Blutdruckabfällen zu schützen und unser Wohlbefinden zu erhalten, eine solche Umwandlung durchlaufen und Nierenschäden verursachen”, ergänzt Studienautorin Dr. Maria Luisa Sequeira Lopez von der University of Virginia in einer Pressemitteilung. So müsse beispielsweie aufgedeckt werden, welche Substanzen diese Zellen herstellen, um ein unkontrolliertes Gefäßwachstum auszulösen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Inhibition of the renin-angiotensin system causes concentric hypertrophy of renal arterioles in mice and humans; in: JCI Insight (veröffentlicht 11.11.2021), JCI Insight
- Robert Koch-Institut: Hypertonie (abgefragt 18.07.2023), RKI
- University of Virginia Health System: Long-term use of blood pressure drugs may cause kidney damage, study suggests (veröffentlicht 12.01.2022), University of Virginia Health System
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.