Zu hoher Blutdruck hat oftmals chronisches Nierenversagen zur Folge
Nierenerkrankungen gehen häufig auf einen zu hohen Blutdruck zurück. Dieser bildet nach Diabetes die zweithäufigste Ursache für schwere Nierenerkrankungen, so die Deutsche Hochdruckliga in einer aktuellen Mitteilung anlässlich des Weltnierentags am 8. März. Durch eine rechtzeitige und konsequente Therapie des Bluthochdrucks seien chronische Nierenschäden oft vermeidbar.
Durch zu hohen Blutdruck werden die Nieren auf Dauer in Mitleidenschaft gezogen und können ihrer Funktion nur noch eingeschränkt nachkommen. Die Folge ist chronisches Nierenversagen. Die nephrologischen Fachverbände schätzen, dass ein solches chronisches Nierenversagen in Deutschland zu 24 Prozent auf Bluthochdruck zurückzuführen ist, so die Mitteilung der Deutschen Hochdruckliga. Eine frühzeitige Therapie könne viele dieser Nierenerkrankungen verhindern.
Nieren erbringen täglich Höchstleistungen
Die Nieren haben jeden Tag Höchstleistungen zu erbringen. „Etwa 300 Mal am Tag wird das Blut in den Nieren gefiltert und von Schadstoffen befreit“, berichtet die Deutsche Hochdruckliga. Diese Arbeit werde in jeder Niere von etwa eine Million mikroskopisch kleine Nierenkörperchen absolviert, die an ein Kanälchen angeschlossen sind, in dem der Urin entsteht. In ihrer Gesamtheit werden diese Einheiten als Nephrone bezeichnet. Sie können laut Aussage der Experten durch zu hohen Blutdruck Schaden nehmen.
Kritischer Verlust von Nierenkörperchen
„Bereits beim gesunden Menschen kommt es im Verlauf des Lebens zu einem Verlust von Nephronen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga Professor Dr. med. Bernhard Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik an der Universitätsmedizin Mannheim. Die Zerstörung der Nierenkörperchen werde bei Menschen mit Bluthochdruck allerdings beschleunigt, „so dass am Ende nicht mehr genügend Nephrone vorhanden sind, um das Blut von Stoffwechselschlacken zu befreien.“
Viele Dialyse-Fälle auf Bluthochdruck zurückzuführen
So sind rund 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland, die an Bluthochdruck leiden, gleichzeitig einem erhöhten Risiko für Nierenerkrankungen ausgesetzt. Knapp ein Viertel der Fälle chronischen Nierenversagens geht laut Angaben der Hochdruckliga auf zu hohen Blutdruck zurück und „damit wäre der Bluthochdruck in Deutschland für 20.000 von über 80.000 Dialysefällen verantwortlich“, betont Professor Krämer. Viele Erkrankungen seien jedoch durch eine rechtzeitige und gute Behandlung des Bluthochdrucks vermeidbar.
Welche therapeutische Möglichkeiten bestehen?
„Wir verfügen nicht nur über eine Reihe von Medikamenten, die den Blutdruck senken und damit die Nieren schonen“, sondern „einige Mittel wie die ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten können über eine Hemmung von Angiotensin II auch bei Nierenerkrankungen den Blutdruck senken und häufig eine weitere Verschlechterung der Nierenfunktion verhindern“, erläutert Prof. Bernhard Krämer. Angesichts des Zusammenhangs zwischen Blutdruck und Nieren raten die Experten zudem allen Patienten mit hohem Blutdruck, ihre Nierenfunktion regelmäßig überprüfen zu lassen.
Nieren könne auch Ursache des Bluthochdruck sein
Die Überprüfung der Nierenfunktion erfolgt mittels einer Untersuchung des Urins auf Albumin, das bei vielen Nierenerkrankungen vermehrt ausgeschieden wird. Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung gibt erste Hinweise, ob der Bluthochdruck seine Ursache in den Nieren hat. Denn auch in dieser Richtung besteht ein Zusammenhang. So kann Bluthochdruck beispielsweise entstehen, wenn eine Verengung der Nierenarterien vorliegt. Sind die Nieren Ursache des Bluthochdrucks, „fehlt häufig der leichte Abfall des Blutdrucks, zu dem es in den Nachstunden kommt“, erläutert Professor Dr. Ulrich Wenzel vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Wie lässt sich nierenbedingter Bluthochdruck therapieren?
Durch Ultraschall- und Laboruntersuchungen lässt sich laut Aussage der Experten meist feststellen, inwiefern die Nieren der Auslöser eines erhöhten Blutdrucks sind. Zudem kann „bei einer Verengung der Nierenarterien in ganz ausgewählten Fällen eine Angiografie mit Aufweitung und Stent-Einlage Blutdruck und Nierenfunktion verbessern“, berichtet die Deutsche Hochdruckliga. Bei Patienten, deren Blutdruck sich durch Medikamente definitiv nicht senken lasse, könne eine Verödung von Nervenfasern in den Nierenarterien zur Blutdrucksenkung erwogen werden. Diese kommt laut Professor Wenzel allerdings derzeit nur in besonderen Ausnahmefällen und im Rahmen von klinischen Studien zur Anwendung.
Den Angaben der Deutschen Hochdruckliga zufolge kann auch ein nierenbedingter Bluthochdruck durch einen gesunden Lebensstil gelindert werden. Wichtige Faktoren seien hier:
- Ein Verzicht auf das Rauchen, da damit eine vorzeitige Verkalkung der Nierenarterien verhindert wird.
- Eine salzarme Kost, denn diese entlastet die Nieren, welche auch für die Ausscheidung von übermäßig mit der Nahrung aufgenommenem Kochsalz zuständig sind.
Darüber hinaus lässt sich ein vorliegender Bluthochdruck durch Stressabbau und eine gesunde Ernährung auf natürliche Weise lindern, wobei jedoch die negativen Effekte eines zu hohen Salzkonsums nicht ausgeglichen werden können. Dieser ist daher in jedem Fall auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren (maximal 6 Gramm pro Tag bei Erwachsenen; DGE-Empfehlung). (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.