Schutz vor Demenz durch Senkung des Blutdrucks?
Eine Senkung des systolischen Blutdrucks unter 120 mmHg verbessert den Abtransport von Giftstoffen und Stoffwechselnebenprodukten aus dem Gehirn und könnte das Risiko für Demenz reduzieren.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Pennsylvania wurde untersucht, wie sich eine intensive Behandlung von Bluthochdruck auf die sogenannten perivaskulären Räume im Gehirn auswirkt. Die Ergebnisse werden auf der diesjährigen American Stroke Association’s International Stroke Conference in Dallas vorgestellt.
Teilnehmende mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko
Die Forschenden führten eine Sekundäranalyse der sogenannten SPRINT-MIND-MRT-Teilstudie durch. Alle Teilnehmende hatten ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und wurden jeweils einer von zwei unterschiedlichen Gruppen zugeteilt.
Ein Gruppe erhielt eine intensive Blutdruckbehandlung (Senkung des systolischen Blutdrucks auf unter 120 mmHg), die zweite Gruppe erhielt eine Standardbehandlung (Senkung des systolischen Blutdrucks auf unter 140), berichtet das Team.
Gehirne der Teilnehmenden untersucht
Zu Beginn der Studie wurden Magnetresonanztomographie-Scans der Gehirne der Teilnehmenden durchgeführt und nach etwa vier Jahren ein weiteres Mal wiederholt.
Bei der ersten Untersuchung des Gehirns zeigte sich, dass die perivaskulären Räume in beiden Gruppen ein ähnliches Volumen des Hirngewebes aufwiesen, so die Forschenden. Die perivaskulären Räume sind Bahnen um die Blutgefäße, die zur Beseitigung von Giftstoffen dienen.
Im Alter oder durch das Vorliegen von verschiedenen kardiovaskulären Risikofaktoren können sich die perivaskulären Räume im Gehirn vergrößern, was dazu führt, dass der Weg zum Abtransport von Giftstoffen blockiert wird. So sammeln sich die Toxine im Gehirn an, wodurch die Entwicklung von Demenz drohen kann.
„Einige Forschungsarbeiten gehen davon aus, dass die Pulsationen der Hirnarterien bei jedem Herzschlag dazu beitragen, die Beseitigung dieser toxischen Hirnnebenprodukte in den perivaskulären Räumen zu fördern“, erklärt Studienautor Dr. Kyle Kern in einer Pressemitteilung der American Heart Association.
Ein hoher Blutdruck über einen langen Zeitraum führt laut dem Mediziner jedoch zu einer Versteifung der Arterien, wodurch die Funktion und Fähigkeit zur Beseitigung von Giftstoffen beeinträchtigt wird und sich die perivaskulären Räume vergrößern.
Auswirkungen einer intensiven Blutdruckbehandlung
Bei der zweiten Untersuchung des Gehirns etwa vier Jahre später zeigte sich, dass in der Gruppe mit der intensiven Blutdruckbehandlung eine signifikante Abnahme des Volumens des Hirngewebes in den perivaskulären Räumen zu verzeichnen war. In der zweiten Gruppe konnten dagegen keine solchen Abnahme festgestellt werden.
Laut den Forschenden deutet dies darauf hin, dass die negativen Folgen des hohen Blutdrucks auf diese Bahnen bei intensiver Behandlung reversibel sind und der Abtransport der Giftstoffe sich wieder verbessert.
„Der nächste Schritt besteht darin festzustellen, wie die perivaskulären Räume mit der Kognition und dem kognitiven Abbau in der SPRINT-MIND-Studie zusammenhängen“, fügt Dr. Kern hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kyle C. Kern, Ilya M. Nasrallah, Clinton B. Wright: Abstract 55: Intensive Blood Pressure Treatment Remodels Brain Perivascular Spaces: A Secondary Analysis Of The SPRINT MIND Trial; in: Strocke (veröffentlicht 02.02.2023), Stroke
- American Heart Association: Intensively lowering blood pressure may help clear toxins from the brain (veröffentlicht 02.02.2023), AHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.