Welt-Hypertonie-Tag: Neue Therapie gegen Bluthochdruck umstritten
18.05.2014
Am Welt-Hypertonie-Tag wird regelmäßig über die Auswirkungen des Bluthochdruckes aufgeklärt. In Deutschland sind schätzungsweise 20 bis 30 Millionen Menschen davon betroffen. Eine US-amerikanische Studie hat nun ergeben, dass ein neues Hypertonie-Therapieverfahren nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt.
Weltweit größte Gesundheitsgefahr
Bluthochdruck gilt als die weltweit größte Gesundheitsgefahr. In Deutschland sind nach Schätzungen etwa 20 bis 30 Millionen Menschen davon betroffen, von denen jedoch nur jeder Zweite darüber Bescheid weiß. Da ein hoher Blutdruck in den meisten Fällen fast keine Beschwerden verursacht, wird er oft erst diagnostiziert, wenn Folgeerkrankungen wie ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Augenerkrankungen eintreten. Rund neun Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen von Bluthochdruck. Viele, die von ihrer Hypertonie wissen, lassen sich trotzdem nicht aktiv von einem Arzt therapieren.
Bei vielen Blutdruck-Patienten wirken herkömmliche Therapien nicht
Zudem besteht das Problem, dass bei vielen Blutdruck-Patienten die herkömmlichen Therapieformen, wie die Umstellung des Lebensstils und blutdrucksenkende Medikamente, nicht mehr helfen. Professor Eckart Fleck vom Deutschen Herzzentrum in Berlin berichtete gegenüber „n-tv.de“: „Bei mehr als zehn Prozent der behandelten Betroffenen jedoch, schlagen diese Therapien gar nicht mehr an.“ Die Gründe für die Resistenzen seien bislang unklar. Eine neue Therapieform, die sogenannte renale Symphatikusdenervation, könnte diesen Patienten helfen, meinen Experten. Bei dem minimalinvasiven Verfahren werden mit einem Katheder und hochfrequenten Strom Nervenfasern in der Wand der Nierenarterie verödet. Die Nieren sind die Zentralstelle bei der Regulation des Blutdrucks. „Dadurch wird quasi ein Filter in die Informationsverbindung zwischen Gehirn und Nieren gesetzt und die Fehlregulation behoben“, so Professor Fleck. Ansonsten blieben die Nierenfunktionen vollständig erhalten.
Neues Therapieverfahren hat sich als nicht wirksam erwiesen
Das Verfahren wird seit 2010 in zahlreichen Zentren, unter anderem auch in Deutschland, auf der Versuchsebene eingesetzt. In einer aktuellen US-amerikanischen Studie (Symplicity HTN-3) hatte sich das Verfahren zwar als sicher, aber auch als nicht wirksam erwiesen. Die Studie hatte erstmals das neue Verfahren auch gegen eine Scheinprozedur verglichen. „Dennoch sollte das Verfahren weder vollständig aufgegeben, noch kopflos angewendet werden“, so Fleck. Vielmehr gehe es darum, weiter zu forschen, um besser zu verstehen zu können, welchen Patienten der Eingriff helfen kann und welchen nicht. Diese Meinung teilen auch verschiedene Experten weltweit. Professor Fleck betonte zudem, dass die Durchführung des Eingriffs nur in zertifizierten Zentren erfolgen solle, denn nur wenn genügend Nervenenden verödet würden, könne sich auch ein Effekt in Bezug auf den Blutdruck einstellen.
Ursachen für Bluthochdruck oft unbekannt
Am gestrigen Welt-Hypertonie-Tag wurde wie jedes Jahr auf die Auswirkungen des Bluthochdruckes aufmerksam gemacht. Bei Hypertonie ist der Blutdruck in den Arterien chronisch erhöht. Das bedeutet, dass der systolische Druck höher liegt als 140 mmHg und der diastolische Druck höher als 90 mmHg (140/90 mmHg). Ein normaler Blutdruck liegt bei 120/80 mmHg, unter 105/60 mmHg gilt er als niedrig. Ab einem dauerhaft erhöhten Druck von 180/110 besteht Lebensgefahr. Die Ursachen für hohen Blutdruck sind vielfältig. So gehören Störungen im Hormon- oder Herz-Kreislauf-System sowie Nierenschäden ebenso dazu wie Vererbung. Allerdings sind die Ursachen in den meisten Fällen unbekannt. Ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung, hohem Salzkonsum und Übergewicht oder Adipositas können den Blutdruck zusätzlich erhöhen.
Gesund leben und regelmäßig Blutdruck messen
Da Bluthochdruck über Jahre hinweg mit unspezifischen oder ganz ohne Symptome bestehen kann, ist es wichtig, regelmäßig seinen Blutdruck zu messen. Experten raten dazu, dass in jedem Haushalt ein Blutdruck-Messgerät vorhanden sein sollte. Auch viele Apotheken bieten ihren Kunden den Service der Blutdruckmessung an. Um sich vor zu hohem Blutdruck zu schützen, wird von Fachleuten zu regelmäßiger Bewegung und Sport geraten. Außerdem sollte man Übergewicht vermeiden oder abbauen, nicht Rauchen und Alkohol nur in Maßen konsumieren. Auch verschiedene Medikamente können den Blutdruck erhöhen und sollten daher falls möglich, ebenso wie Stress vermieden werden. Als natürliche Hausmittel haben sich Tees aus Lindenblüten oder Tausendkraut gegen hohen Blutdruck bewährt. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.