Wie lässt sich Bluthochdruck am einfachsten diagnostizieren?
In Deutschland leiden zwischen 20 und 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck. Hypertonie ist Risikofaktor Nummer Eins für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Herzkrankheiten sind wiederum für die meisten Todesfälle verantwortlich. Die Aufdeckung von Bluthochdruck sowie die Überwachung der Werte sind die Grundlage zur Prävention schwerer Herzkrankheiten. Was die beste Methode zur Diagnose von Hypertonie sowie zur Überwachung des Blutdrucks darstellt, wurde nun in einer Studie untersucht.
Auf einer Tagung der American Heart Association (Hypertension Scientific Sessions 2021) diskutiert die Fachwelt die jüngsten und wichtigsten Erkenntnisse der klinischen Forschung zum Thema Bluthochdruck. Dabei kamen die Fachleute zu dem Konsens, dass die regelmäßige Blutdruckmessung zu Hause der praktikabelste Weg sei, Bluthochdruck flächendeckend zu erkennen und zu überwachen.
Bluthochdruck in den USA weit verbreitet
Nach Angaben der American Heart Association leidet etwa jeder zweite Erwachsene in den USA an Bluthochdruck. Unter den Betroffenen weiß rund eine von drei Personen nicht, dass sie Hypertonie hat.
Zu wenig Personen messen zu Hause
„Die meisten Bluthochdruckerkrankungen werden auf der Grundlage von Blutdruckmessungen in einer Arztpraxis diagnostiziert und behandelt, obwohl die U.S. Preventive Services Task Force und die American Heart Association empfehlen, dass Blutdruckmessungen außerhalb des klinischen Umfelds durchgeführt werden, um die Diagnose zu bestätigen, bevor mit der Behandlung begonnen wird“, betont Dr. Beverly Green, die Hauptautorin einer Studie, die auf der Tagung vorgestellt wurde.
Standards in der Bluthochdruck-Diagnose
Zum Standard der Bluthochdruck-Diagnose gehöre, dass der Blutdruck entweder regelmäßig zu Hause mittels einer herkömmlichen Blutdruckarmmanschette gemessen wird oder dass ein 24-Stunden-Blutdruckmessgerät verwendet wird, welches den Blutdruck kontinuierlich über einen ganzen Tag und eine ganze Nacht hinweg dokumentiert. Die zweite Methode gelte zwar als „Goldstandard“, jedoch könne die erste Methode praktischer und besser anwendbar sein.
Unterschiede bei Blutdruckmessmethoden
Das Team um Dr. Green ermittelte die Unterschiede in drei Blutdruckmessmethoden bei 510 Erwachsenen, die zwar einen erhöhten Blutdruck hatten, aber bei denen noch kein Bluthochdruck diagnostiziert wurde. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug 59 Jahre. Der durchschnittliche Blutdruck lag bei 150/88 mm Hg. Keiner der Teilnehmenden nahm blutdrucksenkende Medikamente ein.
Ablauf der Studie
Per Zufallsprinzip wurden die Teilnehmenden in eine von drei Gruppen eingeteilt. Bei einer Gruppe wurden zur Diagnose der Hypertonie eine klinische 24-Stunden-Messungen herangezogen. Die zweite Gruppe überwachte den Blutdruck selbstständig zu Hause und die dritte Gruppe sollte den Bluthochdruck über Arztpraxen und Apotheken ermitteln lassen.
Die Teilnehmenden der Gruppe, in der der Blutdruck über eine 24-Stunden-Messungen ermittelt wurde, mussten in regelmäßigen Abständen eine Klinik aufsuchen. Die Gruppe mit der selbstständigen Überwachung zu Hause wurde in die Handhabung eines Blutdruckmessgerätes eingewiesen und gebeten, über fünf Tage zwei mal täglich den Blutdruck zu messen. Die dritte Gruppe sollte an drei verschiedenen Tagen jeweils drei Messungen in einer Apotheke oder in einer Hausarztpraxis durchführen lassen. Bei der Auswertung wurde sowohl die Befolgung als auch die Akzeptanz der verschiedenen Diagnosemethoden verglichen.
Zu Hause war Blutdruckmessen am angenehmsten
Die Auswertung zeigt, dass die Gesamtakzeptanz der Diagnoseform bei der Gruppe am höchsten war, die den Blutdruck selbstständig zu Hause ermittelte. An zweiter Stelle folgte die Blutdruck-Messung in Apotheken und Arztpraxen. Die ambulante 24-Stunden-Blutdrucküberwachung wurde von den Teilnehmenden am wenigsten akzeptiert.
Die ungenauste der drei Methoden war die Ermittlung des Blutdrucks über Arztpraxen und Apotheken. Die Teilnehmenden wichen am weitesten vom empfohlenen Schema ab. Bei den Gruppen, die den Blutdruck zu Hause ermittelten oder über eine 24-Stunden-Überwachung lag die Rate der richtigen Befolgung der Anweisungen bei rund 90 Prozent.
Größte Akzeptanz bei der selbstständigen Messung
„Die Blutdruckmessung zu Hause wurde am meisten bevorzugt, weil sie bequem und einfach durchzuführen war, den persönlichen oder beruflichen Alltag nicht so sehr störte und als genau empfunden wurde“, resümiert Green. Die Teilnehmenden berichteten, dass die ambulante Blutdrucküberwachung ihre täglichen und beruflichen Aktivitäten störte, den Schlaf unterbrach und unangenehm war.
Ist die Blutdruckmessung zu Hause der eigentliche „Goldstandard“?
Dr. Green schlägt vor, dass gesundheitliches Personal Patientinnen und Patienten verstärkt motivieren sollte, ihren Blutdruck routinemäßig zu Hause zu überwachen. Eine entsprechende Einweisung könnte über die Hausarztpraxis erfolgen. Die Bereitstellung von Blutdruckmessgeräten für den Hausgebrauch könnte von Krankenkassen unterstützt werden.
„Mediziner sollten darauf hinarbeiten, dass sie sich bei der Diagnose von Bluthochdruck weniger auf Klinikbesuche verlassen und ihre Patienten dabei unterstützen, ihren Blutdruck zu Hause zu messen“, betont Green. Die häusliche Blutdruckkontrolle sei eine wichtige Unterstützung bei der Aufdeckung von Bluthochdruck und somit ein wichtiges Instrument zur Vorbeugung von schweren kardiovaskulären Ereignissen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzversagen. (vb)
Lesen Sie auch: Blutdruck richtig messen: Das sollte bei der Messung zuhause beachtet werden.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association: There’s no place like home… to track blood pressure (veröffentlicht: 27.09.2021), newsroom.heart.org
- Bluthochdruckliga: Bluthochdruck in Zahlen (Abruf: 28.09.2021), hochdruckliga.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.