Trauer kann sich nicht nur negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken, sie kann auch dazu führen, dass der Blutdruck erheblich ansteigt, was kardiale Erkrankungen begünstigt. Dies scheint eine Erklärung dafür zu sein, warum beispielsweise bei Angehörigen nach dem Tod eines geliebten Familienmitglieds ein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Tod besteht.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Arizona wurde untersucht, wie sich akute Trauer auf die kardiovaskuläre Funktion auswirkt und wie der Schweregrad von Trauer mit der Blutdruckreaktion verbunden ist. Die Ergebnisse sind in dem englischsprachigen Fachblatt „Psychosomatic Medicine“ publiziert.
Trauer beeinflusst die kardiovaskuläre Gesundheit
Trauer gehört zu den psychosozialen Stressfaktoren, welche den stärksten Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben. Auftretende hypertensive Episoden, welche mit dem Stress einhergehen, der mit vorliegender Trauer verbunden ist, könnten einer der Gründe für diesen Effekt sein, mutmaßen die Forschenden.
Die Trauer um dem Tod eines geliebten Menschen kann auch das eigene Sterberisiko erhöhen. Dieser Effekt wurde bereits in epidemiologischen Studien eindeutig nachgewiesen. In der neuen Forschungsarbeit hat das Team jetzt an insgesamt 59 Teilnehmende untersucht, ob der Blutdruck ein Faktor ist, der dieses erhöhte Sterberisiko erklären könnte.
Alle Teilnehmenden wurden angewiesen, innerhalb eines Jahres nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen verschiedene Fragen zu beantworten, wobei sie sich an das erlebte Trauergefühl erinnern sollten.
Während der zehnminütigen Befragung wurden die Teilnehmenden gebeten, genau einen Moment zu schildern, in dem sie sich nach dem Tod eines geliebten Menschen extrem allein fühlten, und kurz darauf erfolgte eine Messung des Blutdrucks.
Systolischer Blutdruck stieg massiv an
So zeigte sich, dass die Teilnehmenden nach der Erinnerung an ihre Trauer einen deutlichen Anstieg des systolischen Blutdrucks erlebten. Dieser beschreibt, welchen Druck das Herz beim Schlagen auf die Arterien ausübt.
Alleine durch das Erinnern an diese traurige Situation stieg der systolische Blutdruck durchschnittlich um etwa 21,10 mmHg an. Diese Erhöhung des Blutdrucks entspricht dem Effekt, der bei moderater körperlicher Betätigung auftreten würde, so das Team. Außerdem sei auch der sogenannte diastolische Blutdruck erheblich gestiegen.
Je größer die Trauer, desto größer der Blutdruckanstieg
Es war klar festzustellen, dass bei Teilnehmenden, welche die stärksten Symptome von Trauer aufwiesen, auch der höchste Anstieg des Blutdrucks währen ihrer traurigen Erinnerung vorlag, berichten die Fachleute.
„Dies bedeutet, dass nicht nur der Tod eines geliebten Menschen Auswirkungen auf das Herz hat, sondern auch unsere emotionale Reaktion auf den Verlust“, erläutert Studienautorin Mary-Frances O’Connor in einer Pressemitteilung.
Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck durch Trauer
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei Menschen, die den Tod einer nahestehenden Person erlebt haben, ein deutlich erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und andere Herzprobleme vorliegt, das unbedingt bei medizinischen Untersuchungen und Behandlungen berücksichtigt werden sollte. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Roman Palitsky, Da’Mere Wilson, Sydney Friedman, John M. Ruiz, Daniel Sullivan, et al-: The relationship of prolonged grief disorder symptoms with hemodynamic response to grief recall among bereaved adults; in: Psychosomatic Medicine (veröffentlicht 01.06.2023), Psychosomatic Medicine
- University of Arizona: Grief can increase risk of heart problems, study finds (abgefragt 05.06.2023), University of Arizona
Wichtiger Hinweis:
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