Welche Maßnahmen helfen bei schwer einstellbarem Bluthochdruck?
Bluthochdruck ist ein Volksleiden, das viele schwere Folgeerkrankungen mit sich bringen kann. Bei der Diagnose Bluthochdruck sollten daher dringend therapeutische Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Doch bleibt der Blutdruck bei 65 Prozent der Hochdruckpatienten nicht ausreichend kontrolliert, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und Berufung auf aktuelle Studiendaten. Welche Ursachen dies haben kann und welche Maßnahmen bei schwer einstellbarem Bluthochdruck helfen, hat Professor Martin Hausberg auf der 9. Jahrestagung der DGfN dargelegt.
Schwer einstellbarer Blutdruckhochdruck kann laut Aussage des Experten unterschiedliche Ursachen haben und nicht immer stecke eine „echte“ Therapieresistenz dahinter. Zunächst sollten daher die Gründe für die Probleme ermittelt werden, um anschließend gezielte Gegenmaßnahmen einzuleiten. Gelingt mit den gängigen Methoden keine Absenkung der Blutdruckwerte in den Zielbereich, sollte eine Überweisung zu einem Nephrologen/Hypertensiologen erfolgen, so der Hinweis der DGfN.
Bluthochdruck ein erheblicher Risikofaktor
Bluthochdruck gehört laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie zu den wesentlichen kardiovaskulären Risikofaktoren (Arteriosklerose) mit potenziell tödlichen Folgen wie einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Zudem steige das Risiko einer Erblindung und einer Schädigung der Nieren. Umgekehrt seien Nierenerkrankungen in den meisten Fällen mit einem Bluthochdruck verbunden, so dass sich Nierenerkrankungen und Hypertonie gegenseitig bedingen und verstärken, berichten die Experten. Die zugrundeliegenden Mechanismen seien dabei vielfältig und komplex.
Zusammenhang zwischen Nieren und Bluthochdruck
Beispielsweise besteht der Zusammenhang zwischen Hypertonie und Nieren über die Regulation von Volumen- und Elektrolythaushalt (Ausscheidung von Salz und Wasser), die endokrinen Funktionen der Niere (Produktion blutdruckrelevanter Hormone;Renin-Angiotensin-Aldosteron-System) und das direkte Zusammenspiel der Nieren mit dem sympathischem Nervensystem. Für Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) sei „eine Blutdrucksenkung bzw. Blutdruckeinstellung entscheidend für die Verlangsamung des Krankheitsprozesses und kann das dialysefreie Leben verlängern“, so die Mitteilung der DGfN.
Therapieresistenter Bluthochdruck
Als therapieresistent gilt Bluthochdruck laut Angaben der DGfN, wenn dieser sich trotz einer antihypertensiven Dreifachkombination (in maximaler Dosierung gemäß den Leitlinien einschließlich eines Diuretikums) nicht in den Zielbereich senken lässt. In solchen Fällen sei zunächst herauszufinden, warum die Hypertonie schwer einstellbar ist. Mitunter handele es sich nämlich nicht um eine „echte“ Therapieresistenz, sondern es könne auch andere Gründe geben, so Professor Martin Hausberg, Past-Präsident der Deutschen Hochdruckliga und Kongresspräsident der 9. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN).
Weißkittelhypertonie eine mögliche Ursache
Als mögliche Ursachen für die schwer einstellbaren Blutdruckwerte nennt der Experte zum Beispiel die sogenannte „Weißkittelhypertonie“ beziehunsgweise eine Praxishypertonie. Diese bilde laut internationalen Studien bei 12 bis 34 Prozent der Betroffen die Ursache für ein scheinbares Nicht-Ansprechen der hypertensiven Therapie. Durch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung lasse sich hier sicherstellen, dass es sich nicht um eine solche Form der Hypertonie handelt.
Adhärenzprobleme mit weitreichender Wirkung
Auch können Professor Hausberg zufolge Adhärenzprobleme vorliegen, welche mitunter schwierig feststellbar sind. Eine mangelhafte Patientenadhärenz (Umsetzung der Empfehlungen) beispielsweise bei den Allgemeinmaßnahmen (kochsalzarme Kost, Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion, Alkoholverzicht) und der Tabletteneinnahme könne weitreichende Auswirkungen haben. Eine aktuelle Studie habe ergeben, „dass bis zu 80% der Patienten ihre Medikamente nicht wie verordnet einnahmen.“
Sekundäre Hypertonie Folge andere Erkrankungen
Können andere Probleme ausgeschlossen werden, gilt es laut Aussage des Experten auch zu überprüfen, ob eine sogenannte Sekundäre Hypertonie vorliegt, welche beispielsweise durch Verengung der Nierenarterie (Nierenarterienstenose, sogenannte renovaskuläre Hypertonie) auftreten könne. Auch ein Schlafapnoe-Syndrom gehe häufig mit (insbesondere nächtlicher) Blutdruckerhöhungen einher, da es aufgrund einer Hypoxie zu wiederholten sympathikotonen Weckreaktionen komme. Darüber hinaus gebe es Medikamente, die eine Hypertonie verstärken können und deren Einsatz ggf. abgewogen werden muss (z.B. Östrogene, Steroide, nichtsteroidale Antirheumatika/NSAR).
Invasive Verfahren die letzte Option
Besteht der Verdacht auf eine therapieresistente Hypertonie, empfiehlt sich laut Angaben der DGfN grundsätzlich die Überweisung zu einem Nephrologen/Hypertensiologen. Beispielsweise könne nach Ausschluss von Weißkittelhypertonie, Adhärenzproblemen und Sekundärer Hypertonie eine Behandlung mit antihypertensiven Mehrfachkombinationen versucht werden, bei der vier, fünf oder auch sechs Antihypertensiva parallel Anwendung finden. Falls diese medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist, könne bei einer therapieresistenten Hypertonie auch mit invasiven Verfahren eingegriffen werden, beispielsweise mit einer renalen Denervation oder einer Baroreflexstimulation. (fP)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.