Persönlichkeitsveränderungen durch hohen diastolischen Blutdruck
Bluthochdruck ist laut einer aktuellen Studie mit neurotischen Persönlichkeitseigenschaften verbunden. Hypertonie unter Kontrolle zu halten, kann Betroffenen offenbar dabei helfen, sich nicht nur vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen, sondern auch vor Ängsten und Neurotizismus.
Fachleute des BMJ (British Medical Journal) stellen neuste Forschungsergebnisse vor, die einen Zusammenhang zwischen hohem Blutdruck und neurotischem Verhalten aufzeigen. Vor allem der diastolische Blutdruck ist demnach mit neurotischen Persönlichkeitsmerkmalen verknüpft. Die Studie wurde kürzlich in dem renommierten Fachjournal „General Psychiatry“ vorgestellt.
Bluthochdruck wirkt sich auf Herz und Gehirn aus
Bluthochdruck ist bekanntermaßen einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Herzkrankheiten. Unter Hypertonie-Betroffenen gibt es jedoch auch eine überdurchschnittlich hohe Prävalenz von psychologischen Störungen wie Angst, Depression und Neurotizismus. Weshalb diese Verbindung besteht, ist noch nicht abschließend geklärt.
Wie die Arbeitsgruppe betont, wirkt sich der Blutdruck sowohl auf das Herz als auch auf das Gehirn aus. Es sei daher auch nicht ausgeschlossen, dass Bluthochdruck auf die Persönlichkeit einwirken kann.
Zusammenhang zwischen Blutdruck und Psyche analysiert
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verwendeten eine fortschrittliche Auswertungsmethode namens Mendelsche Randomisierung, um Daten aus acht großen Studien auf den Zusammenhang zwischen Blutdruck und Psyche zu bewerten. Insgesamt wurden Daten von über 700.000 Blutproben von Menschen mit überwiegend europäischer Abstammung analysiert.
Überprüft wurde die Verbindung zwischen vier Merkmalen des Blutdrucks (systolischer Blutdruck, diastolischer Blutdruck, Pulsdruck und Vorhandensein von Bluthochdruck über 140/90 mm Hg) mit vier psychologischen Faktoren (Angst, depressive Symptome, Neurotizismus und subjektives Wohlbefinden).
Diastolischer Blutdruck mit Neurotizismus verbunden
Die Auswertung zeigt, dass vor allem ein hoher diastolischer Blutdruck signifikant mit Neurotizismus einhergeht, nicht aber mit Ängstlichkeit, depressiven Symptomen und dem subjektiven Wohlbefinden.
Der diastolische Blutdruck wird in der Entspannungsphase zwischen zwei Herzschlägen gemessen. Bei einer Blutdruckmessung ist er der niedrigere der beiden Werte. Ein normaler Wert liegt zwischen 80 und 84 mmHg.
Neurotische Menschen entwickeln häufiger psychische Probleme
Der gesteigerte Neurotizismus bei hohem diastolischen Blutdruck könnte auch die Ursache für die erhöhte Prävalenz von psychischen Störungen bei Bluthochdruck-Betroffenen sein, da neurotische Menschen empfindlicher auf Kritik reagieren, oft selbstkritischer sind und leichter Ängste, Sorgen und Feindseligkeiten entwickeln.
Den Forschenden zufolge wird Neurotizismus als einer der Hauptursachen für Angst- und Stimmungsstörungen angesehen. Neurotische Personen entwickeln häufiger hohen Stress, der wiederum den Blutdruck erhöhen kann und somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Arbeitsgruppe legt nahe, dass durch die Kontrolle des Blutdruck auch neurotische Verhaltensweisen und Angstzustände eingedämmt werden können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Lei Cai, Yonglin Liu, Lin He, et al.: Investigating genetic causal relationships between blood pressure and anxiety, depressive symptoms, neuroticism and subjective well-being; in: General Psychiatry (2022), gpsych.bmj.com
- BMJ: Blood pressure highly likely to cause neurotic personality trait (veröffentlicht: 21.11.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.