Vielversprechende Untersuchungen: Neuer Ansatz zur Behandlung von Leukämie
Die sogenannte Akute Myeloische Leukämie (AML) zählt zu den häufigsten Blutkrebserkrankungen in Deutschland. Zwar haben sich die Heilungschancen in den letzten Jahren deutlich verbessert, doch nur ein kleiner Teil der Betroffenen kann langfristig geheilt werden. Deutsche Forscher berichten nun über einen neuen Ansatz zur Behandlung von AML.
Häufigste Form akuter Leukämien
Laut dem „Kompetenznetz Leukämie“ ist die Akute Myeloische Leukämie (AML) „mit jährlich 3,5 Neudiagnosen pro 100.000 Einwohnern eine seltene Erkrankung, aber die häufigste Form akuter Leukämien in Deutschland. Männer sind etwas öfter betroffen als Frauen.“ Neben der Chemotherapie wird bei AML häufig zusätzlich eine Stammzell- und Knochenmarktransplantation durchgeführt. Forscher aus Dresden berichten nun über einen neuen Ansatz zur Behandlung der seltenen Erkrankung.
Erkrankung führt unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tode
Von dieser, durch bösartige, genetische Veränderungen im Knochenmark ausgelösten Krankheit betroffen sind vor allem ältere Patienten – die Hälfte der Erkrankten ist über 70 Jahre alt.
Bei Betroffenen treten oft innerhalb kurzer Zeit Symptome wie starke Blässe, Müdigkeit, Unwohlsein, eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen sowie für Blutungen, Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Schwindel auf.
Manche Patienten haben jedoch kaum Beschwerden und die Leukämie wird nur per Zufallsdiagnose entdeckt.
Aber: „AML ist eine schwere Erkrankung, die unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tode führt“, schreibt das „Kompetenznetz Leukämie“.
„Deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass nach der Diagnose umgehend mit einer Therapie begonnen wird. Der wichtigste Bestandteil der Behandlung ist die Chemotherapie mit einer begleitenden Therapie zur Behandlung der Nebenwirkungen“, so die Experten weiter.
In manchen Fällen kann eine Knochenmarktransplantation dazu kommen. Die Strahlentherapie spielt bei der AML eine untergeordnete Rolle.
Es wird aber weiterhin an Therapiemöglichkeiten für Blutkrebs geforscht. So berichteten US-amerikanische Forscher vor kurzem, dass hochdosierte Vitamin-C-Infusionen gegen Leukämie helfen könnten. Und andere Wissenschaftler aus den USA entwickelten eine neue Immuntherapie gegen Blutkrebs.
Nun ist auch deutschen Experten ein großer Schritt zu einem neuen Ansatz zur Behandlung von AML gelungen.
Heilungschancen sind deutlich gestiegen
Obwohl die Heilungschancen bei AML in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gestiegen sind, liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei nur 30 Prozent, langfristig können etwa 20 Prozent der Patienten geheilt werden.
Ein Schlüssel für bessere Überlebenschancen könnten neue Immuntherapien und zielgerichtete Therapien sein. Dresdner Wissenschaftler haben ein vielversprechendes Medikament entwickelt, das ab Anfang nächsten Jahres in klinischen Studien erprobt werden soll.
Der unter Leitung der TU Dresden-Professoren Gerhard Ehninger und Michael Bachmann im ausgegründeten BioTech-Unternehmen GEMoaB neu entwickelte bispezifische Antikörper „GEM333“ erkennt bei Patienten mit Akuter Myeloischer Leukämie eine Struktur namens CD3 auf den Abwehrzellen und den Rezeptor CD33 auf den Blutkrebszellen.
Durch seine Brückenfunktion löst der Antikörper eine Abwehrreaktion aus, die den Krebs zurückdrängen kann.
Bisherige Labor-Untersuchungen sind sehr vielversprechend
„Das Medikament könnte vor allem für Patienten mit einem Rückfall oder schlechtem Therapieansprechen neue Chancen eröffnen“, so Prof. Gerhard Ehninger in einer Mitteilung.
„Die bisherigen Labor-Untersuchungen sind sehr vielversprechend. Ab Jahresbeginn 2018 wollen wir den neuen Wirkstoff in einer klinischen Phase-I-Studie testen. Anhand von 35 Patienten soll am Dresdner Standort und am Uniklinikum in Würzburg zunächst die geeignete Dosis ermittelt werden“, erklärte der Experte.
Das Prinzip ähnelt dem eines Legosteins, der sich sowohl auf seiner Ober- wie auch auf seiner Unterseite mit anderen Steinen verbinden lässt: Künstlich erzeugte, bispezifische Antikörper können mit ihrem einen Ende an ein Oberflächenmolekül einer Krebszelle binden, mit dem anderen an Strukturen in der Membran bestimmter Immunzellen, T-Zellen genannt.
„Über diese Verbindungsbrücke gelangen Giftstoffe aus der T-Zelle in die Leukämiezelle und können diese zerstören. Ohne eine solche künstliche Hilfe kann das Immunsystem die Krebszellen nicht als Feinde erkennen. Mithilfe eines passenden bispezifischen Antikörpers ist es wieder in der Lage, aktiv gegen den Krebs anzukämpfen“, erläuterte Prof. Michael Bachmann.
Bispezifische Antikörper sind verglichen mit anderen Behandlungsoptionen „Neulinge“ in der Therapielandschaft. In den Jahren 2014 und 2015 wurde ein erster bispezifischer Antikörper zur Behandlung der Akuten Lymphatischen Leukämie (ALL) – einer Form der Leukämie, die vor allem Kinder betrifft –zugelassen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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