Experten entwickeln neue Methode zur Feststellung von Autismus-Spektrum-Störungen
Autismus tritt häufig vor dem dritten Lebensjahr auf. Die frühzeitige Feststellung der Erkrankung gestaltet sich meist als äußerst schwierig. Forscher fanden jetzt heraus, dass eine neues Diagnosewerkzeug es Ärzten ermöglichen könnte, Autismus bei Kindern durch eine einfache Blutprobe festzustellen.
Die Wissenschaftler des Rensselaer Polytechnic Institute in New York stellten bei einer Untersuchung fest, dass eine einfache Blutprobe ausreichen könnte, um festzustellen, ob Kindern unter einer sogenannten Autismus-Spektrum-Störung leiden. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „PLOS Computational Biology“.
Kann ein Bluttest Autismus erkennen?
Kann das Geheimnis hinter Autismus auf einige einfache Biomarker reduziert werden oder ist die Störung viel zu komplex? Experten behaupten, dass mit der Hilfe eines neuartigen Diagnosewerkzeuges Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern einfach durch einen simplen Bluttest erkannt werden könnten.
Grundursachen für ASS sind immer noch ein Rätsel
Die Klarheit bei der Diagnose von Kindern, welche an einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) leiden, war bisher eine große Herausforderung für die moderne Medizin, sagen die Autoren. Die Grundursachen für ASS seien nach wie vor ein Rätsel, aber eine frühzeitige Diagnose könnte zu einer effektiveren Behandlung und Verwaltung der Erkrankung führen, berichten die Forscher weiter.
ASS ist unglaublich komplex
Die Suche nach einem zuverlässigen Weg zur Diagnose von ASS hat sich bisher als eine heikle Aufgabe für Forscher erwiesen. Im Allgemeinen beruht die Diagnose auf der Beurteilung der Verhaltensmuster eines Kindes und dessen soziale Fähigkeiten durch einen Arzt, sagen die Forscher. Viele Kinder werden aber nicht als autistisch erkannt, bis sie vier Jahre oder älter sind. Die Störung erweist sich als unglaublich komplex, mit einer Vielzahl von verschiedenen Manifestationen und wahrscheinlichen Ursachen, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Andere Forschung zu dem Thema
Die aktuellen Untersuchungen haben damit begonnen, durch bestimmte biologische Marker eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen. Andere Studien versuchen einen genaueren physiologischen medizinischen Test für die Erkrankung zu entwickeln. Im Jahr 2015 identifizierten Wissenschaftler zu Beispiel bestimmte Proteine, die im Speichel gefunden werden können. Diese Proteine sind häufig in erhöhten Konzentrationen bei Menschen mit Autismus zu finden. Die Entdeckung weckte Hoffnung auf einen schnellen und unkomplizierten Speicheltest zur Diagnose der Störung, erklären die Autoren.
Neue Technik ist die bisher umfassendste Diagnose-Methode für ASS
Es gibt auch noch weitere Forschung zu diesem Thema. Im vergangenen Jahr versuchte eine weitere Gruppe von Forschern, eine sogenannte Eye-Tracking-Technik zu entwickeln, um so eine frühzeitige Diagnose von ASS zu ermöglichen. Die Forscher vom Rensselaer Polytechnic Institute hatten über ihre wissenschaftliche Arbeit behauptet, den bisher umfassendsten physiologischen Diagnose-Prozess für ASS entwickelt zu haben.
Neu entwickelte Methode misst 24 getrennte Metaboliten aus einer einzelnen Blutprobe
Während die bisherige Forschung oft auf einzelne Metaboliten oder Biomarker fokussiert war, misst das neue Verfahren 24 getrennte Metaboliten aus einer Blutprobe, erläutern die Experten. Durch einen komplexen Algorithmus könne bestimmt werden, ob ein Individuum innerhalb des Autismus-Spektrums liegt. Die neu entwickelte Methode nutzt neue Datenverarbeitungstechniken, die in der Lage sind, eine Reihe von Metaboliten zu betrachten, welche mit ASS korrelieren, erklärt der Autor Professor Jürgen Hahn.
Diagnose erkennt bei fast 98 Prozent der Probanden eine vorliegende ASS
Die ersten Ergebnisse sind beeindruckend, sagen die Forscher. Die Stichprobengruppe bestand aus 83 Teilnehmern mit ASS und 76 im Alter angepassten neurotypischen Probanden. Die neue Technik identifizierte korrekt 96,1 Prozent der Kontrollgrupe und 97,6 Prozent der Probanden mit diagnostizierten ASS. Wir sind sehr optimistisch, dass die Ergebnisse auch bei anderen Kohorten repliziert werden können, sagt Professor Hahn. Dies ist die erste Form der physiologischen Diagnostik und die Methode sei sehr genau und spezifisch.
Weitere Forschung ist nötig
Auch wenn die Testergebnisse auf den ersten Blick sehr beeindruckend sind, sollte trotzdem beachtet werden, dass spezifischen Metaboliten in keiner Weise definitiv mit ASS verbunden sind, sagen die Autoren. Viele andere Verhaltensstörungen könnten mit ähnlichen Biomarkern zusammenhängen. Dies würde bedeuten, dass eine Blutprobe möglicherweise allgemeine Lernbehinderungen oder sogar Epilepsie falsch diagnostiziert, erklären die Mediziner. Wahrscheinlich werde noch einige Zeit vergehen, bevor ein unfehlbares physiologisches Diagnose-Tool für diese geheimnisvolle Störung zur Verfügung steht, so das Fazit der Forscher. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.