Ein neu identifizierter Mechanismus scheint eine effektive Behandlung von Borreliose zu ermöglichen. Dies könnte insbesondere Menschen helfen, bei denen die Erkrankung nicht erfolgreich mit Antibiotika therapiert werden kann.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Massachusetts wurde festgestellt, dass die Hemmung der sogenannten Laktatdehydrogenase offenbar ein vielversprechender Mechanismus zur Unterdrückung des Borrelienwachstums ist. Die Studienergebnisse können in dem Fachblatt „Pathogens“ nachgelesen werden.
Probleme bei der Behandlung von Borreliose
Durch Zecken ausgelöste Borreliose wird normalerweise mit Antibiotika behandelt. Bei einigen Betroffenen zeigen Antibiotika allerdings nicht den gewünschten Behandlungserfolg und die Erkrankung nimmt einen chronischen Verlauf.
Es besteht daher großes Interesse daran, neue Behandlungsmöglichkeiten zu identifizieren, durch die das Wachstum des Borreliose auslösenden Bakteriums (Borrelia burgdorferi) gehemmt werden kann, betonen die Forschenden. Eine medizinische Therapie, die eigentlich das Wachstum von Krebszellen hemmt, könne hier die Lösung darstellen.
Verbindung zwischen Stoffwechsel und Glykolyse
Tumorzellen und das Bakterium Borrelia burgdorferi teilen eine ungewöhnliche Eigenschaft in Bezug auf ihr Wachstum. „Es stellte sich heraus, dass sowohl Krebszellen als auch Borrelien für ihren Stoffwechsel ausschließlich auf die Glykolyse angewiesen sind“, erläutert Studienautor Professor Stephen Rich in einer Pressemitteilung.
LDH-Hemmer zur Behandlung von Borreliose
Da die Glykolyse von einem Molekül mit der Bezeichnung Laktatdehydrogenase (LDH) beeinflusst wird, versuchte das Team herauszufinden, ob sogenannte LDH-Hemmer wirksam zur Behandlung von Borreliose sein können. Normalerweise werden LDH-Hemmer als medikamentöse Therapien gegen bestimmte Formen von Krebs verwendet.
Und tatsächlich zeigte sich in In-vitro-Experimenten eine hohe Wirksamkeit der Medikamente. Verschiedene untersuchte LDH-Inhibitoren mit unterschiedlichen Wirkmechanismen und Ursprüngen beeinflussten das Wachstum von Borrelia burgdorferi erheblich.
Daher sind die Forschenden der Meinung, dass diese LDH-Inhibitoren, auch in vivo vielversprechende Kandidaten zur Behandlung von Borrelieninfektionen darstellen können.
Behandlung auch bei Babesiose wirksam
Des Weiteren könnte die medikamentöse Behandlung mit LDH-Hemmern auch gegen eine andere von Zecken übertragene Krankheit wirksam sein, die sogenannte Babesiose, eine Infektion, die Malaria ähnelt, so das Forschungsteam.
Da die bisherigen Untersuchungen ausschließlich in vitro durchgeführt wurden, müssen die Ergebnisse nun in vivo an Mausmodellen und schließlich auch an Menschen überprüft werden, um eine Wirksamkeit zu bestätigen, fügt Professor Rich hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Adam Lynch, Patrick Pearson, Sergey N. Savinov, Andrew Y. Li, Stephen M. Rich: Lactate Dehydrogenase Inhibitors Suppress Borrelia burgdorferi Growth In Vitro; in: Pathogens (veröffentlicht 23.07.2023), Pathogens
- University of Massachusetts Amherst: Research Points to Potential New Medical Therapy for Lyme Disease (27.07.2023), University of Massachusetts Amherst
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.