Neue Erkenntnisse zu Ursachen und Therapiemöglichkeiten des Broken-Heart-Syndroms
Seit Anfang der 1990er Jahre ist in der Medizin das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“ („Gebrochenes-Herz-Syndrom“) als Krankheitsbild bekannt. Deutschen Forschern ist es nun gelungen, neue und grundlegende Erkenntnisse über die Ursachen der Erkrankung und für eine Behandlungsmöglichkeit zu bekommen.
Das Krankheitsbild „Broken-Heart-Syndrom“ ist seit Jahrzehnten bekannt
Ihr oder ihm wurde „das Herz gebrochen“. Dass dies nicht nur ein Spruch, sondern auch medizinische Realität sein kann, ist unter Fachleuten seit über 20 Jahren bekannt. Anfang der 1990er Jahre wurde das Krankheitsbild „Broken-Heart-Syndrom“ („Gebrochenes-Herz-Syndrom“) erstmals beschrieben. Es war zunächst vor allem bei älteren Frauen festgestellt worden, die ihren Mann verloren hatten. In der Medizin ist mittlerweile bekannt, dass die Erkrankung unter anderem zu langfristigen Herzschäden führen kann. Deutsche Forscher haben nun mehr über die Ursachen der Krankheit herausgefunden. Diese könnten zu einer besseren Therapie beitragen.
Erkrankung nach starker seelischer Belastung
Schmerzen in der Brust, Luftnot, erhöhte Herzenzymwerte im Blut und Veränderungen der Herzstromkurve im EKG – in akuten Fällen deuten die Symptome zunächst auf einen Herzinfarkt hin.
Doch etwa zwei Prozent aller Patienten mit der Verdachtsdiagnose Herzinfarkt leiden eigentlich an einer lebensbedrohlichen Funktionsstörung des Herzens mit ähnlichen Symptomen: Dem Takotsubo-Syndrom (TTS), das auch „Broken-Heart-Syndrom“ genannt wird.
Diese Erkrankung tritt nach einer starken seelischen Belastung, wie Trauer oder Liebeskummer, auf. Betroffen sind überwiegend Frauen nach der Menopause.
Wie dieses Syndrom entsteht, weiß man bislang nicht. Die zugrunde liegenden Mechanismen waren bisher noch völlig unklar und Therapieansätze wenig erfolgreich.
Neue Erkenntnisse über die Ursachen der Krankheit
Forschern der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist es nun gelungen, neue und grundlegende Erkenntnisse über die Ursachen der Erkrankung und für eine Behandlungsmöglichkeit des „Broken-Heart-Syndrom“ zu bekommen.
Sie haben neuartige Signalwege identifiziert und können auch bisher vermutete Annahmen für eine genetische Prädisposition untermauern. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler beruhen auf Untersuchungen von Stammzellen von an „Broken-Heart-Syndrom“ erkrankten Patienten, aus denen schlagende Herzzellen hergestellt wurden.
Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „Journal of the American College of Cardiology” (JACC) veröffentlicht.
Für die Entwicklung neuer Therapieverfahren von besonderer Bedeutung
„Die Identifizierung von bisher unbekannten Signalwegen ist für die Entwicklung neuer Therapieverfahren von besonderer Bedeutung“, erklärte Dr. Katrin Streckfuß-Bömeke, Senior-Autorin der Publikation und Leiterin der Arbeitsgruppe „Translationale Stammzellforschung“ der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG in einer Mitteilung.
„Mit Hilfe von in der Kulturschale hergestellten Stammzellen und Herzgewebe von betroffenen Patienten konnten wir erstmals die molekularen Mechanismen der Takotsubo-Kardiomyopathie auf Patienten-spezifischer Ebene sichtbar machen“, so die Expertin.
Die aus Stammzellen von „Broken-Heart-Syndrom“-Patienten hergestellten Herzzellen weisen demnach eine erhöhte β-adrenerge Signalweiterleitung und eine bis auf das Sechsfache des Normalwerts gesteigerte Sensitivität auf Stresshormone, sog. Katecholamine, auf.
Diese zwei Mechanismen wurden von den Herzforschern als typisch für an „Broken-Heart-Syndrom“-Erkrankte identifiziert.
In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler außerdem die Hypothese bestätigen, dass aufgrund familiärer Häufung eine genetische Komponente für das „Broken-Heart-Syndrom“ zugrunde liegt.
Ein bis dato wenig erforschtes Krankheitsbild
„Auf Basis dieser Arbeit wollen wir nun genetische Faktoren für eine Vorbelastung in einer großen TTS-Patienten-Kohorte identifizieren und therapeutische Langzeit-Behandlungsmethoden entwickeln“, so Dr. Streckfuß-Bömeke.
Zudem soll die Wirkweise von verschiedenen Medikamenten auf die erkrankten Herzzellen weiter erforscht werden.
„Die Studie ist eine wichtige Grundlage und ein Durchbruch für ein bis dato wenig erforschtes Krankheitsbild“, meinte Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen und Mitautor der Studie.
Das Takotsubo-Syndrom
Erstmals beschrieben wurde das Krankheitsbild des Takotsubo-Syndroms in den 1990er Jahren von den japanischen Ärzten Keigo Dote und Hikaru Sato.
Namensgeber war eine traditionelle, japanische Tintenfischfalle in Form eines ausgebuchteten Tonkrugs mit verengtem Hals. Die daran erinnernde eigentümliche Form der linken Herzkammer am Ende der Systole wurde von den Medizinern als Folge einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels angesehen.
Da die Krankheit oft infolge starker seelischer Belastungen, etwa dem Verlust eines geliebten Menschen, emotionalem Stress oder Kummer auftritt, wird umgangssprachlich auch vom „Broken Heart-Syndrom“ gesprochen.
Etwa zwei Prozent aller Patienten mit der Verdachtsdiagnose Herzinfarkt leiden eigentlich an einem „Broken-Heart-Syndrom“. Gewissheit bringt erst eine Herzkatheter-Untersuchung.
Zeigt diese keine Verschlüsse der Herzkranzgefäße, handelt es sich vermutlich um ein „gebrochenes Herz“. Betroffen sind überwiegend Frauen nach der Menopause. In der akuten Phase erleiden fast ein Viertel der Patienten ernsthafte Komplikationen mit Todesfolge. (ad)
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