Broken-Heart-Syndrom schützt vor Herzschäden
11.08.2012
Gebrochenes Herz ist nicht nur eine Bezeichnung für tiefe Trauer, sondern tatsächlich eine erkennbare Erkrankung des Herzens, die vor allem bei älteren Frauen nach dem Verlust eines nahestehenden Angehörigen zu beobachten ist. Britische Forscher haben nun offenbar das Rätsel um das Broken-Heart-Syndrom gelöst.
Das Phänomen des Broken-Heart-Syndroms schützt das Herz vor stressbedingten Schäden, so das Ergebnis der Studie eines internationalen Forscherteams um Professor Sian Harding vom Imperial College London. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Circulation“ der American Heart Association berichteten, bewahrt die kurzfristige Veränderung des Herzens das Organ vor möglichen irreversiblen Schäden durch die erhöhte Konzentration von Stresshormonen, welche nach einem Schicksalsschlag oder anderen akuten Belastungssituationen auftreten kann.
Belastende Ereignisse verursachen das Broken-Heart-Syndrom
Aus medizinischer Sicht ist das „gebrochene Herz“ eine besondere Herzerkrankung, die in ihren Symptomen einem Herzinfarkt gleicht. Die Betroffenen leiden an Herzschmerzen, Brustschmerz und Atem- beziehungsweise Luftnot. Das Broken-Heart-Syndrom (auch Tako-tsubo Kardiomyopathie) tritt meist nach einem emotional äußerst belastenden Ereignis wie beispielsweise dem Tod eines nahestehenden Angehörigen, der Trennung vom Partner, einem Unfall oder der Diagnose einer schweren Erkrankung auf. Besonders häufig sind laut Aussage der britischen Forscher Frauen jenseits der Wechseljahre betroffen. Nicht selten landen sie als Notfallpatienten im Krankenhaus. Doch „trotz der ernsten Präsentation, ist die Tako-tsubo Kardiomyopathie rasch reversibel, mit generell guter Prognose“, berichten Prof. Harding und Kollegen.
Broken-Heart-Syndrom mit Symptomen eines Herzinfarkts
Bei Untersuchung der Broken-Heart-Patienten können Kardiologen meist weder geschädigte noch verstopfte oder verengte Herzkranzgefäße feststellen, wie sie üblicherweise bei Herzinfarkt-Patienten zu beobachten sind. „Die Funktionsstörung beim Broken-Heart-Syndrom ähnelt einem Verschluss des linken Herzkranzgefäßes, ohne dass dieses tatsächlich verstopft wäre“, erläuterte Professor Holger Nef, leitender Oberarzt des Herzkatheterlabors am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, gegenüber „Welt Online“. Der Mediziner wurde unter anderem für seine Forschungsarbeit „Tako-Tsubo-Kardiomyopathie: Extremer Stress kann zu einer Störung des Calcium-Haushaltes in der Herzmuskelzelle führen" im Jahr 2008 mit dem August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung ausgezeichnet.
Anhaltender Stress schädigt die Herzmuskulatur
Seit der Entdeckung des Broken-Heart-Syndroms 1991 suchen Mediziner nach einer Erklärung für dieses Phänomen, bei dem das Herz ein ballonartiges Aussehen annimmt, weil der untere Herzmuskel sich nicht richtig zusammenzieht. Nun haben die britischen Forscher um Prof. Harding herausgefunden, dass die Veränderung des Herzens zum Schutz vor möglichen Herzschäden dient. Denn „bei anhaltendem Stress wird der Körper mit Stresshormonen vollkommen überladen. Die Folge ist ein direkter Schaden der Herzmuskulatur“, erläuterte Prof. Nef. Um das Herz vor derartigen Beeinträchtigungen durch die Überstimulation mit Stresshormonen zu schützen, werde bei den Broken-Heart-Patienten offenbar die Wirkungsweise des Adrenalins verändert, berichten die britischen Wissenschaftler. Normalerweise stimuliert Adrenalin das Herz, wodurch in Stresssituationen die Sauerstoffversorgung des Körpers verbessert wird. „Dies kann schädlich sein, wenn es zu lange geht“, so Professor Sian Harding. Daher wirke das Adrenalin „bei Patienten mit Tako-tsubo Kardiomyopathie, auf eine andere Art und schaltet das Herzen ab statt es zu stimulieren.“ Auf diese Weise werde das Organ vor ernsthaften Schädigungen durch die erhöhte Konzentration der Stresshormone nach einem Schicksalsschlag bewahrt.
Ärztliche Behandlung der Broken-Heart-Patienten
Zwar geht das Broken-Heart-Syndrom in der Regel nach einigen Tagen wieder von alleine zurück, doch ist das Herz in dieser Zeit besonders anfällig und Betroffene sollten sich dringend in ärztliche Behandlung begeben. Denn schlimmstenfalls kann auch ein Broken-Heart-Syndrom tödlich verlaufen. Zudem zeigen die gängigen Medikamente bei Broken-Heart-Patienten häufig nicht die gewünschte Wirkung. Auf Adrenalin-haltige Arzneien ist bei den Betroffenen in jedem Fall zu verzichten, so Prof. Harding und Kollegen. Idealerweise sollte der Stresspegel der Patienten möglichst schnell wieder reduziert werden, weshalb laut Prof. Nef immer noch die psychokardiologische Betreuung am wichtigsten ist. „Nur sie hilft bei der Reduktion des Stresslevels“, erläuterte der Experte. Hier können Therapeuten helfen, zum Beispiel beim Verlust eines nahestehenden Menschen eine geeignete Bewältigungsstrategie zu entwickeln. (fp)
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