Diagnostik von Brustkrebs: Wie bildgebende Verfahren unnötige Biopsien vermeiden können
Jedes Jahr wird rund 35.000 Frauen in Deutschland eine Brust-Biopsie empfohlen, um abzuklären, ob sie an Brustkrebs erkrankt sind. Allerdings findet sich nur bei rund der Hälfte von ihnen tatsächlich ein bösartiger Tumor. Forscher berichten nun, wie bildgebende Verfahren unnötige Gewebeproben vermeiden können.
Der häufigste bösartige Tumor bei Frauen
„Laut Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts in Berlin erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 65.500 Frauen neu an Brustkrebs“, schreibt die Deutsche Krebshilfe in einer Mitteilung. Das Mammakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen. In der Regel steigen die Heilungschancen, je früher der Tumor entdeckt wird und je genauer er diagnostiziert werden kann. Ein Forscherteam des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg hat sich zum Ziel gesetzt, die Diagnostik von Brustkrebs zu verbessern. In einer neuen Studie konnten sie nun belegen, dass viele Kontrollbiopsien nach einem auffälligen Mammographie-Befund vermieden werden könnten.
Früherkennung von Brustkrebs
Frauen von 50 bis 69 Jahren können zwar kostenlos am Brustkrebsvorsorge-Programm teilnehmen, doch mancherorts geht nur etwa jede Zweite zum Mammographie-Screening. Manche Frauen haben Angst vor der Untersuchung – sie ist nicht ganz schmerzlos.
Doch die Mammographie zählt zu den wichtigsten Methoden zur Früherkennung von Brustkrebs. Experten zufolge konnten dadurch innerhalb eines Jahres über 17.000 Karzinome entdeckt werden.
Die Untersuchung kann Veränderungen im Gewebe sichtbar machen.
Spezielle Röntgenuntersuchung der Brust
Wie das DKFZ in einer Mitteilung schreibt, unterziehen sich jedes Jahr rund 2,8 Millionen Frauen in Deutschland im Rahmen eines Mammographie-Screenings dieser speziellen Röntgenuntersuchung der Brust.
Allerdings sind die Ergebnisse nicht immer einfach zu interpretieren. Daher muss etwa jede zwanzigste Frau, die am Screening teilnimmt, mit einem auffälligen Befund rechnen.
Erhärtet sich daraufhin der Verdacht, schlagen Ärzte normalerweise vor, eine Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen.
„Das betrifft jährlich fast knapp 35.000 Frauen, doch nur bei rund der Hälfte von ihnen findet sich tatsächlich ein bösartiger Tumor“, erklärte Sebastian Bickelhaupt vom Deutschen Krebsforschungszentrum.
Untersuchung der weiblichen Brust optimieren
Der Radiologe hat sich deshalb gemeinsam mit seinen Kollegen daran gemacht, die diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomografie (MRT) für die Untersuchung der weiblichen Brust zu optimieren und mit intelligenten computerbasierten Bildanalyseverfahren zu verbinden.
Mit der diffusionsgewichteten MRT lässt sich die Bewegung der Wassermoleküle im Gewebe sichtbar machen und mit Hilfe eines Computeralgorithmus beobachten. Bösartige Tumoren verändern die Gewebestruktur, was sich auf die Bewegungsmuster der Wassermoleküle auswirkt.
Dieser Zusammenhang wiederum könnte sich für die Früherkennung von Brustkrebs nutzen lassen – ohne Gewebeproben entnehmen zu müssen, und ohne den Körper mit Kontrastmitteln zu belasten.
„Ziel ist es, einen besseren nicht-invasiven Einblick in das Körpergewebe zu erlangen und damit den Radiologen neben den weiterhin wichtigen Standardverfahren zusätzliche Gewebeinformationen für die klinische Beurteilung zur Verfügung zu stellen“, so Bickelhaupt.
Zuverlässige Aussagen über bösartige Veränderungen
Die DKFZ-Wissenschaftler belegten nun in einer Studie, dass die optimierte diffusionsgewichtete MRT in Kombination mit intelligenten Bildanalyseverfahren tatsächlich zuverlässige Aussagen über bösartige Veränderungen in der Brust erlaubt.
Dazu untersuchten sie insgesamt 222 Frauen, die sich nach einem auffälligen Mammographiebefund einer Biopsie unterziehen sollten.
Bevor die Gewebeprobe genommen wurde, analysierten die Forscher das Brustgewebe der Studienteilnehmerinnen mit ihrer neu entwickelten Methode.
Das vielversprechende Ergebnis: Die Zahl der falsch positiven Befunde ließ sich in der Studiengruppe um 70 Prozent reduzieren. Tatsächlich vorhandene bösartige Veränderungen konnten die Wissenschaftler in 60 von 61 Fällen erkennen.
Das entspricht einer Trefferquote von 98 Prozent und ist vergleichbar mit der Zuverlässigkeit von MRT-Methoden, bei denen Kontrastmittel zum Einsatz kommen.
Die Studienergebnisse wurden vor kurzem im Fachmagazin „Radiology“ veröffentlicht.
Weitere Studien nötig
„Wir werten die Aufnahmen mit Hilfe einer von uns entwickelten, intelligenten Software aus“, erläuterte der Informatiker Paul Jäger, der sich mit Bickelhaupt die Erstautorschaft der Studie teilt.
„Das macht die Methode weitgehend unabhängig von der Interpretation durch einzelne Ärzte.“ Auf diese Weise lässt sich gewährleisten, dass die Methode an verschiedenen Studienzentren gleichermaßen zuverlässige Ergebnisse erzielt.
In einem nächsten Schritt muss sich die Methode in größeren multizentrischen Studien bewähren, bevor sie routinemäßig in der Klinik Anwendung finden kann. Die Wissenschaftler bauen derzeit die dafür notwendigen Kooperationen auf.
„Wenn sich unser Ergebnis in zukünftigen Studien bestätigt, haben wir ein zusätzliches Diagnoseinstrument zur Verfügung, mit dem sich die Früherkennung von Brustkrebs weiter verbessern lässt“, sagte Bickelhaupt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.