Blutest zeigt Wiederkehr des Mammakarzinoms früher an als bisherige Verfahren
Brustkrebs stellt die häufigste Krebserkrankung der Frau dar, an welcher hierzulande jährlich mehr als 70.000 Betroffene erkranken. Rechtzeitig erkannt und behandelt sind die meisten Brustkrebs-Fälle heilbar. Dennoch muss auch nach längerer Zeit noch mit einem Wiederauftreten der Erkrankung oder Metastasen gerechnet werden. Mithilfe eines neuen Bluttests könnte ein Rückfall jedoch zukünftig viel früher prognostiziert werden als bisher.
Späte Menopause und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für eine Erkrankung
Bei Brustkrebs (Mammakarzinom) handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Brustdrüse, von dem in Deutschland jedes Jahr rund 71.000 Frauen betroffen sind. Die genauen Ursachen sind bislang nicht vollständig geklärt, stattdessen erkrankt die Mehrheit der Betroffenen ohne klar zu erkennende Auslöser. Bekannt sind jedoch einige Risikofaktoren, die eine Entstehung begünstigen können. Hierzu zählen unter anderem eine gutartige Veränderung des Drüsengewebes der Brust (Mastopathie), erbliche Faktoren, eine späte Menopause, Bewegungsmangel und Übergewicht.
Sehr gute Heilungschancen bei rechtzeitiger Erkennung
Wird das Mammakarzinom frühzeitig entdeckt und entsprechend behandelt, sind die Heilungschancen heute sehr gut. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Krebserkrankungen muss bei Brustkrebs auch noch nach Monaten mit einem Rückfall gerechnet werden, weshalb eine konsequente Nachsorge besonders wichtig ist. Hier könnte zukünftig ein neuer Bluttest eine große Hilfe darstellen. Denn wie britische Forscher in der Zeitschrift “Science Translational Medicine” berichten, zeige dieser einen drohenden Rückfall offenbar früher an als bisherige Verfahren.
Demnach habe der Test in einer kleinen Studie ein Wiederauftreten der Erkrankung bei rund 80 Prozent der Betroffenen durchschnittlich knapp acht Monate früher als herkömmliche Methoden angezeigt, so die Forscher um Isaac Garcia-Murillas vom Institute of Cancer Research in London. Die Wissenschaftler hatten 55 Frauen untersucht, bei denen das Mammakarzinom früh entdeckt und eine Chemotherapie sowie eine Entfernung des Tumors durchgeführt wurde. Nach dem Eingriff nahmen die Experten den Frauen etwa jedes halbe Jahr etwas Blut ab und prüften dieses auf mögliche Rückfall-Hinweise.
Digitale Polymerase-Kettenreaktion bietet Patientinnen neue Möglichkeiten
Bei 15 Probandinnen kehrte der Tumor innerhalb von zwei Jahren zurück, doch mithilfe des Bluttests hätten 12 Fälle schon früh erkannt werden können. „Unsere Studie zeigt erstmals, dass solche Bluttests verwendet werden können, um einen Rückfall vorherzusagen”, so der Studienleiter Nicholas Turner in einer Mitteilung des Institute of Cancer Research. Um den Krebs nachzuweisen, hatten die Mediziner die so genannte „digitale Polymerase-Kettenreaktion“ (PCR) eingesetzt, mithilfe derer die Erbsubstanz analysiert werden kann. Es zeigte sich, dass der wiedergekehrte Tumor infolge von Mutationen häufig andere Eigenschaften hatte als die zuvor entfernte Wucherung. Dementsprechend könne die PCR dazu beitragen, die bestmögliche Therapie auszuwählen, schreiben die Forscher.
Größere klinische Studien ab kommendem Jahr geplant
„Es wird noch einige Jahre dauern, bevor der Test in Krankenhäusern verfügbar sein könnte”, sagt Turner. „Aber wir wollen dies beschleunigen, indem wir ab dem nächsten Jahr viel größere klinische Versuche durchführen. Es gibt immer noch Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Technologie, aber die digitale PCR ist relativ kostengünstig und die Informationen, die sie bietet könnten einen echten Unterschied für Brustkrebspatientinnen machen“, so der Studienleiter weiter.
Ära der personalisierten Medizin für Krebspatienten
Auch der Onkologe Dr. Tilak Sundaresan und Daniel Haber von der Harvard Medical School in Boston (USA) schreiben in einem begleitenden Kommentar zu der Studie von den Vorteilen des Bluttests. Durch eine frühe Vorhersage eines Rückfalls würden demnach die Heilungschancen steigen, außerdem werde durch die Analyse des jeweiligen Erbguts die Auswahl einer optimalen Therapie möglich. Der Test “bietet Ihnen eine einmalige Gelegenheit, den Krebs zu behandeln, während er theoretisch noch heilbar ist”, so Sundaresan.
„Wir bewegen uns in eine Ära der personalisierten Medizin für Krebspatienten. Dieser Test könnte uns helfen, dem Krebs einen Schritt voraus zu sein, indem wir Veränderungen überwachen und Behandlungen auswählen, welche die individuellen Schwächen des jeweiligen Tumors ausnutzen“, ergänzt der Geschäftsführer des Institute of Cancer Research, Professor Paul Workman. (nr)
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