Yoga und Co: Was bei Zähneknirschen hilft
01.06.2014
Etwa acht Prozent der deutschen Erwachsenen knirschen nachts mit den Zähnen. Dieses Zähneknirschen, auch Bruxismus genannt, kann zu zahlreichen gesundheitlichen Folgeschäden führen. Da Stress und Angst zu den möglichen Ursachen zählen, können unter anderem Entspannungsübungen wie Yoga helfen – möglicherweise aber auch Botox.
Zähneknirschen mit zahlreichen Folgeschäden
Laut aktuellsten Zahlen zahnärztlicher Experten knirschen acht Prozent der Erwachsenen in Deutschland nachts mit den Zähnen, berichtet „Die Welt“. Erst ab einem Alter von über 65 Jahren hielten die meisten Bundesbürger ihre Zähne nachts wieder still, von den Älteren sollen nur noch drei Prozent knirschen. Beim Zähneknirschen, auch Bruxismus genannt, werdenZahnschmelz, Kiefermuskeln- und gelenke zum Teil stark beschädigt. Zudem können neben der Kaumuskulatur auch andere Muskelgruppen geschädigt werden, die zur Stabilisierung des Kopfes angespannt werden. Dadurch kann es zu schweren Schmerzsyndromen und Ohrensausen kommen. Häufig treten auch Schwindel, Sehstörungen und Übelkeit auf. Betroffene leiden zudem oft an Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Schulterschmerzen und Schmerzen an der Beckenmuskulatur.
Verschiedene Ursachen wie Stress oder Angst
Die Ursachen für Bruxismus sind bislang wissenschaftlich noch wenig erforscht. So ist etwa bis heute nicht klar, inwieweit eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt. In der Vergangenheit wurden die Gründe oft in der Anatomie gesucht, doch mittlerweile gelten laut Studien und Umfragen zahlreiche Umstände als Risikofaktoren. Dazu zählen unter anderem Schlafstörungen, chronischer Stress oder Angst, aber auch Einflüsse durch Alkohol, Rauchen, Koffein oder manche Medikamente. Laut dem Bericht von „Die Welt“ knirschen Frauen doppelt so häufig wie Männer. In Untersuchungen sei zudem nachgewiesen worden, dass Knirscher im Vergleich zu Kontrollgruppen stärkeren Alltagsbelastungen ausgesetzt sind. Demnach habe eine Befragung von 13.057 Menschen in England, Deutschland und Italien einen signifikanten Zusammenhang zwischen kritischen Lebensereignissen und nächtlichem Zähneknirschen ergeben. Von den Befragten haben 69 Prozent ihr Knirschen mit Stress oder Angstzuständen in Verbindung gebracht.
Belastungen können enorme Schäden verursachen
Eine Gruppe von Forschern an der Universitätszahnklinik Helsinki, die 1.784 Angestellte des finnischen Rundfunks untersuchte, kam zu ähnlichen Ergebnissen. Auch bei ihnen berichteten die Knirscher über mehr Stress als ihre nicht knirschenden Kollegen. Die Wissenschaftler folgerten: „Bruxismus kann als ein Indikator für Dauerstress im alltäglichen Berufsleben angesehen werden.“ Doch auch Ärger in der Familie, Prüfungsstress oder finanzielle Probleme können dafür sorgen, dass Menschen ihre Zähne aufeinanderreiben. Kräfte von 300 bis 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter sollen beim Knirschen auf die Zähne einwirken. „Beim Bruxismus wird die acht- bis zehnfache Kraft ausgeübt, wie normalerweise erforderlich ist, um die Nahrung zu zerkleinern“, erklärte die Wissenschaftlerin Anne Wolowski von der Universitätszahnklinik in Münster, laut dem „Welt“-Beitrag. Solche Belastungen können zu enormen Schäden führen.
Neuerdings bieten Zahnärzte Botox-Behandlung an
In der Regel wird Bruxismus von einem Zahnarzt diagnostiziert. Als Standardtherapie gilt eine Knirscherschiene (Aufbissschiene), die die Betroffenen meist in der Nacht tragen müssen. Mit diesen Kunststoffschienen soll die Überlastung der Zähne, Muskeln und Gelenke verhindert, das Gebiss geschützt und Unregelmäßigkeiten ausgeglichen werden. Die Zahnschienen helfen also nur symptomatisch. Neuerdings bieten Zahnärzte auch eine Behandlung mit Botox an, um die durch das Mahlen der Zähne verhärtete Muskulatur zu entspannen. Auch wenn das Medikament für diese Indikation bisher nicht vorgesehen war, seien die ersten Ergebnisse vielversprechend. Das Nervengift werde dabei ein- bis zweimal im Jahr in die Kaumuskeln gespritzt. Krankenkassen übernehmen die Kosten, die zwischen 400 und 600 Euro pro Behandlung liegen, allerdings nicht.
Der inneren Anspannung entgegenwirken
Neben der Behandlung der Symptome bieten sich auch Therapien an, die die möglichen Ursachen angehen. So können etwa Yoga, Autogenes Training, Hypnotherapie, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder eine Verhaltenstherapie helfen, um der inneren Anspannung entgegenzuwirken. Eine weitere Therapieform ist das Biofeedback. Auch an der Zahnklinik der Universität Münster, wo es eine Sprechstunde für Menschen mit Kiefer-Gesichts-Beschwerden gibt, setzt man darauf. „Wir versuchen mit der Biofeedback-Methode zu helfen“, so Anne Wolowski laut dem „Welt“-Bericht. Patienten können bei diesem Verfahren unmittelbar am Bildschirm beobachten, wie stark sie ihre Kaumuskeln beanspruchen. Sie können dann mit Hilfe der Bilder eine entspanntere Haltung einüben. Die Patienten sollen später dann auch ohne Kontrollbild in der Lage sein, ihre Kieferbewegungen besser zu kontrollieren und zwar auch in schwierigen Lebenssituationen. (ad)
Bild: Heike / pixelio.de
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