Krank durch Arbeit: Burn-out betrifft Personen aller Alters- und Berufsgruppen
Immer mehr Menschen fühlen sich aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung und wegen Stress im Job regelrecht ausgebrannt. Der sogenannte Burn-out kann Personen aller Alters- und Berufsgruppen treffen. Gesundheitsexperten erklären, wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann.
Burn-out wird von der WHO als Krankheit anerkannt
Vor wenigen Monaten wurde bekannt, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Burn-out künftig als Krankheit anerkennt. In den überarbeiteten internationalen klinisch-diagnostischen Leitlinien, dem ICD-11, der 2022 erscheint, ist Burn-out als Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ definiert. Univ.-Prof. Bernhard Baune, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Münster (UKM), erklärt in einem Interview, wen es betreffen kann, was die Ursachen sein können und wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann.
Ein Krankheitsbild der modernen Gesellschaft
Wie Prof. Baune erläutert, ist Burn-out eine Erkrankung, die vor allem im Kontext des Arbeitslebens entsteht. Die Krankheit betrifft alle Alters- und Berufsgruppen.
Im Wesentlichen ist Burn-out ein Krankheitsbild der modernen Gesellschaft.
„Wir verzeichnen in den letzten zwanzig Jahren einen Wandel weg von einer eher körperlich anstrengenden Arbeit hin zu einer geistig und mental orientierten Arbeitswelt für viele Menschen“, so Baune.
„Da können die Belastungen eher kognitiv sein, weil hohe Aufmerksamkeit gefordert ist und viele Aufgaben gleichzeitig erfüllt werden müssen“, erklärt der Experte.
Arbeitnehmer die zu viel mit sich machen lassen
Zu einem Burn-out kann es kommen, wenn die Arbeitsbelastung besonders intensiv ist und die Abgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit fehlt.
Dann ist der Stresslevel ständig hoch und senkt sich auch nachts nicht mehr. Das führt nicht nur zu zunehmenden Störungen des Schlafs, sondern auch des allgemeinen Wohlbefindens.
Laut Prof. Baune trifft ein Burn-out tendenziell eher Personen mit einer hohen Leistungsbereitschaft und der Neigung, ihre eigenen Grenzen nicht zu akzeptieren.
„Aber es kann auch Menschen betreffen, die vielleicht eine schlechtere Selbstregulation haben. Die am Arbeitsplatz zu viel mit sich machen lassen und den Erwartungen anderer immer gerecht werden wollen“, so der Fachmann.
Auch die permanente Erreichbarkeit per Mail, Telefon, WhatsApp oder SMS ist ein großes Problem, da dadurch ein hoher Sozialdruck entsteht.
Auf diese Weise wird die Erwartung suggeriert, dass man auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten aufgrund der Erreichbarkeit Arbeit leisten kann.
Typische Symptome
Zur Frage nach den Symptomen, erklärt Prof. Baune, dass am Anfang häufig ein subjektives Empfinden von sehr starkem Stress steht: „Man erholt sich nicht mehr vom Arbeitsaufwand und gönnt sich keine Freizeit.“
Typische Anzeichen eines Burn-outs sind auch der bereits erwähnte schlechte Schlaf sowie Appetitverlust.
Im weiteren Verlauf treten auch ganz ähnliche Symptomen wie bei einer Depression auf.
„Aber es gibt auch andere, passivere Erscheinungsformen des Burn-outs: Zum Beispiel eine Art „innere Kündigung“ am Arbeitsplatz. Damit verbunden vielleicht auch ein Leistungsverlust oder immer häufiger auftretende Fehl- und Krankheitstage“, erklärt Baune.
Möglichkeiten der Prävention
„Ich glaube, es ist wichtig, dass jeder Mensch eine Vorstellung davon hat, wie man sich gesund fühlt und wie man gesund lebt. Im körperlichen wie auch im psychisch-mentalen Bereich“, sagt der Experte.
„Diese Vorstellung kann einem helfen, zu merken, wie es ist, wenn etwas nicht mehr ganz rund läuft. Also wenn man normalerweise Sport treibt, seinen Interessen nachgeht und soziale Kontakte pflegt, ist es ein Alarmsignal, wenn das plötzlich anders wird“, so Prof. Baune.
Auch das soziale Umfeld kann bei der Früherkennung von Burn-out hilfreich sein, da viele Betroffene nicht mehr in Lage sind, ihre Situation ernsthaft und mit Konsequenzen zu reflektieren.
Noch besser ist vorzubeugen. Der Deutsche Bundesverband für Burnout-Prophylaxe und Prävention (DBVB) in München hatte in der Vergangenheit auf verschiedene Möglichkeiten der Prävention hingewiesen.
Die Experten nannten dabei unter anderem die Identifikation und Verringerung von Stressquellen, gezielte Entspannung (zum Beispiel durch Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Yoga, Tai Chi, Qi Gong), ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung sowie das Nehmen von Auszeiten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Münster (UKM): Burn-out: Krank durch Arbeit, (Abruf: 11.08.2019), Universitätsklinikum Münster (UKM)
- Deutscher Bundesverband für Burnout-Prophylaxe und Prävention (DBVB): BURNOUT RECHTZEITIG ERKENNEN – AUF DIESE WARNSIGNALE SOLLTE MAN ACHTEN, (Abruf: 11.08.2019), Deutscher Bundesverband für Burnout-Prophylaxe und Prävention (DBVB)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.