Neue Pilzinfektion breitet sich in Deutschland aus
Vor rund acht Jahren wurde in Japan erstmals ein neuer Verursacher von Pilzinfektionen nachgewiesen. Mittlerweile grassiert der Hefepilz Candida auris unter anderem in den USA, Großbritannien und Indien. Nun wurden auch mehrere Fälle in Deutschland registriert. Für manche Personengruppen stellt der Pilz eine tödliche Gefahr dar.
Gefährlicher Hefepilz auf dem Vormarsch
Im vergangenen Herbst hatte die US-Gesundheitsbehörde CDC über eine neue Pilzkrankheit berichtet, die in manchen Fällen tödlich verläuft. Der Hefepilz Candida auris war demnach in den USA mit mehreren Todesfällen in Verbindung gebracht worden. Der Pilz wurde zum ersten Mal 2009 bei einem Patienten in Japan nachgewiesen. Doch mittlerweile grassiert er auch in zahlreichen anderen Ländern – unter anderem in Deutschland.
Infektion kann lebensgefährlich werden
Auf der Haut leben vielzählige Mikroorganismen, darunter auch Hefen. Pilze der Art Candida können bei etwa 75 Prozent der Menschen nachgewiesen werden. Mit einem gesunden Immunsystem sind die Hefepilze auf der Haut und den Schleimhäuten meist kein Problem.
Sie leben auf der Haut, ohne dass man etwas davon bemerkt. Und selbst wenn sie zu Hefepilzerkrankungen der Haut führen, können oft einfache Hausmittel gegen Candida helfen.
Wenn jedoch der neue Hefepilz Candida auris in den Blutkreislauf gelangt, kann die häufig in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen auftretende Infektion lebensgefährlich werden.
CDC-Direktor Tom Frieden erklärte letztes Jahr in einer Pressemitteilung: „Wir müssen jetzt handeln, um die Verbreitung dieses arzneimittelresistenten Pilzes besser zu verstehen, sie zu kontrollieren und aufzuhalten.“
Mehrere Fälle in Deutschland registriert
Doch offenbar konnte die Verbreitung noch nicht aufgehalten werden. In den vergangenen Monaten sind unter anderem in den USA, Großbritannien und Indien zahlreiche Erkrankungen mit dem gefährlichen Hefepilz erfasst worden.
Nun rechnen Experten auch für Deutschland mit einer Zunahme der Fälle. Das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) in Jena hat nach einem Einzelfall 2015 in diesem Jahr bereits drei Fälle registriert.
„Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Fallzahlen höher sind. Es gibt sicherlich Labors, denen der Erreger durchgerutscht ist“, erläuterte Zentrumsleiter Oliver Kurzai in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind gefährdet
Candida auris besiedelt Ohren und Atemwege, er kann allerdings auch im Blut oder in Wunden schwere Infektionen verursachen.
Gesundheitsexperten zufolge ist der Pilz jedoch für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Diabetiker oder Frühgeburten eine tödliche Gefahr – diese Personengruppen erleiden nach einer Ansteckung oft ein Multiorganversagen.
Laut Kurzai stelle der Hefepilz für einen gesunden Menschen keine Bedrohung dar. „Aufgrund der bislang vergleichsweise wenigen Fälle besteht allerdings noch kein klares Risikoprofil“, so der Experte.
Den Angaben zufolge seien viele diagnostische Labors noch nicht ausreichend auf den erst seit einigen Jahren bekannten Hefepilz vorbereitet. Auch medizinischem Personal sei der Erreger noch nicht ausreichend geläufig.
„Die aktuellen Standard-Verfahren für Pilzinfektionen erkennen diesen Hefepilz nicht. Im besten Fall zeigen die Tests nur, dass etwas nicht stimmt“, erklärte der Mediziner in der dpa-Meldung.
Nun seien die Hersteller der Testverfahren am Zug. Sie müssten die Datenbanken aktualisieren, auf denen die Tests basieren.
Infizierte Patienten gestorben
Basierend auf den bislang vergleichsweise wenigen Fällen hat die US-Gesundheitsbehörde CDC festgestellt, dass etwa 40 bis 60 Prozent der mit Candida auris infizierten Patienten gestorben sind.
Allerdings lässt sich dabei meist nicht genau sagen, ob tatsächlich der Pilz die Ursache war, weil es sich jeweils um schwer kranke Patienten handelte.
Der Hefepilz, der gegen viele Anti-Pilz-Mittel resistent ist, sei laut Kurzai nur im Labor identifizierbar.
„Das wichtigste ist deshalb, dass man den Pilz erkennt“, so der Experte laut dpa. Aber: „Die Identifizierung mit herkömmlichen Verfahren gelingt zurzeit nur unzureichend“, schreibt das NRZMyk auf seiner Webseite.
Außerdem gebe es derzeit noch keine Meldepflicht für Infektionen mit Candida auris. (ad)
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