Derzeit ist eine gesellschaftliche Diskussion entbrannt, ob Cannabis kontrolliert freigegeben werden sollte oder nicht. Wir haben einige Fakten zusammen getragen, um einen Beitrag in dieser Diskussion zu liefern.
Eine Minderheit von Konsumenten, die einen Joint rauchen oder anderweitig Cannabis konsumieren, werden psychisch auffällig. „Gefährdet sind aber Menschen, die eine Veranlagung zu einer Psychose haben“, sagt auch der Suchtexperte Benedikt Bloching vom Stuttgarter Klinikum. Wie immer ist die Dosis entscheidend. Doch wie wirkt Cannabis eigentlich?
Über 66 bekannte Substanzen sind in Cannabis enthalten. Diese nennen Wissenschaftler Cannabinoide. Der wichtigste und auch berauschende Stoff ist Tetrahydrocannabinol (THC). Er sorgt für euphorisierende und benebelnde Zustände. Eine weitere Substanz ist Cannabidiol (CBD). Dieser gilt als sogenannter Gegenspieler und wirkt antipsychotisch. Cannabis wirkt im menschlichen Organismus, weil das Gehirn Substanzen produziert, dass den Cannabis-Stoffen sehr ähnlich ist. Daher finden THC und CBD im menschlichen Körper entsprechende Andockstellen, die auch Rezeptoren genannt werden. An diese heften sie sich an und lösen entsprechende psychische Wirkungsweisen aus.
Angstlösend aber auch Angstfördernd
THC haftet sich beispielsweise an Rezeptoren an, die für das Belohnungszentrum des Gehirn zuständig sind. Dort kommt es dann zur Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin, der für Glücksgefühle zuständig ist. „Die Droge erzeugt daher gute Laune bis hin zu Euphorie, kann aber auch in großen Mengen zu Gleichgültigkeit oder zu Angstzuständen führen“, so der Suchtexperte Benedikt Bloching vom Klinikum Stuttgart.
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Oft werden bereits vorhandene Zustände wie Traurigkeit oder Heiterkeit durch den Konsum von Cannabis zusätzlich unterstützt. „Wenn ich rauche, bekomme ich entweder einen Lachflash oder sitze nur gleichgültig in der Ecke. Beides entspannt mich“, sagt Clemens Just. Just ist sei etwa 20 Jahren Konsument und raucht nur gelegentlich einen Joint am Abend.
Maßvoller Konsum kann entspannen
Ein maßvoller Konsum kann daher auch positive Effekte haben. Die Rezeptoren, an die sich die Wirkstoffe binden, sitzen auch an den Orten im Gehirn, wo Emotionen wie Angst, Schmerz oder Stress erzeugt werden. Diese für Menschen oft nicht angenehmen Empfindungen können mit Cannabis gedämpft werden. Ein weiterer Rezeptor befindet sich in den Immunzellen im Darm und der Lunge. Cannbis kann hier das Immunsystem beeinflussen und Entzündungen entgegen wirken. Einige Menschen besitzen allerdings diese Rezeptoren nicht. Dann kann diese Wirkung nicht entfaltet werden.
Cannabis-Stoffe erschweren das Lernen
Wer lernt, sollte lieber nichts rauchen. Denn Cannabis hemmt das Lernen, auch wenn der Rausch bereits vorbei ist. Denn die Rezeptoren sind noch immer besetzt und erschweren die Aufnahme von neuen Informationen. Daher kommt es auch, dass Dauerkonsumenten oft Schwierigkeiten haben, sich an Dinge zu erinnern und „vergesslich“ sind. Beeinträchtigungen nach einem Rauschzustand können bei starken Konsumenten bis zu vier Wochen anhalten.
Wirkt sich Cannabis auch auf die Intelligenz aus? Der Suchtexperte verweist dabei auf eine Langzeit-Studie. In dieser wurden Probanden seit ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter fortlaufend neuropsychologisch untersucht. „Die Auswertungen deuten darauf hin, das regelmäßiger Konsum die Intelligenz um acht IQ-Punkte mindert – sofern man im frühen Jugendalter angefangen hat, Cannabis zu konsumieren.“
Gerade wenn das Gehirn sich noch entwickelt, ist es anfälliger für die Effekte, die durch Cannabis ausgelöst werden. Ein australische Studie fand heraus, dass kiffende Jugendliche schlechtere Chancen besitzen, einen Schulabschluss erfolgreich zu absolvieren. Die Chancen sanken um bis zu 60 Prozent im Vergleich zu den Nichtkonsumenten. Auch wenn andere Forscher diese Beobachtungen widerlegten. Unwidersprochen ist, dass das Gehirn von Langzeitkonsumenten sich verändert. Es arbeitet laut Wissenschaftler der Universität Bonn „eben anders“, aber nicht unbedingt schlechter. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.