Cannabis fördert den Schlaf und verlängert die Gesamtschlafzeit, wobei die Wirkung mit herkömmlichen Schlafmitteln vergleichbar ist.
In einer neuen Studie haben Fachleute der University of Sydney die Wirkung von Cannabinol (CBN), einem Inhaltsstoff von Cannabis, auf den Schlaf von Ratten untersucht. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Neuropsychopharmacology“ nachzulesen.
Inhaltsstoffe von Cannabis
Cannabis enthält zahlreiche verschiedene Cannabinoide, darunter die Hauptcannabinoide Δ9-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC) und Cannabidiol (CBD) sowie geringere Mengen verschiedener weiterer Cannabinoide. Eines davon ist Cannabinol (CBN), dem auch eine schlaffördernde Wirkung zugeschrieben wird, erklären die Forschenden.
Die Untersuchung der Auswirkungen auf den Schlaf von Ratten habe nun gezeigt, das CBN eine Verlängerung der Gesamtschlafzeit bewirkt. Dabei verlängerte Cannabinol sowohl den Non-REM-Schlaf als auch den REM-Schlaf, berichtet das Team. CBN habe in Bezug auf den Non-REM-Schlaf eine mit dem Schlafmittel Zolpidem vergleichbare Wirkung gezeigt.
Darüber hinaus zeigte sich, dass der Metabolit 11-Hydroxy-CBN ebenfalls einen Einfluss auf die Schlafarchitektur hat, wobei es allerdings einige subtile Unterschiede zur Wirkung von Cannabidiol selbst gab, fügen die Forschenden hinzu.
Weitere Auswirkungen auf den Schlaf
Bereits im Jahr 2021 befasste sich eine unabhängige Forschungsarbeit mit den Auswirkungen von Cannabis auf den Schlaf, wobei allerdings auch eine nachteilige Effekte festgestellt wurden.
Die Forschenden untersuchten, ob Cannabiskonsum mit Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen verbunden ist und ob die Konsumentinnen und Konsumenten häufiger zu kurz (weniger als sechs Stunden pro Nacht) oder zu lange (mehr als neun Stunden pro Nacht) schliefen.
Nachteile für den Schlaf
Die durchschnittliche Schlafdauer in der gesamten Stichprobe lag bei knapp sieben Stunden und bei Cannabiskonsum habe eine um 34 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für zu kurzen Schlaf sowie eine um 56 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für zu langen Schlaf bestanden, berichtet das Team.
Bei Langzeitkonsum von Cannabis sei im Vergleich zu Nicht-Konsum eine um 64 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit für zu kurzen Schlaf und eine um 76 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit für zu langen Schlaf aufgetreten.
Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten berichteten laut den Forschenden zudem 31 Prozent häufiger über Einschlaf- und Durchschlafstörungen und hatten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wegen der Schlafprobleme bereits ärztliche Hilfe gesucht.
Vielschichtige Wikung auf den Schlaf
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Cannabis beziehungsweise dessen Inhaltsstoffe zwar zu einer Verlängerung der Schlafdauer beitragen können, der Konsum aber auch verschiedene Schlafprobleme begünstigen kann.
Zudem scheinen die Auswirkungen auf den Schlaf bei Langzeitkonsum wesentlich stärker ausgeprägt als bei Personen, die nur gelegentlich Cannabis konsumieren. Weitere Forschung zu den Auswirkungen auf den Schlaf ist nun dringend erforderlich, um mögliche Vorteile und Nachteile genau zu bestimmen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jonathon C. Arnold, Cassandra V. Occelli Hanbury-Brown, Lyndsey L. Anderson, Miguel A. Bedoya-Pérez, Michael Udoh, et al.: A sleepy cannabis constituent: cannabinol and its active metabolite influence sleep architecture in rats; in: Neuropsychopharmacology (veröffentlicht 12.11.2024), Neuropsychopharmacology
- Calvin Diep, Chenchen Tian, Kathak Vachhani, Christine Won,Duminda N Wijeysundera, et al.: Recent cannabis use and nightly sleep duration in adults: a population analysis of the NHANES from 2005 to 2018; in: Regional Anesthesia & Pain Medicine (veröffentlicht 06.12.2021), Regional Anesthesia & Pain Medicine
Wichtiger Hinweis:
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