Auf Cannabis als medizinisches Heilmittel hoffen viele Schmerz-Patienten: Ein richtiger Hype ist laut Vaclav Wenzel Cerveny vom Cannabis- Verband Bayern um den Stoff Cannabidiol (CBD) entstanden, der je nach Hanfsorte stärker oder schwächer konzentriert vorkommt und Schmerzen lindern soll. „CBD hat Potenzial“, sagt Cerveny, der vom Freitag, 10. Juli, bis Sonntag, 12. Juli 2015 Deutschlands einzige Hanf-Messe veranstaltet. 50 Aussteller aus sieben Nationen zeigen in der Zenith-Messehalle auf rund 5.000 Quadratmetern alle Facetten rund um das vielseitige Gewächs – sei es als Baustoff, Medizinprodukt oder kulinarische Zutat. „Hanf als medizinisches Heilmittel“ ist Themenschwerpunkt am zweiten Messetag. 15.000 Besucher werden zu dem dreitägigen Messe-, Kongress- und Musikfestival-Event erwartet.
Die Substanzen der Cannabispflanze könnten Millionen von Patienten helfen. Auf die stärkere Nachfrage nach Hanf als Heilmittel hat der Cannabis-Verband Bayern auch eigenen Entwurf des bayerischen Hanfgesetzes (BayHanfG) reagiert. Gemäß Paragraf 2 hat jeder Einwohner des Freistaates „ein Anrecht auf angemessene Versorgung mit Cannabinoid-Medizin aus natürlichen, nicht gentechnisch veränderten Hanfblüten“. Die Entscheidung für die Verschreibung von Hanfprodukten zu medizinischen Zwecken obliege alleine dem betroffenen Patienten und dessen Arzt, so Cerveny.
Cannabidiol ist einer von 70 Bestandteilen der Hanfpflanze und wie Tetrahydrocannabinol (THC) ein psychoaktives Cannabinoid und hauptsächlich rauschbewirkender Bestandteil der Hanfpflanze (Cannabis). Je nach Hanfsorte ist die Konzentration des Stoffes in den weiblichen Blütenständen unterschiedlich. CBD wird ein breites medizinisches Wirkspektrum nachgesagt, ohne dass sich die Anwender „stoned“ oder „high“ fühlen. Medizinisch wirkt es entkrampfend, entzündungshemmend, angstlösend und gegen Übelkeit. Cannabis könnte den Bedarf anderer Schmerzmittel senken. Weitere pharmakologische Effekte werden erforscht.
Klinische Studien sehen CBD als Behandlungsoption für eine Vielzahl von Krankheitsbildern wie Epilepsie, Tourette-Syndrom, Arthritis, Diabetes, Alkoholismus, Multiple Sklerose, chronische Schmerzen, Antibiotika-resistente Infektionen , Schizophrenie, posttraumatische Belastungsstörungen und andere neurologische Erkrankungen. Eine niedrige CBD-Konzentration wirkt nach Ansicht von Medizinern eher anregend, eine hohe CBD-Konzentration wirke dagegen eher beruhigend.
In Israel erhalten nach einem jüngsten SPIEGEL-Bericht mehr als 20.000 Patienten Cannabis-Medikamente. Dort habe sich der Einsatz etabliert. In Deutschland haben laut Bundesgesundheitsministerium 403 Patienten die Erlaubnis, medizinisches Cannabis einzunehmen. Nur ein Medikament auf Hanf-Basis sei zugelassen. Schwerkranke Patienten dürfen mit Ausnahmegenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auch Cannabisblüten oder Extrakte davon über Apotheken beziehen.
Chronisch kranke Schmerzpatienten, die Cannabis zur Linderung brauchen, können aufgrund der geltenden Gesetzeslage ins Visier von Ermittlern geraten. Cannabis-Präparate in den Apotheken sind teuer. Die Kosten werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Entscheiden sichdie Patienten für den Eigenanbau von Hanfpflanzen, droht ihnen ein Ermittlungsverfahren. “Die Politik muss hier schnell Klarheit schaffen”, sagt Cerveny.
Hanf als Heilmittel Schwerpunkt am zweiten Messetag
Der zweite CannabisXXL-Messetag am Samstag, 11. Juli 2015, steht unter dem Themenschwerpunkt „Hanf als Heilmittel“. Um 12.30 Uhr hält Torsten Hergestell, stellvertretender Beauftragter des Volksbegehrens „Ja zu Cannabis“ und seit zehn Jahren Hanfaktivist, den Fachvortrag „Hanf als Medizin“. Von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr diskutieren Ärzte, Suchtexperten und Patienten mit Cannabis-Ausnahmegenehmigung. Um 15.30 Uhr hält Daniel Cappiello (Endoca) in englischer Sprache einen Fachvortrag über CBD-Öl. Um 16.30 Uhr spricht Christoph Rossner, Suchtexperte der Piratenpartei, über „die Gefahren des Schwarzmarkts/Mischkonsums“.
: NicoLeHe / pixelio.de
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