Terpene aus der Cannabispflanze bieten eine vielversprechende Möglichkeit zur Schmerzbehandlung bei Fibromyalgie und postoperativen Schmerzen, ohne die psychoaktiven Nebenwirkungen von THC.
In einer neuen Studie von Forschenden der University of Arizona (USA) wurde das Potenzial von Terpenen als nicht-psychoaktive Schmerzmittel untersucht, insbesondere bei chronischen Schmerzen infolge von Fibromyalgie und nach Operationen. Die Ergebnisse eröffenen spannende neue Ansätze für die Schmerztherapie und sind in dem Fachjournal „Pharmacological Reports“ nachzulesen.
Terpene: Mehr als nur Duftstoffe
Terpene sind aromatische Verbindungen, die Pflanzen ihren charakteristischen Duft und Geschmack verleihen, und in früheren Studien wurden bereits schmerzlindernde Eigenschaften der Terpene nachgewiesen.
Dabei konzentrierte sich die Forschung auf vier Terpene, die in moderaten bis hohen Konzentrationen in Cannabis sativa vorkommen: Geraniol, Linalool, Beta-Caryophyllen und Alpha-Humulen. Und die Studienergebnisse zeigten, dass Terpene in Modellen von Entzündungsschmerzen und chemotherapie-induzierten Nervenschmerzen eine wirksame Linderung verschaffen können.
Jedoch blieb unklar, ob sie auch bei chronischen Schmerzzuständen wie Fibromyalgie und postoperativen Schmerzen eine Rolle spielen könnten, erläutert das Team.
Terpene in der Schmerztherapie
Im Rahmen der aktuellen Studie testeten die Forschenden daher die Wirkung der vier Terpene an Mäusen mit postoperativen Schmerzen und Fibromyalgie. Das Ergebnis war eindeutig: Alle getesteten Terpene zeigten eine signifikante Schmerzlinderung, wobei Geraniol den stärksten Effekt hatte, gefolgt von Linalool, Beta-Caryophyllen und Alpha-Humulen.
„Bei Fibromyalgie weiß man nicht viel über den Schmerzzustand und es gibt nicht viele gute Behandlungsmöglichkeiten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Terpene eine brauchbare Behandlungsoption für Fibromyalgie-Schmerzen sein können, die möglicherweise eine große Wirkung haben und für eine unterbehandelte Bevölkerungsgruppe einen Unterschied machen könnte“, erläutert Studienautor Dr. John Streicher in einer aktuellen Pressemitteilung.
Linderung postoperativer Schmerzen
Auch gegen postoperative Schmerzen, die zwischen akuten und chronischen Schmerzen liegen, können Terpene helfen, so die Forschenden weiter. Zwar sind auch Opioide zur postoperativen Schmerzbehandlung verfügbar, doch seien diese mit häufig mit einem hohe Risiko unangenehme Nebenwirkungen verbunden.
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Die neue Studie lege nahe, dass Terpene eine vielversprechende therapeutische Alternative für postoperative Schmerzen darstellen könnten, ohne die Nachteile von Opioiden. Weltweit werden jährlich rund 310 Millionen größere Operationen durchgeführt und hier könnten Terpene eine wertvolle Ergänzung zu den derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten darstellen, berichtet das Team.
Zukunft der Schmerztherapie?
Obwohl die Ergebnisse der Studie vielversprechend sind, steht laut den Fachleuten noch viel Forschung an, bevor Terpene als etablierte Therapieoption in der Schmerzbehandlung eingesetzt werden können. Besonders die genaue Wirkungsweise der Terpene, die über den Adenosin A2a-Rezeptor erfolge – ein Ziel, das auch von Koffein blockiert werde – könne weitere spannende Untersuchungen anstoßen.
Ingesamt eröffne die Studie jedoch bereits jetzt neue Perspektiven für die Behandlung chronischer und postoperativer Schmerzen und Terpene könnten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, um den Einsatz von Opioiden zu verringern und eine natürliche, weniger belastende Behandlungsoption zu bieten.
Doch wie bei allen neuen Behandlungsmethoden ist Vorsicht geboten: Weitere Studien sind notwendig, um die Langzeitwirkungen und die genaue Wirksamkeit der Terpene zu bestätigen.
Bis dahin bleibt abzuwarten, welche weiteren Ergebnisse die Forschung liefert und ob sich Terpene langfristig als wirkungsvoll erweisen. Für alle, die mit chronischen Schmerzen leben, könnte der neue Ansatz jedoch der erste Schritt zu einer besseren, innovativen Therapieoption sein. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Caleb A. Seekins, Alyssa M. Welborn, Abigail M. Schwarz, John M. Streicher: Select terpenes from Cannabis sativa are antinociceptive in mouse models of post-operative pain and fibromyalgia via adenosine A2a receptors; in: Pharmacological Reports (veröffentlicht 12.12.2024), Pharmacological Reports
- University of Arizona Health Sciences: Cannabis terpenes offer potential new way to treat fibromyalgia pain (veröffentlicht 12.03.2025), University of Arizona Health Sciences
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.